Mit neuen Tests auf Biomarker zur individuellen Behandlung

In den nächsten Jahren wird es zu einer Revolution in der Diagnostik und der Behandlung von Krankheiten kommen, weg von der Schrotschusstherapie hin zu einer individuellen maßgeschneiderten Behandlungsmöglichkeit für jeden Patienten. Dies wurde auf dem siebten internationalen Bayer Diagnostics Laboratory Symposium vom 7.-9. April in Berlin deutlich, das unter dem Motto „Navigating Change – Charting A Course To The Future“ stand.

In Zukunft werden Tests zur Verfügung stehen, die anzeigen, welche Medikamente für welchen Patienten am besten geeignet sind. „Damit werden unnötige Therapien und schwere Nebenwirkungen verhindert. Außerdem können enorme Kosten eingespart werden, die heute durch die Verordnung nicht optimal wirkender Medikamente entstehen“, betonte Dr. Werner Kroll, Bayer Corporation, Pharmaceutical Division, West Haven, Connecticut/USA. „Dies wird durch die Identifizierung von Genen und Proteinen möglich, die Krankheiten auslösen. Wir forschen daran, jedem Patienten das richtige Medikament in der richtigen Dosierung zur richtigen Zeit geben zu können“, führte Kroll weiter aus.

Die ersten Schritte, die in die medizinischen Wende steuern, sind bereits getan. Wohin der Kurs für die Zukunft abgesteckt ist, macht der HER-2/neu-Test von Bayer Diagnostics deutlich. Dieses Onkoprotein ist bei zirka einem Drittel aller Frauen mit Brustkrebs erhöht. Wird das vom Tumor gebildete Eiweiß in hoher Konzentration im Blut gemessen, so ist die Prognose schlecht. „Bei diesen Patientinnen schlägt eine Hormontherapie nicht an“, sagte Dr. Diana Lüftner, Charité, Berlin. Wird aufgrund der Testergebnisse jedoch eine Kombinationsbehandlung mit dem Antikörper Herceptin und Chemotherapie eingesetzt, kann die Überlebenszeit der Frauen mit metastasierendem Brustkrebs deutlich verlängert werden.

Ein anderes Beispiel ist der cPSA-Test von Bayer Diagnostics (komplexes prostataspezifisches Antigen). Der Test wird zusammen mit der rektalen Untersuchung zur Diagnose des Prostatakarzinoms genutzt. „cPSA liegt im Blut an Einweiß gebunden vor und ist ein für den Prostatakrebs spezifischer Biomarker“, sagte Dr. Bob Djavan, Ludwig-Boltzmann-Institut, Universität Wien.

Zusammen mit der rektalen Untersuchung kann mit bis zu 90prozentiger Sicherheit bestimmt werden, ob ein Karzinom vorliegt. Bei erhöhtem cPSA und positivem Tastbefund sichert dann eine Gewebeentnahme (Biopsie) die Diagnose. Mit einer rechtzeitigen Behandlung wird die Krebssterblichkeit deutlich gesenkt. Durch die Bestimmung des cPSA können auch unnötige Gewebeentnahmen (Biopsien) vermieden werden. Prostatakrebs ist der häufigste bösartige Tumor beim Mann.

Ein weiterer Kurs in die Zukunft sind die künstlichen neuronalen Netzwerke, die beispielsweise zur Diagnose des Herzinfarkts in der Notfallmedizin bereits erfolgreich eingesetzt werden. Neuronale Netzwerke sind in der Lage, die unüberschaubare Datenflut zu analysieren und zu interpretieren. Eine Kombination aus cPSA-Bestimmung und neuronalem Netzwerk könnte zukünftig das individuelle Prostatakrebsrisiko errechnen, führte Djavan weiter aus.

Bei internationalen Sportereignissen wie den Olympischen Spielen in Sydney und Salt Lake City wird ein Bluttest genutzt, der auf dem ADVIA® 120 Hematology System von Bayer Diagnostics läuft. Damit kann bei Hochleistungssportlern das verbotene und gesundheitsgefährdende Blutdoping mit dem gentechnisch hergestellten Hormon rhEPO aufgedeckt werden.

Mit dem SAFE-Programm (Safe And Fair Event) sollen in Zukunft solche Praktiken verhindert werden. Es ist in der Lage, durch Analyse von bestimmten Biomarkern Beweise für eine rhEPO-Anwendung, Bluttransfusionen und andere Manipulationen zu liefern.

Mittlerweile sind über 2000 Proben von Sportlern bei Wettkämpfen untersucht wurden, führte Dr. Jim Stray-Gundersen, Norwegisches Olympisches Komitee, Oslo, aus. Dabei stellte sich heraus, dass über 90 Prozent der Sportler mit Sicherheit nicht gedopt waren. Bei den anderen waren Nachuntersuchungen notwendig, bei 0,7 Prozent wurden Testergebnisse mit hohen oder sehr hohen Hämoglobinwerten und abnormer Blutbildung mit dem Verdacht auf Doping erhoben. Zu dem SAFE-Konzept gehört es, in Zukunft regelmäßig zu testen und auf dieser Grundlage für die Sportler einen hämatologischen Ausweis anzufertigen.

„Mit den innovativen diagnostischen Tests wollen wir die medizinischen Trends für die Zukunft setzen“, sagte Rolf Classon, Leiter von Bayer Diagnostics, Tarrytown, New York. „Dies geht nur zusammen mit den Anwendern unserer Produkte, deren Erfahrungen und Wünsche wir in unsere Entwicklungen mit einbeziehen. Bereits heute werden stündlich weltweit etwa 200.000 Proben von Patienten auf den Laborsystemen von Bayer getestet.“

„Bayer hat sich zum Ziel gesetzt, zu den wachstumsstärksten führenden diagnostischen Unternehmen weltweit zu gehören“, betonte Dr. Hans Hiller, Leiter des Geschäftsfelds Laboratory Testing bei Bayer Diagnostics. „Unsere diagnostischen Plattformen, wie der ADVIA® Centaur™, decken alle relevanten Tests ab. Bayer Diagnostics investiert in Biomarker mit hohem Wert wie beispielsweise cPSA und HER-2/neu. Auch bei den Systemen zur Diagnose von Herzkrankheiten, Allergien und Infektionskrankheiten stehen innovative Tests zur Verfügung.“

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