Neue Initiativen in der Diabetesforschung in Deutschland

Aktuell leiden in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen an Diabetes. Angesichts der stetig wachsenden Zahl von Patienten hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit dem Aufbau des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und des krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Diabetes mellitus (KKNDm) in den vergangenen Jahren neue Forschungskonzepte aufgelegt. Die beiden Forschungsverbünde präsentieren erste Ergebnisse am 12. November auf einem Symposium auf der Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft in Berlin.

Ergebnisse umfangreicher klinischer Studien und epidemiologischer Untersuchungen aus dem DZD und dem KKNDm stehen im Mittelpunkt eines Symposiums am zweiten Tag der diesjährigen Herbsttagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft. Seit 2008 haben sich im KKNDm deutschlandweit Wissenschaftler aus dem Diabetes-Bereich zusammengefunden, die bei der Durchführung ihrer Projekte von dem interdisziplinären Netzwerk profitieren. 2009 schlossen sich im DZD, einem von sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung, fünf Forschungseinrichtungen als gleichberechtigte Partner zusammen, mit dem Ziel innovative Präventions- und Behandlungskonzepte gegen Diabetes zu entwickeln. „Beide jungen Forschungsverbünde wollen durch einen Austausch und die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Grundlagenforschern und Klinikern einen schnellen Transfer der Forschungsergebnisse aus dem Labor in die medizinische Praxis erreichen.“, unterstreicht Prof. Martin Hrabé de Angelis, Direktor des Instituts für Experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München und Vorstandsmitglied im DZD, in seinen Ausführungen den wissenschaftlichen Mehrwert.

Ständig steigende Zahlen von Diabetespatienten rücken eine wirksame Prävention des Diabetes in den Mittelpunkt des Interesses des Gesundheitssystems. Prof. Matthias Schulze stellt in seinem Vortrag den Deutschen Diabetes-Risiko-Test® vor, den er mit seinen Kollegen vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke basierend auf epidemiologischen Zahlen entwickelt hat. Er ermöglicht jedem Erwachsenen, selbstständig sein individuelles Krankheitsrisiko frühzeitig und unkompliziert zu bestimmen. Zeigt das Testergebnis eine erhöhte Anfälligkeit für Diabetes auf, sind wirksame Vorsorgemaßnahmen entscheidend. Prof. Hans-Ulrich Häring, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik IV der Eberhard-Karls-Universität, gibt einen Ausblick auf die deutsche Diabetes-Präventionsstudie des DZD: „Leider reicht eine Änderung des Lebensstils nicht bei allen Personen mit einem erhöhten Diabetesrisiko aus. Wir wollen durch individuelle Vorsorgestrategien der Krankheit zukünftig keine Chance geben.“

Mit der Deutschen Diabetes-Studie stellt Prof. Michael Roden, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, eine große klinische Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung vor, in der die Entstehung und der Verlauf des neu diagnostizierten Diabetes untersucht und zukünftig eine individualisierte Behandlung sowie die Früherkennung von Spätfolgen ermöglicht werden.

Epidemiologische Daten liefern die Grundlage für die Planung von Vorsorgeprogrammen. Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Zentrum analysiert im Rahmen eines Kompetenznetzprojektes, welcher Zusammenhang zwischen der regional unterschiedlichen Prävalenz von Diabetes in Deutschland und verschiedenen individuellen und regionalen sozioökonomischen Faktoren besteht. Zudem wird Dr. Rathmann, in seiner Funktion als Sprechervertreter, die neuen Strukturen vom KKNDm darlegen. Auf bestehende Netzwerktools, wie z.B. die Metadatenbank und das Labormedizinische Zentrum KKNDm (LMZ-Diabetes), das allen Netzwerkpartnern ab 2012 eine standardisierte validierte Messung von Laborparametern sowie entsprechende Expertise in der Beurteilung der Befunde ermöglicht, soll kurz eingegangen werden. Langfristig sollen netzexterne Forschungseinrichtungen und Industriepartner das LMZ-Diabetes nutzen können.

Symposium auf der DDG-Herbsttagung, 12. Nov. 2011, 10:15 – 11:45. ICC Messe, ICC-Lounge

Deutsches Zentrum für Diabetesforschung
Das DZD wurde 2009 als zweites Deutsches Zentrum für Gesundheitsforschung gegründet. Grundlagenforscher und Klinikärzte arbeiten eng zusammen, um die Forschungsergebnisse aus dem Labor schneller in der Praxis anwenden zu können. Mit modernen biomedizinischen Technologien, großangelegten Studien, neuen Methoden und Forschungsansätzen will das DZD dazu beitragen, die Krankheitsentstehung aufzuklären sowie wirksame und maßgeschneiderte Präventionsmaßnahmen als auch individualisierte, kausale Therapien zu entwickeln. Partner des DZD sind das Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke und die Paul-Langerhans-Institute der Universitäten Tübingen und Dresden.
Kompetenznetz Diabetes mellitus
Im Jahr 2008 wurde das KKNDm im Rahmen des Regierungsprogramms „Gesundheitsforschung: Forschung für den Menschen“ erfolgreich gegründet und beginnt bereits in 2012 die 2. Förderperiode. Das KKNDm vereint Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung aus qualifizierten Einrichtungen, wie Kliniken, Universitäten, Institute bis hin zu Diabeteszentren. Die institutsübergreifenden Strukturen ermöglichen innovative und translationale Forschung in Deutschland. In fünf neu strukturierten Forschungsbereichen (Präklinik; Biomarker; Kohorten/Biobank; Epidemiologie, Gesundheitsforschung und Ökonomie; Intervention und Behandlung) und 23 Einzelprojekten widmen sich zahlreiche Wissenschaftler dem Ziel, neue Erkenntnisse über die Entstehungsbedingungen, die Prävention und Behandlung des Diabetes mellitus zu gewinnen und dadurch die Versorgung der Bevölkerung zu verbessern.

Media Contact

Dr. Astrid Glaser idw

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