Risikoarme Ballonfahrt zum Herz
Ablagerungen von Kalk und Cholesterin können Herzkranzgefäße verstopfen. Je dicker sie werden, desto schlechter wird der Herzmuskel durchblutet. Diese lauernde Gefahr wird mit einer Koronar-Angiografie sichtbar: Über einen Schnitt in der Leiste des Patienten schiebt der Arzt einen dünnen Schlauch mit Führungsdraht durch die Körperschlagader bis zur Aortenklappe am Herzausgang. Von dort spritzt er Kontrastmittel in die linke Herzkammer, um Ausstülpungen am Herzmuskel im Röntgenbild sehen zu können. Der Arzt zieht den Katheter heraus und schiebt einen zweiten mit dünner Spitze am Draht entlang bis zur linken Herzkranzarterie. In deren Eingang injiziert er ebenfalls Kontrastmittel. Für einige Sekunden sieht er das Blutgefäß und eventuelle Verengungen am Bildschirm. Mit einem weiteren Katheter verfährt er analog mit der rechten Herzkranzarterie. Drei Katheter, die gelegt und entfernt werden müssen, führen zu einem nicht unerheblichen Verletzungs- und Infektionsrisiko.
Anders ist dies bei einem multifunktionalen Katheter, den zwei deutsche Mediziner erfunden haben. Gemeinsam mit der Fraunhofer-Technologie-Entwicklungsgruppe TEG haben sie ihn weiterentwickelt. In Tierversuchen konnten seine Funktionen bereits erfolgreich nachgewiesen werden. »Der neue Katheter besitzt zwei Arbeitskanäle und einen Ballon an seinem Ende«, beschreibt Armin Grab die wesentlichen Unterschiede. »Den Ballon platzieren die Ärzte in der Hauptschlagader knapp oberhalb des Herzens. Dort kann er bis zur Größe einer Pflaume mit Helium aufgeblasen werden, wobei der Gasdruck vom EKG im Takt des Herzens eingestellt wird. Der Clou ist, dass diese variable Barriere die Aorta nur dann verschließt, wenn die Herzklappe ebenfalls geschlossen ist.« Nur in diesen Momenten fließt Kontrastmittel durch den zweiten Kanal des Katheters mit dem Blut in die sich erweiternden Herzkranzgefäße. Beide Koronararterien werden gleichzeitig im Röntgenbild sichtbar.
Auch wenn kleinere Gefäße noch nicht so gut dargestellt werden können wie mit der bisherigen Methode, so ist auch der TEG-Ingenieur sicher, dass sich der Ballonkatheter wegen seiner Vorteile durchsetzen wird: »Gerade bei Patienten, die bereits Bypässe erhalten haben, erleichtert er dem Arzt die Diagnose erheblich. Denn alle Kranzgefäße werden sichtbar, ohne dass in jedes einzelne Kontrastmittel injiziert werden muss.« Nun suchen die Entwickler nach Industriepartnern. Neue Kontakte werden auch auf der Messe MEDTEC in Stuttgart geknüpft (5. bis 7. März, Halle 8, Stand 1317).
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