Wenn Frauen zu viel grübeln: RUB-Psychologen bieten neue Behandlung an

Frauen leben mit dem doppelten Risiko, eine depressive Störung zu entwickeln: Jede fünfte Frau erkrankt einmal in ihrem Leben, dagegen nur jeder zehnte Mann. Grübeln erhöht das Risiko dafür und auch für einen Rückfall nach einer überwundenen Depression – und Frauen neigen eher zum Grübeln.

In einer neuartigen Gruppentherapie an der Ruhr-Universität können Patientinnen und Patienten jetzt lernen, das Grübeln zu überwinden. Interessentinnen und Interessenten, die depressive Phasen erlebt haben und noch unter einer Restsymptomatik leiden, können sich unter Tel. 0234/32-22323 informieren und einen Termin für ein erstes Gespräch vereinbaren.

Die Gruppentherapie findet wöchentlich insgesamt elf Mal statt.

Hirnphysiologie und Erziehung lassen Frauen mehr grübeln

Warum mehr Frauen als Männer depressiv werden, beschäftigt Forscher schon lange. Eine relativ neue Antwort lautet: Frauen grübeln mehr als Männer. Biologische Gründe in der Hirnphysiologie, aber auch Ursachen in der Erziehung werden als Gründe dafür gesehen. Mädchen werden z. B. eher als Jungen darin bestärkt, sich mit negativen Gefühlen und Ereignissen auseinanderzusetzen und darüber zu sprechen. Möglicherweise gibt es für Frauen auch mehr Anlässe zum Grübeln; viele Forscher nehmen an, dass Frauen aufgrund von Doppelbelastungen und Rollenkonflikten zwischen Mutterschaft und Berufstätigkeit mehr Stress erleben als Männer.

Grübler drehen sich im Kreis

Anders als beim intensiven Nachdenken drehen sich Grübeleien meist im Kreis, wiederholen sich ständig, ohne eine Problemlösung zu erreichen. Grübelgedanken suchen eher nach Erklärungen als nach Lösungen und beschäftigen sich mehr mit der Vergangenheit als mit der Zukunft: Was ist bloß schiefgelaufen? Warum gerade ich? Warum hat mein Chef mich so komisch angesehen? Schließlich kann auch das Grübeln selbst zum Gegenstand des Grübelns werden: Warum kann ich nicht aufhören zu grübeln?

Selbst entscheiden, woran man denkt

Die neue Gruppenbehandlung an der Ruhr-Universität unterstützt Patienten darin, die grüblerische Auseinandersetzung mit sich selbst zu überwinden. Es geht darum, Möglichkeiten aufzuzeigen, die Aufmerksamkeit selbst zu lenken, selbst zu entscheiden, worauf man sich konzentrieren will. Außerdem werden positive Annahmen über das Grübeln bewusst gemacht und hinterfragt, etwa die Annahme, das Grübeln würde helfen, Probleme zu lösen. „Wir setzen uns im Gegensatz zu anderen Therapien mehr mit dem Prozess des Grübelns selbst auseinander als mit den Inhalten der Grübelei“, erklärt Dipl.-Psych. Tobias Teismann, der die Behandlungsstudie gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrike Willutzki leitet.

Depressionen

Mindestens vier Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Depressionen, mindestens zwei Drittel davon sind Frauen. Betroffene sind über längere Zeit fast ständig niedergeschlagen, können kaum noch Freude oder Genuss erleben und ziehen sich oft von Familie und Freunden zurück. Grübeln, Selbstzweifel und Schuldgefühle gehören genauso zur Depression wie Appetitmangel, Schlafstörungen, Antriebsmangel und ein ständiges Gefühl von Erschöpfung und Müdigkeit.

Weitere Informationen

Dipl.-Psych. Tobias Teismann, Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24915, Tobias.Teismann@kli.psy.ruhr-uni-bochum.de

Redaktion: Meike Drießen

Media Contact

Dr. Josef König idw

Weitere Informationen:

http://www.ruhr-uni-bochum.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neuronen können Energie sparen, wenn sie manche Proteine direkt in ihren Dendriten (rechts im Bild) produzieren (blauer Pfeil nach unten).

Energie Sparen: Neurone Tragen Zu Nachhaltigen Lösungen Bei

Nervenzellen haben erstaunliche Strategien, wie sie Energie sparen können und trotzdem die wichtigsten ihrer Aufgaben erfüllen können. Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn sowie der Universitätsmedizin Göttingen…

Forschungsprojekt ARAS am EKFZ ( v.l.): Claudia Wojciechowski, Anja Stübner, Dr. Jessica Barlinn, Dr. Simon Winzer, Maren Kählig

KI Optimiert Akutversorgung Bei Schlaganfall

Rund 1.800 Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall wurden 2024 über das telemedizinische Schlaganfallnetzwerk Ostsachsen versorgt. | Mittels Telemedizin wird flächendeckende und qualitativ hochwertige Versorgung von Akutfällen sichergestellt. |…

Das jetzt noch von Meereis bedeckte Nordpolarmeer wird im Sommer monatelang eisfrei sein.

Arktis 2100: Die Neue Landschaft der Klimaveränderung

Am 2. Februar 2025 lag die Temperatur am Nordpol mitten im arktischen Winter über dem Gefrierpunkt. Bereits heute verändert die Erderwärmung die Arktis dramatisch. Bis zum Jahr 2100 werden die…