Europa-Premiere: Blutdrucksenkung durch Verödung von Nierenarterien

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Erstmal in Europa hat das Universitätsklinikum Halle (Saale) ein weiterentwickeltes Verfahren erfolgreich eingesetzt, bei dem durch die Verödung von Nierenarterien der Blutdruck langfristig gesenkt werden soll.

Bluthochdruck, auch als „leiser Killer“ bezeichnet, ist die Volkskrankheit schlechthin und eine der häufigsten Todesursache in Deutschland. Bei Patienten die an einem schweren Bluthochdruck leiden, ist die Regulation des sympathischen Nervensystems („Stressnerven“) häufig gestört und die Niere schüttet in Folge dessen vermehrt Stresshormone wie beispielsweise Adrenalin aus.

Diese überaktiven Nierennerven, die den Bluthochdruck verursachen, können per Katheter mittels Hochfrequenzstrom verödet und somit ausgeschaltet werden. „Dieser minimal-invasive Eingriff dauert nur noch zehn bis 15 Minuten“, sagt Oberarzt Dr. Alexander Plehn (Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III).

Der Kardiologe setzt das herkömmliche Verfahren bereits seit fast drei Jahren ein und konnte umfangreiche Erfahrungen sammeln. Bei etwa 250 Patientinnen und Patienten setze er das bisherige Verfahren ein. Damit ist Halle in Deutschland das zweitgrößte Behandlungszentrum.

„Bisher dauerte eine Behandlung 45 bis 60 Minuten.“ Mit der deutlich verkürzten Behandlungszeit wird die Schmerzdauer für den Patienten dramatisch reduziert. Außerdem wurde der Katheter weiterentwickelt und passt sich nun besser den Gefäßen an: „Dadurch ist eine gezieltere Verödung der Nerven möglich.“ Die Ärzte erwarten sich davon dauerhaft bessere Behandlungsergebnisse. Erstmals eingesetzt wurde das weiterentwickelte Verfahren in Australien und feierte nun Premiere in Europa – bei einem Patienten des Universitätsklinikums Halle (Saale). „Wir sind stolz darauf, dass unser Engagement und unsere Erfahrungen so gewürdigt worden sind.“ In den vergangenen zwei Wochen sind bereits 13 Patientinnen und Patienten mit dem neuen System behandelt worden.

„Die Behandlung wird unter örtlicher Betäubung ähnlich einer Herzkatheteruntersuchung durchgeführt und ist als risikoarm anzusehen“, sagt der Kardiologe. Nach dem Eingriff kommt es in den folgenden Monaten zu einer erheblichen Blutdrucksenkung von durchschnittlich etwa 30 mmHg systolisch und 15 mmHg diastolisch. Das Verfahren wird derzeit bei Patienten eingesetzt, die trotz einer medikamentösen Mehrfachkombination (mindestens drei Medikamente) noch immer Blutdruckwerte über 150mmHg haben.

Es sei bekannt, dass sich die Wahrscheinlichkeit an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu versterben über einen Zeitraum von zehn Jahren jede 20mmHg Blutdrucksteigerung über normal (120mmHg) verdoppelt. Im Umkehrschluss gehen bereits geringe Senkungen des Bluthochdrucks mit deutlich weniger Schlaganfällen und Herzinfarkten einher. Die medikamentöse Therapie steht seit Jahrzehnten im Zentrum der Hypertoniebehandlung. Trotz einer Vielzahl verfügbarer Bluthochdruckmittel haben etwa 60 Prozent der behandelten Patienten weiterhin erhöhte Blutdruckwerte über 140mmHg.

Die Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III (Direktor Professor Dr. Karl Werdan) betreut zusammen mit der Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin II (Direktor Professor Dr. Matthias Girndt) seit vielen Jahren Patienten mit schwer kontrollierbaren Bluthochdruckerkrankungen und bietet der renalen Sympathikusablation ein Therapiekonzept an, das zudem eine relativ geringe Komplikationsrate aufweist.

Über Hypertonie (Bluthochdruck) Fast die Hälfte der Europäer leidet an Bluthochdruck und in den Vereinigten Staaten sind etwa 75 Millionen Menschen betroffen, nur zwei Drittel von ihnen werden behandelt. Von den Behandelten erreicht etwa die Hälfte nicht die Zielblutdruckwerte. Die Medikamente, die häufig zur Behandlung von Bluthochdruck verschrieben werden, müssen täglich für die gesamte Lebenszeit eines Patienten genommen werden, dies kann teuer werden und ist oft mit Nebenwirkungen verbunden, die sich negativ auf die Lebensqualität auswirken. Weltweit betragen die geschätzten jährlichen Gesundheitskosten, die direkt mit Bluthochdruck zusammenhängen, etwa 500 Milliarden Dollar.

Jens Müller
Stabsstelle Presse- und Unternehmenskommunikation
Leiter und Pressesprecher
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Medizinische Fakultät der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
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06120 Halle (Saale)
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