Herzklappenimplantation am schlagenden Herzen

Das Team um die Herzchirurgen Prof. Dr. Rüdiger Lange und Prof. Dr. Robert Bauernschmitt operierte am 26.06.2007 zwei Patientinnen mit einem revolutionären, minimal invasiven Verfahren, bei dem eine Stilllegung des Herzens und ein Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine nicht mehr notwendig ist. Die Dauer des Eingriffes ist damit wesentlich kürzer und die Operation deutlich schonender als konventionelle Verfahren.

„Insbesondere für ältere Hochrisikopatienten, bei welchen die herkömmliche Operation nicht indiziert ist, eröffnet diese Methode ganz neue Therapiemöglichkeiten“, erläutert Prof. Dr. Rüdiger Lange, Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie. Für die 87-jährige Patientin wäre ein Eingriff am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine zu riskant gewesen, da bei ihr noch weitere Begleiterkrankungen vorlagen. Bei dem neuen Verfahren, der so genannten transapikalen Implantation, wird die Herzspitze lediglich über einen kleinen Hautschnitt im Rippenbereich freigelegt. Über ein spezielles Ballonkathetersystem erweitern die Chirurgen zunächst den Bereich der alten, durch Kalk und Ablagerungen verengten Herzklappe. Anschließend wird die neue Aortenklappe über den Katheter in diese Position vorgeschoben, wo sie sich von selbst entfaltet. Die Klappenimplantation wird unter ständiger Ultraschall- und Röntgenkontrolle durchgeführt und dauert nur wenige Minuten.

Eine weitere Möglichkeit, eine defekte Aortenklappe am schlagenden Herzen zu ersetzen, stellt der transfemorale Zugang dar. Hier ist lediglich die Punktion eines Leistengefäßes notwendig; über die Arteria femoralis wird der Katheter über den Aortenbogen bis in die linke Herzkammer vorgeschoben. Diese Methode wandten die Münchner Chirurgen am gleichen Tag erfolgreich bei einer 73-jährigen Patientin an.

Prof. Dr. Robert Bauernschmitt, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik: „Bei beiden Patientinnen konnte mit diesen minimal invasiven bzw. interventionellen Verfahren die Klappenfunktion perfekt wiederhergestellt werden“. Durch die Anwendung der neuen Verfahren wird der Krankenhausaufenthalt erheblich verkürzt. Bereits nach wenigen Tagen kann der Patient wieder nach Hause entlassen werden. Mit diesen neuen Methoden können die Herzchirurgen nun auch schwerstkranken Patienten, für die eine Operation mit herkömmlichen Verfahren zu risikoreich wäre, eine optimale Therapie anbieten.

Das Deutsche Herzzentrum München (DHM) der Technischen Universität München ist eines der führenden Spezialzentren zur Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen bei Erwachsenen und Kindern in Deutschland. Die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie des Deutschen Herzzentrums München ist international wegweisend auf dem Gebiet der operativen Behandlung erworbener Herzfehler, wie z. B. der Bypasschirurgie und der Herzklappenchirurgie. Darüber hinaus ist das DHM das größte Zentrum zur Behandlung angeborener Herzfehler in Deutschland.

In der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie wird lückenlos das gesamte Spektrum der Eingriffe am Herzen und an den großen Blutgefäßen von der Säuglingschirurgie über Klappenrekonstruktionsverfahren, Herzkranzarterien-Revaskularisation und operative Rekonstruktion bzw. interventionelle Stentbehandlung der großen intrathorakalen Körperschlagader bis hin zur Herztransplantation und zum Kunstherzersatz durchgeführt. Prof. Dr. Rüdiger Lange ist seit 1999 Direktor der Klinik.

Media Contact

Dr. Ulrich Marsch idw

Weitere Informationen:

http://www.dhm.mhn.de

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