Modernster Standard für Patienten: Tübinger Neurochirurgen operieren Wirbelsäule mit Robotersystem

Die verrutschten Lendenwirbel können den Wirbelkanal verengen und das Rückenmark einklemmen. Dies führt zu schmerzhaften Rückenbeschwerden, vor allem unter Belastung. Muss die Wirbelsäule in einer Operation stabilisiert werden, geschieht dies durch eine Versteifung der instabilen Segmente mittels Schrauben. Am Universitätsklinikum Tübingen setzen die Neurochirurgen dazu seit kurzem ein Robotersystem ein.

„Mit Hilfe von SpineAssist® können die Verschraubungen bei ganz geringer Röntgenstrahlbelastung exakt platziert werden, lediglich zwei Röntgenaufnahmen sind nötig.“, erläutert Prof. Dr. Florian Roser, Oberarzt und Wirbelsäulenspezialist der Klinik. „Nur an den Stellen, wo geschraubt wird, muss die Haut am Rücken des Patienten eröffnet werden.“

Exakte Positionierung der Schrauben, mehr Sicherheit beim Eingriff, niedrige Komplikationsrate und weniger Schmerzen und schnellere Genesung des Patienten verspricht die neue Technik des Roboters in der Größe eines Mobiltelefons.

Diese Vorteile gegenüber den herkömmlichen Methoden will Roser nun auch mit einer Studie belegen. Darin will er drei Techniken miteinander vergleichen: Dieselbe Operation kann robotergesteuert, mit einem computergestützten Navigationssystem oder aber „Freihand“ ausgeführt werden.

Mit rund 3000 Operationen im Jahr zählt die Tübinger Universitätsklinik für Neurochirurgie zu den größten neurochirurgischen Zentren in Deutschland. In Tübingen werden jährlich etwa 1600 Operationen an der Wirbelsäule durchgeführt, davon etwa 150 zur Stabilisierung von Bewegungssegmenten der Lendenwirbelsäule. Nur wenige Kliniken in Deutschland bieten dieses Verfahren mit dem Mini-Roboter an.

Mazor Robotics wurde 2001 von Professor Moshe Shoham vom Technion Israel Institute of Technology gegründet. Das Unternehmen ist führend in der Entwicklung von Miniatur-Robotik-Positionierungshilfen. SpineAssist® ermöglicht Chirurgen das genaue Platzieren von Implantaten bei reduzierter Strahlenbelastung während der Operation.

Das System besteht aus einem über der Wirbelsäule des Patienten fixierten Miniatur-Roboter und einer Workstation mit einer hochentwickelten Software zur Operationsplanung. Damit ist eine 3D- und CT-basierte präoperative Planung auf einem PC möglich. Mehr Informationen unter www.mazorrobotics.com/germany-de

Ansprechpartner für nähere Informationen:

Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Neurochirurgie
Prof. Dr. Florian Roser
Hoppe-Seyler-Str. 1, 72076 Tübingen
Tel. 07071/29-8 65 88, E-Mail florian.roser@med.uni-tuebingen.de

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Dr. Ellen Katz idw

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