Erste Ergebnisse der CLL11-Studie – Optimierte Behandlung von älteren CLL-Patienten möglich

Viele ältere Patienten leiden bereits an anderen Erkrankungen, was eine aggressive Leukämiebehandlung schwierig oder unmöglich macht. Dementsprechend ist die in der CLL11-Studie geprüfte Studientherapie auf ältere Patienten mit Begleiterkrankungen und bislang nicht behandelter CLL zugeschnitten.

Die große Phase-3-Studie vergleicht hinsichtlich Wirksamkeit und Verträglichkeit folgende Behandlung: GA101 kombiniert mit Chlorambucil, Rituximab kombiniert mit Chlorambucil, nur Chlorambucil. GA101 und Rituximab sind sogenannte CD20-Antikörper, die direkt gegen die Leukämiezellen gerichtet sind. Chlorambucil ist ein Chemotherapeutikum, welches vor allem bei älteren CLL-Patienten angewendet wird.

“Bislang bestand immer eine Unsicherheit, ob Chemotherapie kombiniert mit einem CD20-Antikörper bei älteren CLL-Patienten mit Begleiterkrankungen der traditionell alleinigen Behandlung mit Chlorambucil wirklich überlegen ist. In der CLL11-Studie wurde nun die alleinige Behandlung mit Chlorambucil erstmals direkt mit den Kombinationstherapien Chlorambucil plus GA101 oder Chlorambucil plus Rituximab verglichen”, erklärt Studienleiter Dr. Valentin Goede von der Deutschen CLL Studien Gruppe (DCLLSG).

“Die Studienergebnisse zeigen uns nun, dass die Behandlung mit Chlorambucil bei älteren CLL-Patienten mit Begleiterkrankungen mit einem CD20-Antikörper kombiniert werden sollte, um das Behandlungsergebnis zu verbessern”, so Dr. Goede weiter.

Das Risiko des Fortschreitens der Krankheit, des Krankheitsrückfalls oder Versterbens wurde durch die kombinierte Therapie mit GA101 und Chlorambucil um 86 Prozent reduziert. Die Zeit bis zur Verschlechterung der Krankheitssituation (“progressionsfreies Überleben”) wurde dabei im Vergleich zur alleinigen Behandlung mit Chlorambucil mehr als verdoppelt (23 Monate versus 10.9 Monate, HR=0.14, 95% CI 0.09-0.21, p <.0001). Bei der kombinierten Therapie mit Rituximab und Chlorambucil betrug die Risikoreduktion 68 Prozent und auch hier wurde die Zeit bis zur Verschlechterung der Krankheitssituation im Vergleich zu Chlorambucil verlängert (15.8 Monate versus 10.8 Monate, HR=0.32, 95% CI 0.24-0.44, p <.0001). “Um den Unterschied zwischen den beiden Kombinationstherapien, also GA101 und Chlorambucil und Rituximab und Chlorambucil, sicher beurteilen zu können, müssen noch weitere Studienergebnisse abgewartet werden. Die Ergebnisse zum Vergleich der beiden Kombinationsbehandlungen werden uns jedoch bald vorliegen”, betont Prof. Dr. Michael Hallek, Direktor der Klinik I für Innere Medizin an der Uniklinik Köln und Leiter der DCLLSG. Hintergrund Deutsche CLL Studien Gruppe (DCLLSG)
Die DCLLSG (www.dcllsg.de) wurde 1996 gegründet und wird seitdem von Prof. Dr. Michael Hallek geleitet. Inzwischen hat die DCLLSG erfolgreich zahlreiche klinische Studien zur CLL durchgeführt – immer mit dem Ziel, die Behandlung von CLL-Patienten zu optimieren. Darunter waren mehrere wegweisende Studien wie zum Beispiel die CLL8-Studie, welche weltweit zu einer Änderung des CLL-Therapiestandards führte.

Schon seit einigen Jahren versucht die DCLLSG, nicht nur die Behandlung jüngerer und damit meist fitter Patienten zu verbessern, sondern widmet sich auch den älteren CLL-Patienten mit verminderter Fitness. Diese Gruppe von Patienten fand in Studien bislang wenig Beachtung, obwohl sie bei den in Deutschland an CLL-erkrankten Menschen einen sehr großen Anteil ausmacht.

Die DCLLSG ist eine Non-Profit-Organisation und wird von der Deutschen Krebshilfe unterstützt.

Weitere Informationen zur CLL11-Studie
Die CLL11-Studie ist eine multizentrische, unverblindete, randomisiert-kontrollierte Phase-3-Studie mit drei Therapiearmen (GA101 plus Chlorambucil, Rituximab plus Chlorambucil, nur Chlorambucil), wobei die Verträglichkeit und Wirksamkeit dieser Therapien bei insgesamt 781 nicht vorbehandelten älteren CLL-Patienten mit Begleiterkrankungen geprüft wurde.

Die Studie wurde unter Federführung der DCLLSG geplant und durchgeführt. Der primäre Studienendpunkt war progressionsfreies Überleben (PFS). Sekundäre Studienendpunkte waren Gesamtansprechrate (ORR), Gesamtüberleben (OS), krankheitsfreies Überleben (DFS), minimale Resterkrankung (MRD) und Toxizität.

Erste Ergebnisse der CLL11-Studie, die beim diesjährigen Kongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) präsentiert werden, zeigen Folgendes:

• Die Gabe von GA101 zusätzlich zu Chlorambucil führt zu einer statistisch signifikanten Reduktion (86%) des Risikos, eine Krankheitsprogression oder ein Krankheitsrezidiv zu erleiden bzw. zu Versterben (HR=0.14; p-Wert=<0.0001). • Das mediane PFS verbessert sich von 10.9 Monate bei alleiniger Behandlung mit Chlorambucil auf 23 Monate bei einer Kombinationsbehandlung mit GA101 und Chlorambucil. • Die Gabe von Rituximab zusätzlich zu Chlorambucil führt zu einer statistisch signifikanten Reduktion (68%) des Risikos, eine Krankheitsprogression oder ein Krankheitsrezidiv zu erleiden bzw. zu Versterben (HR=0.32; p-Wert=<0.0001). • Das mediane PFS verbessert sich von 10.8 Monate bei alleiniger Behandlung mit Chlorambucil auf 15.7 Monate bei einer Kombinationsbehandlung mit Rituximab und Chlorambucil. • Ein Vergleich zwischen den beiden Kombinationsbehandlungen kann noch nicht gezogen werden. Die Analyse dazu steht noch aus. • GA101 und Rituximab zeigten in der Kombination mit Chlorambucil eine gute Verträglichkeit. Häufigste Grad 3-4 Nebenwirkungen waren bei GA101 Infusions-assoziierte Reaktionen und ein Abfallen der Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen (Neutropenie). Die Häufigkeit von Infusions-assoziierten Reaktionen nahm jedoch nach Verabreichung der ersten Infusion drastisch ab. Häufigste Grad 3-4 Nebenwirkungen waren bei Rituximab ein Abfallen der Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen (Neutropenie). Für Rückfragen: Christoph Wanko
Pressesprecher Uniklinik Köln
Stabsabteilung Unternehmenskommunikation und Marketing
Telefon: 0221 478-5548
E-Mail: presse@uk-koeln.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Physiker Professor Simon Stellmer von der Universität Bonn beim Justieren eines Lasers, der für Präzisionsmessungen eingesetzt wird.

Simon Stellmers GyroRevolutionPlus erhält ERC-Zuschuss von 150 000 € für Katastrophenwarnungen

Europäischer Forschungsrat fördert Innovation aus der Physik an der Uni Bonn „Mit GyroRevolutionPlus verbessern wir die Messgenauigkeit von Ringlaserkreiseln, sogenannten Gyroskopen, mit denen wir langsame und tiefliegende Erdrotationen oder auch…

Unterschiedlich regulierte kleine RNAs aus Blut oder Haut sind mögliche Biomarker, die in Zukunft helfen könnten, Fibromyalgie schneller und besser zu diagnostizieren und damit unter anderem die Stigmatisierung abzubauen.

Objektive Diagnose von Fibromyalgie: Neue Innovationen Erklärt

Prof. Dr. Nurcan Üçeyler und Dr. Christoph Erbacher von der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Fibromyalgie-Syndrom (FMS) in der Fachzeitschrift Pain veröffentlicht. Sie fanden…

Links: EHT-Bilder von M87* aus den Beobachtungskampagnen 2018 und 2017. Mitte: Beispielbilder aus einer generalrelativistischen magnetohydrodynamischen (GRMHD) Simulation zu zwei verschiedenen Zeiten. Rechts: Dieselben Simulations-Schnappschüsse, unscharf gemacht, um der Beobachtungsauflösung des EHT zu entsprechen.

Die neueste M87-Studie des EHT bestätigt die Drehrichtung des Schwarzen Lochs

Erster Schritt auf dem Weg zu einem Video vom Schwarzen Loch FRANKFURT. Sechs Jahre nach der historischen Veröffentlichung des ersten Bildes eines Schwarzen Lochs stellt die Event Horizon Telescope (EHT)…