Pflanzen am Südpol reparieren sich selbst
Mit Unterstützung der Niederländischen Forschungsorganisation NWO haben niederländische Wissenschaftler die Auswirkungen des Ozonlochs auf die Vegetation der Antarktis untersucht. Es zeigte sich, dass – obwohl beispielsweise die Reparaturmechanismen von Flechten und Moosen sogar bei niedrigen Temperaturen effektiv zu funktionieren scheinen – das heutige ökologische Gleichgewicht dennoch gefährdet ist. Denn die Temperaturzunahme infolge des Treibhauseffekts führt zu irreversiblen Veränderungen ihres Ökosystems.
Im Zeitraum von 1997 bis 2001 untersuchten niederländische Ökologen auf der Antarktischen Halbinsel eine Gras-, Moos- und Algenart und Flechten. Die Umweltforscherin Daniela Lud prüfte gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern des Niederländischen Instituts für Umweltforschung in Yerseke die Auswirkungen ultravioletter Strahlung auf das pflanzliche Wachstum. Wegen des Ozonlochs ist die Antarktische Halbinsel in jedem Frühjahr der schädlichen, kurzwelligen UVB-Strahlung ausgesetzt.
Zu diesem Zweck wurden über dem Bewuchs Filter angebracht. Die Hälfte der Filter ließ das schädliche UV-Licht hindurch, die andere Hälfte nicht. Auf diese Weise konnte festgestellt werden, ob das UV-Licht die Fotosynthese und die Konzentration der schützenden Pigmente in den Gräsern, Moosen und Flechten beeinflusst. Außerdem wurde untersucht, ob das UV-Licht Schäden am Erbmaterial der Vegetation anrichtet.
Die negativen Folgen der UV-Strahlung erwiesen sich als gering. Alle Vegetationsformen enthalten große Mengen an schützenden Pigmenten. Außerdem sind biologische Mechanismen für die Reparatur beschädigter DNS auch bei niedrigen Temperaturen noch sehr wirkungsvoll. Soweit die gute Nachricht.
Die gleiche Untersuchung lieferte aber noch eine zweite, weniger erfreuliche Erkenntnis. Beim Vergleich einer offenen Anordnung von Pflanzen mit einer geschlossenen und daher etwas wärmeren Anordnung zeigte sich, dass die Vegetation von der Temperatur beeinflusst wird. Manche Moose und die Grasart Antarktische Schmiele wuchsen bei einer höheren Temperatur schneller, die Flechten hingegen reagierten gar nicht bzw. kaum.
Die Wissenschaftler erwarten, dass ein künftiger Temperaturanstieg deutlich spürbare Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung der antarktischen Vegetation haben wird. Die schneller wachsenden Gräser und Moose dürften die Flechten verdrängen.
Nähere Informationen:
Daniela Lud (NIOO-CEMO, Zentrum für ästuarine und marine Ökologie)
T +31 570 614 330 (privat) oder 113 577 470 (CEMO)
F +31 113 573 616 (CEMO)
E-Mail: lud@cemo.nioo.knaw.nl
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.nioo.nl/cemo/bruva/bruva.htmAlle Nachrichten aus der Kategorie: Ökologie Umwelt- Naturschutz
Dieser Themenkomplex befasst sich primär mit den Wechselbeziehungen zwischen Organismen und den auf sie wirkenden Umweltfaktoren, aber auch im weiteren Sinn zwischen einzelnen unbelebten Umweltfaktoren.
Der innovations report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Klimaschutz, Landschaftsschutzgebiete, Ökosysteme, Naturparks sowie zu Untersuchungen der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes.
Neueste Beiträge

Meilenstein in der Lungenhochdruck-Therapie
Bei der pulmonalen arteriellen Hypertonie (PAH) verengen sich die kleinen Lungengefäße immer mehr und behindern den Bluttransport in die Lunge. Ein neues Medikament kann diese Veränderung stoppen und möglicherweise sogar…

Neutrinos erstmals in Teilchenbeschleuniger nachgewiesen
Ein Team mit Beteiligung von Forschenden der Universität Bern hat erstmals Neutrinos nachgewiesen, die von einem Teilchenbeschleuniger erzeugt wurden, namentlich vom Large Hadron Collider (LHC) des CERN. Die Entdeckung wird…

Innovative Technologien entfernen Arzneimittelrückstände aus Abwasser
Jedes Jahr am 22. März erinnert der Weltwassertag an die Bedeutung einer der wichtigsten Lebensressourcen. Unser Planet ist zu fast zwei Dritteln mit Wasser bedeckt, aber nicht einmal drei Prozent…