"Daten zur Natur" 2002 belegen: Wanderfalke und Fischotter geht es wieder besser

Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Prof. Dr. Hartmut Vogtmann haben heute in Bonn die neueste Ausgabe der „Daten zur Natur“ vorgestellt. Auf über 200 Seiten werden der aktuelle Stand des Schutzes und der Nutzung der Natur in Deutschland analysiert, die vielfältigen Instrumente des Naturschutzes aufgezeigt und Handlungsfelder für die Zukunft erörtert.

Nach Ansicht von Bundesumweltminister Jürgen Trittin machen die „Daten zur Natur“ deutlich, dass die Anstrengungen von Bund und Ländern in den letzten Jahren zu sichtbaren Erfolgen geführt haben, aber weiterhin eine Reihe von Gefährdungen für Natur und Landschaft bestehen. „Wanderfalke und Fischotter geht es wieder besser. Das zeigt, dass sich der Zustand ihrer Lebensräume, die auch unsere Umwelt sind, verbessert hat. Mit der im April dieses Jahres in Kraft getretenen Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes, mit der wir einen über 20 Jahre währenden Reformstau aufgelöst haben, werden wir die vorhandenen Gefährdungen für Fauna und Flora weiter zurückdrängen und eine Trendwende beim Schutz von Tieren, Pflanzen und ihren Lebensräumen herbeiführen. Über 80 Millionen Euro Bundesmittel flossen in mehr als 30 Naturschutzgroßprojekte. Rund 100 000 Hektar für den Naturschutz wertvolle Flächen des Bundes in den neuen Ländern wurden von der Privatisierung ausgenommen und können von Ländern und Naturschutzverbänden übernommen werden. Damit wird klar: Die Bewahrung des nationalen Naturerbes und die ökologische Modernisierung unseres Landes gehören für diese Bundesregierung zusammen“, sagte Trittin.

„Die vom Bundesamt für Naturschutz vorgelegten Daten zur Natur unterstreichen den nach wie vor großen Handlungsbedarf zum Erhalt der biologischen Vielfalt“, führte BfN-Präsident Hartmut Vogtmann aus. „Sie zeigen aber auch, dass fachlich ausgereifte und politisch flankierte Konzepte greifen. Negative Entwicklungstrends können gestoppt und sogar umgekehrt werden“, so Vogtmann weiter.

Einige Beispiele, die stellvertretend für den Erfolg der Naturschutzmaßnahmen von Bund und Ländern stehen:

Der Wanderfalke zählte 1984 in Deutschland zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Nach dem Verwendungsverbot für chlorierte Kohlenwasserstoffe, darunter DDT, sowie aufgrund intensiver Schutzbemühungen und Auswilderungsmaßnahmen hat dieser Greifvogel in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Saarland wieder Bestandsdichten des Jahres 1950 erreicht.

Vor zehn Jahren war der Fischotter in Niedersachsen noch vom Aussterben bedroht. Dank wirksamer Schutzmaßnahmen kommt er dort wieder in allen geeigneten Lebensräumen vor. Das Fischotterprogramm wurde nicht zuletzt durch eine Reihe von Naturschutzgroßprojekten sowie Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz maßgeblich unterstützt.

Durch die Verbesserung der Gewässerqualität und die Einrichtung neuer Fischaufstiegsanlagen hat sich die Fischfauna der oberen Elbe deutlich verbessert. So stieg die Zahl der Arten von 1993 bis 1999 von 19 auf 36 an. Die Auswirkungen des jüngsten Hochwassers sind allerdings noch nicht bekannt. Im Rhein können heute bis auf zwei alle früher verzeichneten Arten wieder nachgewiesen werden. Das jüngste Elbehochwasser hat gezeigt, dass vor allem bei der Verbesserung der Gewässerstruktur dringend Verbesserungen erforderlich sind. Den Flüssen ist künftig mehr Raum zu geben, um die Hochwasserfolgen besser zu bewältigen. Mit den beiden vom Bundesumweltministerium zu jeweils 75 Prozent geförderten Deichrückverlegungen von jeweils mehreren 100 Hektar an der Mittleren Elbe und am „Bösen Ort“ bei Lenzen in Brandenburg werden Beispiele geschaffen, den Flüssen wieder eine ungestörte Überflutungsdynamik zurückzugeben und die Menschen besser vor Hochwasser zu schützen.

Trotz dieser Erfolge kann für die Gefährdungssituation von Arten und Lebensräumen insgesamt noch keine Entwarnung gegeben werden. Etwa ein Drittel (36 Prozent) der Tierarten ist bestandsgefährdet, 3 Prozent gelten als ausgestorben oder verschollen. Ähnlich ist die Situation bei den Pflanzen: 29 Prozent sind bestandsgefährdet, 4 Prozent ausgestorben oder verschollen. Deutlich wird der Handlungsbedarf bei den Lebensräumen: Von den in Deutschland existierenden rund 500 Biotoptypen werden über zwei Drittel als gefährdet eingestuft. Deshalb wurden mit der Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes wichtige Weichenstellungen vorgenommen und der Naturschutz aus dem Reservat geholt, um eine Trendwende herbeizuführen: Erstmals wurde u.a. die gute fachliche Praxis in der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft definiert. Mindestens 10 Prozent der Landesfläche sollen künftig durch einen Biotopverbund geschützt werden. Der Meeresnaturschutz in der Ausschließlichen Wirtschaftszone wurde gestärkt.



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Franz August Emde idw

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