Seehund-Seuche breitet sich weiter aus


Die seit Anfang Mai dieses Jahres zunächst in Dänemark, später auch in Schweden, Norwegen und in den Niederlanden grassierende Seehund-Seuche, die Ende Juli auch Deutschland erreichte (vgl. BMU-Pressemitteilung 175/02 vom 30.07.2002), breitet sich weiter aus und hat jetzt nahezu alle Anrainerstaaten der Nordsee und das Kattegatt erfasst. Schätzungsweise mehr als
10 000 Seehunde, davon über 2000 an der deutschen Nordseeküste, fielen ihr bislang zum Opfer. Vor Beginn der Epidemie wurde der Bestand in der Nordsee auf rund 30 000 Tiere, im Wattenmeer auf rund 20 000 Tiere geschätzt.

Nach Einschätzung von Bundesumweltminister Jürgen Trittin ist nicht mehr auszuschließen, dass die Seehund-Seuche ein vergleichbares Ausmaß erreicht wie 1988, als mehr als die Hälfte aller Tiere in der Nordsee verendeten. „Die Hoffnung, dass der vor Ausbruch der Seuche von Fachleuten als gut bezeichnete Allgemeinzustand der Seehunde dazu führen würde, dass dem Staupe-Virus pdv  jetzt weniger Tiere zum Opfer fallen, scheint sich nicht zu erfüllen. Trotz der seit den 80er Jahren deutlich verbesserten Lebensbedingungen für die Seehunde, die für eine große und gesunde Population gesorgt haben, ist bereits ein Drittel der Gesamtpopulation der Nordsee verendet“, sagte Jürgen Trittin.

Die zuständigen Behörden der Bundesländer hatten unmittelbar nach dem Übergreifen der Seuche auf deutsche Gewässer Sofortmassnahmen, u.a. zur Überwachung der Küste sowie zur unverzüglichen Bergung möglicher weiterer toter Tiere, ergriffen. Bereits nach den ersten Meldungen aus Dänemark wurden Notfallpläne erarbeitet.  Akute Gefahren für Mensch und Umwelt bestehen nach wie vor nicht. Auf den Menschen ist das Staupevirus nicht übertragbar. Hunde und möglicherweise auch Katzen können zwar infiziert werden, erkranken aber nicht. Jedoch sollte zu toten oder erkrankten Seehunden Abstand gehalten und die Fundstelle umgehend den zuständigen Behörden gemeldet werden.

Nach Auffassung der Mehrzahl der Wissenschaftler hat das Auftreten der Seehund-Epidemie natürliche Ursachen und ist Bestandteil des Naturgeschehens. Vorbeugende Impfungen oder eine medikamentöse Behandlung erkrankter Tiere sind nicht möglich.
Die Erfahrungen von 1988 zeigen aber, dass sich die Population nach Abklingen der Epidemie rasch wieder erholt. Leider sei es so, dass offenbar nur noch sehr wenige Seehunde über entsprechende Abwehrkörper gegen das Staupevirus verfügen. „Für eine endgültige Einschätzung zu den Ursachen und möglichen begünstigenden Faktoren ist es meiner Ansicht nach noch zu früh. Dazu sollte der Verlauf der Seuche zunächst von Fachleuten weiter beobachtet und diskutiert werden. Sind für nähere Untersuchungen Forschungsprojekte notwendig, sollten sie – auch international – koordiniert werden“, sagte Trittin.

Auch auf internationaler Ebene wurden das Auftreten der Seehund-Seuche und ihre Folgen bereits thematisiert. Im Rahmen der trilateralen Wattenmeerkooperation und des seit 1991 zwischen den Wattenmeerstaaten Deutschland, Dänemark und den Niederlanden bestehenden Seehund-Abkommens hat bereits am 6. Juni dieses Jahres ein Expertentreffen stattgefunden, um den Umgang mit erkrankten Seehunden, erforderliche wissenschaftliche Untersuchungen sowie mögliche Auswirkungen auf den „Seehund-Management-Plan“ zu erörtern. Entsprechende Vorschläge wurden der trilateralen Wattenmeerkooperation vorgelegt.

Media Contact

Michael Schroeren BMU Pressedienst

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