Stammzelltransplantation: Neue Therapie soll Nebenwirkungen verringern

Fatalerweise ruft diese Therapie sehr häufig eine lebensbedrohliche Reaktion des Immunsystems hervor. Theoretisch verfügt das Immunsystem selbst über einen Hebel mit dem sich diese gefährliche Nebenwirkung gezielt unterdrücken lässt: die regulatorischen T-Zellen. Die Arbeitsgruppe um Dr. Michael Albert in München will sich diese Tatsache zu Nutze machen, um eine zelluläre Immuntherapie zu entwickeln, mit der die Nebenwirkungen einer Transplantation in Schach gehalten werden.

Die Transplantation von blutbildenden Stammzellen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als eine immer häufiger eingesetzte Therapieform für eine Vielzahl von Erkrankungen des Blutes und speziell von Blutkrebs etabliert. Sie bietet Patienten, die trotz intensiver Chemotherapie nicht von ihrer Leukämie geheilt werden konnten, eine zusätzliche Chance, die Krebserkrankung zu besiegen.

Abhängig von der Art der Transplantation kommt es bei ca. 20-80 Prozent der Patienten jedoch zu einer als GVHD bezeichneten schweren Immunreaktion, die auf einer Gewebeintoleranz zwischen Stammzellspender und Patient beruht. Je nach Schweregrad kann diese Immunreaktion lebensbedrohliche Formen annehmen. Behandelt wird die GVHD durch Medikamente, die die Aktivität des Immunsystems unterdrücken. Damit muss jedoch umgekehrt das Auftreten von schweren Infektionen und Rückfällen der Leukämie in Kauf genommen werden. Deshalb sind die GVHD und die Folgen ihrer Behandlung immer noch der häufigste Grund für das Versterben eines Patienten nach einer Stammzelltransplantation. Neue Therapieansätze zur Behandlung der GVHD sind also dringend erforderlich.

In einem von der Wilhelm Sander-Stiftung geförderten Projekt verfolgen die Forscher an der Ludwig-Maximilians-Universität München den vielversprechenden Therapieansatz, mit regulatorischen T-Zellen die GVHD zu unterdrücken. Regulatorische T-Zellen halten überschießende Immunreaktionen gegen Fremdstoffe in Schach und vermitteln eine Selbsttoleranz, die vor Zerstörung von körpereigenem Gewebe schützt.

Die Eigenschaften dieser speziellen T-Zellen lassen sich auch für die Stammzelltransplantation nutzen, um eine Toleranz zwischen den Blutzellen des Stammzellspenders und dem Patienten herzustellen. Die Anzahl an natürlich vorkommenden regulatorischen T-Zellen im Blut ist jedoch sehr gering. Für einen therapeutischen Einsatz entwickeln die Münchener Forscher deshalb ein Verfahren, mit dem es möglich ist, regulatorische T-Zellen mittels genetischer Manipulation labortechnisch in einer großen Anzahl zu vermehren. Für die zelluläre Immuntherapie würden regulatorische T-Zellen des Spenders verwendet, die zusammen mit dem Knochenmarktransplantat auf den Patienten übertragen werden, um dort gezielt die GVHD zu unterdrücken.

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 140.000 Euro. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Kontakt:
PD Dr. Michael Albert, Oberarzt, Leiter der pädiatrischen Stammzelltransplantation und der Arbeitsgruppe Transplantationsimmunologie
Abteilung Pädiatrische Hämatologie und Onkologie
am Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München
Tel: 089/5160-2785
E-Mail: michael.albert@med.uni-muenchen.de

Media Contact

Bernhard Knappe idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

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