Neue Studie zur Behandlung des Mantelzell-Lymphoms

Prof. Dr. Martin Dreyling Klinikum der Universität München

Neu erkrankte Patienten unter 65 Jahren bekommen als erste Therapie eine sogenannte autologe Stammzelltransplantation. Dabei wird das blutbildende System mit einer hoch dosierten Chemotherapie zerstört und durch blutbildende Stammzellen eines Spenders ersetzt.

Die Behandlung ist hoch wirksam, aber durchaus sehr belastend. Schwächere Patienten über 65 Jahre erhalten deshalb eine „normale“ Chemotherapie zusammen mit einem anderen Medikament (Rituximab). „Die Krankheit lässt sich mit diesen Behandlungen fünf bis zehn Jahre lang zurückdrängen“, sagt Dreyling.

Sie kommt allerdings wieder und dann meist aggressiver denn je. Das heißt: Sie führt trotz der Standard-Therapie in ein bis zwei Jahren zum Tod. Deshalb haben die Mediziner um Dreyling in Zusammenarbeit mit dem von der Medizinischen Klinik III geleiteten Europäischen MCL-Netzwerks in einer großen Studie zwei Medikamente in der Behandlung von Patienten mit „Rezidiv“ gegeneinander getestet.

Ibrutinib und Temsirolimus sind zwei Substanzen, die schon in der Therapie für eine Form der Leukämie zugelassen sind. Sie wurden bereits in kleineren Studien auch für das MCL erprobt. Jetzt folgte die große Studie der Phase III mit typischen Patienten – vor allem Ältere und Hochrisiko-Patienten.

139 von ihnen schluckten Ibrutinib, 141 bekamen Temsirolimus gespritzt. Dabei zeigte sich zunächst: Ibrutinib ist „deutlich besser verträglich“, wie Dreyling betont. Unter Temsirolimus sinkt vor allem die Zahl der für die Gerinnung nötigen Blutplättchen, zudem kommt es öfter zu einer Erkrankung der Lungen, und die Patienten fühlen sich insgesamt abgeschlagen.

26 Prozent der Teilnehmer mussten die Therapie deshalb abbrechen, dagegen nur sieben Prozent in der Ibrutinib-Gruppe. Die häufigste ernste Nebenwirkung dieses Medikaments sind Einblutungen der Haut. Aufgrund all dessen konnten die Patienten mit Ibrutinib deutlich länger als mit Temsirolimus behandelt werden.

Das spiegelt sich auch in der Wirkung der Medikamente: 72 Prozent der Teilnehmer sprachen auf Ibrutinib an, dagegen „nur“ 40 Prozent auf Temsirolimus. Ansprechen bedeutet: Die Symptome lassen nach, die Lymphknoten werden kleiner, die Patienten fühlen sich besser.

Bei 19 Prozent der Teilnehmer in der Ibrutinib-Gruppe verschwanden die Symptome komplett, dagegen nur bei einem Prozent in der Vergleichsgruppe. In der bisherigen Nachbeobachtungszeit wurde die Krankheit unter Ibrutinib im Schnitt 16 Monate lang zurückgedrängt, unter Temsirolimus im Schnitt drei Monate lang. Die Patienten werden weiter beobachtet.

„Das ist alles in allem ein deutlicher Unterschied“, sagt Dreyling, „mit Ibrutinib haben wir jetzt eine Monotherapie als Option in der Behandlung dieser Patienten.“ Temsirolimus wird dagegen derzeit zusammen mit Chemotherapie erprobt. Erste Daten zeigen, „dass das Ansprechen der Patienten dadurch deutlich verbessert ist.“

Anmerkung: Die Studie wurde von der Pharmaindustrie durchgeführt. Sie erscheint im Fachblatt Lancet. (DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(15)00667-4)

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Martin Dreyling
Medizinische Klinik III
Klinikum der Universität München
Campus Großhadern
Marchioninistraße 15, 81377 München

Tel. +49 (0)89 4400-72202
Fax. +49 (0)89 4400-72201
E-Mail: martin.dreyling@med.uni-muenchen.de

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