Neues Gel gegen Borrelien in letzter Testphase

Der Holzbock (Ixodes ricinus) ist in Deutschland verbreitet und Überträger von Borrelien, die eine Borreliose verursachen können. Foto: BNI / A.Krüger<br>

Im Rahmen einer multizentrischen Studie testen Ärzte aus Deutschland und Österreich ein neues Medikament, das nach einem Zeckenbiss einfach auf die Haut aufgetragen werden kann, um einer Borreliose vorzubeugen.

„Mittlerweile sind, je nach Region, bis zu 35 Prozent der Zecken in Deutschland mit Borrelien-Bakterien infiziert“, warnt Sabine Stauga, Studienärztin am Bernhard-Nocht Zentrum für Klinische Studien (BNCCT). Und jeder, der von einer infizierten Zecke gebissen wird, könne an Borreliose erkranken. „Tatsächlich erkranken nur rund fünf bis zehn Prozent der Gebissenen“, beruhigt Stauga.

Das neue Medikament ist ein antibiotikahaltiges Gel. Es wäre nach erfolgreicher Zulassung das erste Medikament, das vorbeugend wirkt, weil es die Borrelien bekämpft, bevor sie sich im Körper ausbreiten. Der Wirkstoff Azithromycin ist bereits in Tablettenform als Antibiotikum, unter anderem auch bei Borreliose, im Einsatz. Um die Wirkung des Medikaments auf die Bissstelle zu begrenzen und somit Nebenwirkungen zu minimieren, wurden in früheren Studien Substanzen wie zum Beispiel Öle getestet, die das Eindringen des Antibiotikums in die Haut ermöglichen. Ohne Erfolg: Die Substanzen wurden schlecht aufgenommen, und der Wirkstoff erreichte die tieferen Hautschichten nicht.

„Mit der neuen Gelformulierung ist jetzt eine wirksame, nebenwirkungsarme Behandlungsmethode gefunden worden. Die bisherigen Studienergebnisse sind als erfolgreich einzustufen und sprechen dafür, dass das Gel sehr gut wirkt“, sagt Stauga. Denn Wissenschaftler beobachteten eine gute Wirksamkeit des Gels im Tiermodell. Auch zeigten Studien, dass das antibiotikahaltige Gel leicht in die Haut gesunder Menschen eindringe und gut verträglich sei.

Studienteilnehmer bis Herbst 2012 gesucht

Für die letzte Studienphase suchen die Studienzentren noch bis zum Herbst 2012 Personen zwischen 18 und 80 Jahren, die von einer Zecke gebissen wurden. Die Zecke sollte mitgebracht werden oder noch in der Haut stecken. Über 500 Probanden nehmen bereits an der Studie teil. „Aufgrund des milden Frühjahrs haben wir in Norddeutschland bereits mehr Zeckenbisse beobachtet als gewöhnlich“, sagt Stauga. Betroffene Personen, die an einer Studienteilnahme interessiert sind, können das BNCCT unter der Telefonnummer 040 42818-367 oder per Email unter studien@bnitm.de kontaktieren. Weitere Studienzentren und Informationen zum Thema Borreliose finden Interessierte über die offizielle Studienwebsite http://www.zeckenstudie.com.

Über das Bernhard Nocht Centre for Clinical Trials (BNCCT):
Das BNCCT ist eine Einrichtung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) in Kooperation mit der Sektion Tropenmedizin an der I. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikum Hamburg- Eppendorf (UKE). Das Studienteam verfügt über jahrelange Erfahrungen mit Impfstoffen im Rahmen der reisemedizinischen Sprechstunde. Zudem führt es im In- und Ausland Forschungsprojekte und klinische Studien zu Infektionskrankheiten durch. Ziel ist eine verantwortungsbewusste Durchführung von Arzneimittelstudien insbesondere mit Impfstoffen nach internationalen Standards.

Pressekontakt
Sabine Stauga
Bernhard Nocht Centre for Clinical Trials (BNCCT)
Bernhard-Nocht-Str. 74
20359 Hamburg
Tel.: +49 40 42818-393
E-Mail: stauga@bnitm.de

Dr. Eleonora Setiadi
PR & Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 40 42818-264
E-Mail: setiadi@bnitm.de

Media Contact

Dr. Eleonara Setiadi idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer