Rascher Schutz der Tiefsee notwendig

Großräumig müsse die Tiefsee geschützt werden. Diese Forderung stellte das UN-Umweltprogramm UNEP gemeinsam mit der World Conservation Union IUCN bei der Präsentation einer Studie über „Ökosysteme und Biodiversität der Tiefsee und Ozeane“ am Rande eines UN-Gipfels über das internationale Seerecht. Das Argument der Umweltgruppen ist deutlich: Es müssten unbedingt neue Schutzregionen eingerichtet werden, da sonst ein Overkill der Ozeane bevorsteht.

Überfischung, globale Erwärmung und Umweltverschmutzung setzen dem Leben in den Weltmeeren stark zu. Wenn nicht bald wirksame Schritte gesetzt würden drohe der Kollaps, warnen die Experten. „Die Fähigkeiten der Menschen die Ozeane und die Ressourcen der Meere zu nutzen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen“, so UNEP-Direktor Achim Steiner, daher müssten nicht nur die Küstengewässer, sondern auch die Tiefsee und die Ozeane geschützt werden. „Mehr als 60 Prozent aller Meereslebewesen leben in den Regionen, die nach Seerecht außerhalb der Jurisdiktion eines einzelnen Staates liegen“, so Steiner. Der Experte gab zu bedenken, dass 90 Prozent der auf der Erde lebenden Biomasse in den Ozeanen lebt.

„Sehr oft wird in diesen Regionen maßlos gefischt, ohne darauf zu achten, welche Effekte dies auf die Fischbestände hat“, so der UNEP-Experte Stefan Hain. „Wir wissen heute, dass diese Ökosysteme der Tiefsee sehr fragil sind. Die Folgen des Raubbaus sind verheerend, denn die Fischbestände verschwinden alarmierend schnell. Diese Regionen sind einfach nicht in der Lage derart starke Beeinträchtigungen durch den Menschen zu vertragen“, so der Experte, der vorschlägt, dass auch nicht-territoriale Gewässer als Schutzgebiete ausgewiesen werden sollten. Das sei allerdings die Aufgabe von Regierungen, die nun aufgefordert werden zu handeln. Die Wissenschaftler warnen davor, dass bis heute erst knapp zehn Prozent der Meere erforscht wurden. Besonders in der Tiefsee gebe es noch viele Geheimnisse zu entdecken: Erst ein Millionstel des gesamten Tiefseebodens ist untersucht worden. Rund 50 Prozent aller Tiere, die in Tiefen ab 3.000 Metern gefangen werden, sind immer noch unbeschriebene Spezies. Kaltwasser-Korallenriffe können bis zu 8.000 Jahre alt werden, 35 Meter Hoch aufragen und 40 Kilometer lang werden. Bisher wurden solche Riffe vor der Küste von mehr als 40 Ländern entdeckt – von den Polen bis zu den Tropen.

Wie stark die Ausbeutung der Meere tatsächlich ist, wird an einer Berechnung des UNEP deutlich: 3,5 Mio. Fischerboote sind weltweit unterwegs. Ein Prozent dieser Schiffe werden als industrielle Großschiffe klassifiziert. Sie haben die Kapazität 60 Prozent aller weltweit gefangenen Fische zu fischen. Allein der weltweite Beifang, der nicht genutzt wird, beträgt 20 Mio. Tonnen jährlich. Das ist ein Viertel aller gefangenen Fische weltweit. Mehr als 52 Prozent der globalen Fischbestände sind bereits ausgeschöpft. Die jährliche Menge an gefangenen Fischen beträgt etwa 84,5 Mio. Tonnen. 1964 waren es noch 20 Mio. Tonnen jährlich. Im Zentrum der Kritik der Experten standen auch nicht nachhaltige Methoden der Erdvermessung wie etwa seismische Untersuchungen oder militärische Operationen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.unep.org http://www.iucn.org

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