Universität festigt ihren Spitzenplatz in der Biomedizin – Rudolf-Virchow-Zentrum gegründet

Mit 20 Millionen Euro fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft in den kommenden vier Jahren an der Universität Würzburg das Rudolf-Virchow-Zentrum für experimentelle Biomedizin. Dessen Einrichtung konnte die Universität in einem harten Wettbewerb mit anderen Hochschulen verwirklichen. Dieser Erfolg unterstreiche die bundesweite Spitzenstellung der Würzburger Universität im Bereich der Biomedizin – das betonten alle Redner beim Festakt zur Gründung des Virchow-Zentrums.

Der Festakt, der am Donnerstag abend, 17. Januar, in der Neubaukirche in Würzburg stattfand, war hochkarätig besetzt: Neben Universitätspräsident Theodor Berchem sprachen Edmund Stoiber, Wolf-Michael Catenhusen, Hans Zehetmair, Ernst-Ludwig Winnacker und Martin Lohse.

Lohse, an der Uni Würzburg Professor für Pharmakologie, war bei der Schaffung des Virchow-Zentrums federführend. In der Neubaukirche beschrieb er die Elemente, aus denen die neue Einrichtung besteht: Kernzentrum für die Forschung, Nachwuchsgruppeninstitut, Forschungsprofessuren, Studiengang Biomedizin, Graduate School und Öffentlichkeitsarbeit.

Die wissenschaftliche Arbeit im Zentrum dreht sich um die so genannten Schlüsselproteine. „Wenn solche Proteine im Körper des Menschen nicht richtig funktionieren, dann können Krankheiten entstehen. Und man kann Krankheiten behandeln, wenn man in die Funktion der Schlüsselproteine eingreift“, so Lohse. Für diese Forschungen werden eigene Professuren eingerichtet.

Im Virchow-Zentrum werden aber auch neue Strukturen erprobt. Hierzu gehört ein Nachwuchsgruppeninstitut, in dem junge Wissenschaftler völlig unabhängig an ihren Projekten arbeiten können. Eine dieser Gruppen wird von der Wirtschaft gefördert – denn das Zentrum wolle für den Transfer seiner Ergebnisse offen sein, wie Lohse sagte. Mit Forschungsprofessuren und beträchtlichen Geldmitteln sollen außerdem exzellente Wissenschaftler für jeweils fünf Jahre nach Würzburg geholt werden.

Auch der neue Studiengang Biomedizin, der seit dem Wintersemester 2001/02 an der Uni Würzburg angeboten wird, wurde im Zusammenhang mit dem Virchow-Zentrum konzipiert: „Wir können nur exzellente Forscher erwarten, wenn wir sie auch ausbilden“, so Lohse. Für die Ausbildung von Doktoranden wird nach amerikanischem Vorbild eine „Graduate School“ für Biomedizin entstehen. Außerdem wird das Zentrum Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um die Biomedizin verständlich zu machen. Hier kündigte Lohse auch einen engen Kontakt zu Schulen an.

Zur Vorgeschichte des Virchow-Zentrums: Im Juli 2001 beschloss die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), eines von bundesweit drei neuartigen Forschungszentren an der Uni Würzburg einzurichten. Zuvor hatten sich insgesamt 56 Hochschulen mit 80 Konzepten beworben; letzten Endes setzten sich Anträge aus Würzburg, Bremen und Karlsruhe durch. Präsident Berchem erinnerte beim Festakt daran, dass das Geld für die Finanzierung der DFG-Forschungszentren aus den UMTS-Erlösen stammt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Verfügung gestellt wurde.

Die Universität setze im Bereich der Biomedizin seit 25 Jahren Schwerpunkte, so Prof. Berchem. Das beweisen unter anderem das Biozentrum, sieben Sonderforschungsbereiche in Biologie/Medizin, drei vom Bundesforschungsministerium geförderte Kompetenzzentren und weitere einschlägige Einrichtungen. Bei der Einwerbung von Drittmitteln seien die Mediziner und Biowissenschaftler der Uni Würzburg bundesweit an der Spitze.

Die fest etablierte Zusammenarbeit der Mediziner und Biologen in Würzburg dürfte eine besondere Stärke des Virchow-Zentrums sein, wie Bayerns Wissenschaftsminister Hans Zehetmair sagte. In der Interdisziplinarität, also in der Kooperation über die Fächergrenzen hinweg, liege die Qualität und die Zukunft der Forschung. Das habe die Universität Würzburg früher als andere Hochschulen in Deutschland erkannt.

Laut DFG-Präsident Ernst-Ludwig Winnacker werden Institutionen wie das Virchow-Zentrum dazu beitragen, dass die deutschen Wissenschaftler künftig noch besser auf den globalen Wettbewerb vorbereitet sind. In den kommenden Jahren wolle die DFG bis zu 15 solcher Forschungszentren einrichten.

Vom Aufschwung bei der Förderung biotechnologischer Forschungen habe der Standort Würzburg stark profitiert. Darauf wies Wolf-Michael Catenhusen, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, hin. 1998 seien aus dem Förderbereich Biotechnologie des Ministeriums 76.000 Euro nach Würzburg gegangen, vier Jahre später liege die Zahl bei 4,2 Millionen Euro.

Die Festansprache schließlich hielt der Bayerische Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber, der das Virchow-Zentrum als Juwel in der deutschen Forschungslandschaft bezeichnete. Würzburg habe sich mittlerweile zu einem der Top-Forschungsstandorte in Bayern entwickelt, besonders im Bereich der Biotechnologie. Im ganzen Freistaat gebe es, neben bedeutenden Niederlassungen internationaler Pharmafirmen, bislang etwa 150 kleine Biotech-Unternehmen mit insgesamt 3.700 Mitarbeitern.

Benannt ist das neue Forschungszentrum nach Rudolf Virchow (1821 – 1902), der zu den größten Medizinern der Geschichte zählt. Zwischen seinen frühen und späteren Jahren an der Berliner Charité arbeitete er von 1849 bis 1856 am Pathologischen Institut der Universität Würzburg. Diese Periode gilt als die wissenschaftlich fruchtbarste seines Forscherlebens.

Virchows Denken habe weit über die Grenzen des eigenen Fachs und seiner Zeit hinaus gereicht, so Präsident Prof. Berchem. Darum habe man keinen passenderen Namen finden können für ein Zentrum, das sich der Bündelung und Koordinierung der Forschung über die Grenzen der Fachbereiche hinweg verschrieben hat.

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Robert Emmerich idw

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