Kryobank: Tiefgekühlt in der Zeitkapsel

Eine hochmoderne Kryobank an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Jena (UKJ) ermöglicht jetzt die langfristige Lagerung von Zellen und Geweben. Die neue Einrichtung im Bereich der Reproduktionsmedizin soll vor allem Paaren mit Kinderwunsch und onkologischen Patienten für die Kryokonservierung und Langzeitlagerung von Spermien und Eizellen zur Verfügung stehen. Wie in einer Zeitkapsel werden so die für die Fortpflanzung notwendigen Gewebe aufbewahrt, um zu einem späteren Zeitpunkt zum Einsatz kommen zu können.

Die in der Kryobank tiefgefrorenen Zellen und Gewebe werden in speziellen Anlagen, die höchsten Standards genügen müssen, über Jahre und Jahrzehnte gelagert. Die Aufbewahrung bei Temperaturen von minus 140 Grad sichert die zukünftige Lebensfähigkeit der konservierten Zellen. „Auf diese Weise können sich beispielsweise Krebspatienten vor Beginn einer Therapie für die Fortpflanzung wichtige Gewebe minimal invasiv entnehmen und für einen späteren Einsatz aufbewahren lassen“, erklärt Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Direktor der Jenaer Universitätsfrauenklinik. Ohne diese „Zeitreise“ der Zellen droht vielen an Krebs Erkrankten die Unfruchtbarkeit, denn Chemotherapie und Bestrahlung greifen nicht nur die Krebszellen, sondern auch die empfindlichen Fortpflanzungsorgane an. „Da wir heute vielen Krebspatienten wirksam im Kampf gegen die Krankheit helfen können, wird die Bewahrung der Fruchtbarkeit für die Zeit nach der überstandenen Erkrankung immer wichtiger“, so Runnebaum zu den Hintergründen für die Einrichtung einer Kryobank.

Männer können bereits seit Jahren die Chance nutzen, Spermien vorsorglich einzufrieren. So kann beispielsweise vor Beginn einer Krebs-Behandlung durch Samenspenden ein Depot angelegt und gelagert werden. Später kann mit Hilfe der künstlichen Befruchtung auch dann der Kinderwunsch erfüllt werden, wenn keine eigenen Spermien mehr vorhanden sind.

Seit kurzem steht eine solche Möglichkeit auch jungen Frauen zur Verfügung. „Je nach Alter, persönlicher Lebenssituation und der Art der Krebserkrankung ist das Einfrieren von Eizellen oder von Eierstockgewebe möglich“, erklärt Privatdozent Dr. Wolfgang Starker, Leiter der Kinderwunsch-Sprechstunde am UKJ. „Nach Abschluss der Krebsbehandlung kann das tiefgefrorene Gewebe transplantiert werden. So können wir frühzeitige Wechseljahre aufhalten und helfen, einen Kinderwunsch doch noch zu verwirklichen“, so Starker.

Um diese Behandlung onkologischen Patienten anbieten zu können, ist eine rechtzeitige Information besonders wichtig, wie Starker betont: „Alle onkologisch tätigen Ärzte sollten heute bei der Beratung von Männern und Frauen, die im gebärfähigen Alter an Krebs erkranken, daran denken, auch die Fruchtbarkeit zu erhalten.“

Aktuell werden in der Kryobank der Frauenklinik 3.000 Kryoproben für die weitere therapeutische Verwendung gelagert. Mit einer Kapazität von 30.000 Proben ist die neue Kryobank langfristig ausgelegt und kann perspektivisch über Jahre den Bedarf zur Kryokonservierung und Langzeitlagerung abdecken. „Die Lagerung von Zellen und Geweben zur therapeutischen Verwendung erfordert eine besonders sorgfältige Überwachung und kontinuierliche Dokumentation der Lagerbedingungen, die jetzt mit Inbetriebnahme der Kryobank realisiert werden können“, sagt Dr. Ines Hoppe, Leiterin des IVF-Labors und der Kryobank. „Mit der Einrichtung einer modernen Kryobank können wir nicht nur alle gesetzlichen Anforderungen des Gewebe- und Transplantationsgesetzes erfüllen, sondern auch unseren Patienten eine leistungsfähige Anlage zur Verfügung stellen“.

Ansprechpartner:
PD Dr. Wolfgang Starker
Kinderwunsch-Sprechstunde, Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena
Tel. 03641/933475
E-Mail: Wolfgang.Starker[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uniklinikum-jena.de

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