"Grünling" möglicherweise gesundheitsschädlich

BgVV rät vom Verzehr des Speisepilzes ab

Wie erst vor kurzem bekannt wurde, sind in Frankreich in den letzten acht Jahren zwölf Menschen nach dem Verzehr des als Grünling bei uns bekannten wildwachsenden Speisepilzes Tricholoma equestre schwer erkrankt, drei davon sind verstorben. Forschungsergebnisse französischer Wissenschaftler deuten darauf hin, dass der Pilz bei bestimmten empfindlichen Menschen eine Rhabdomyolyse auslösen kann. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einem Zerfall und Abbau von Muskelzellen, der sich in Muskelschmerzen, Muskelschwäche und Müdigkeit äußert und beim weiteren Fortschreiten sogar zum Tod durch Nieren- oder Herzversagen führen kann.

Die Symptome des Muskelzellzerfalls wurden beobachtet, nachdem mehrere Mahlzeiten, die aus Grünlingen bestanden, eingenommen wurden. Die Erkrankten wiesen Symptome einer Muskelschwäche und Nervenschmerzen in den Oberschenkeln auf. Danach entwickelte sich die Zerstörung der Muskelzellen. Verantwortlich für den Muskelzellzerfall ist die verstärkte Ausschüttung bestimmter Enzyme, die vermutlich durch Inhaltsstoffe des Pilzes ausgelöst wird. Darauf deuten Fütterungsversuche mit Mäusen hin, die von französischen Forschern durchgeführt wurden (publiziert im New England Journal of Medicine, Vol. 345, No 11, September 2001, Internet: http://content.nejm.org/cgi/content/full/345/11/798 ). Durch diese Untersuchungen erhärtete sich der Verdacht, dass Grünlinge Ursache einer Rhabdomyolyse sein können, wenn sie in größeren Mengen verzehrt werden. Welcher Inhaltsstoff des Pilzes für diesen Effekt verantwortlich ist, konnte bisher noch nicht geklärt werden.

Der Grünling kommt auch in Deutschland vor. Er wächst zwischen August und November auf Sandböden in Laub und Nadelwäldern, bevorzugt in der Nähe von Kiefern. Sein Hut ist 5-9 cm breit und von gelb-grünlicher bis rötlich-brauner Farbe. Die Lamellen sind gelb, der Stiel ist in der Farbe etwas heller als der Hut. Das Fleisch des Grünlings ist gelblich-weiß und fest.

Das BgVV rät vom Verzehr des Grünlings ab, bis die genauen Ursachen der Todesfälle geklärt sind. Bei geringstem Verdacht auf eine Pilzvergiftung bzw. gesundheitliche Beschwerden nach einer Pilzmahlzeit sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt oder ein Giftinformationszentrum befragt werden. Wenn vorhanden, sollten Pilze, Abfälle vom Putzen der Pilze oder Reste der Mahlzeit gezeigt werden. Das BgVV empfiehlt nur Pilze zu verzehren, die man eindeutig als Speisepilze kennt und auch erkennt. Eine Hilfe bietet dabei die BgVV-Broschüre „Giftige Pilze“. Sie kostet DM 10,– und kann schriftlich über die Pressestelle des BgVV bestellt werden.

Media Contact

Dr. Irene Lukassowitz bgvv - Pressedienst

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

CO2 mit Strom binden

Ein Mikroben-Enzym inspiriert die Elektrochemie. Von Menschen freigesetzte Treibhausgase treiben die Erderwärmung. Kohlendioxid (CO2) etwa sammelt sich in der Atmosphäre und ist schwer umzuwandeln, da es sehr stabil ist. Einige…

Einfachere und systematische Qualifizierung von KI-Anwendungen

Ein neues Software-Framework soll Unternehmen die Abnahme bzw. Auditierung von Anwendungen erleichtern, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Das Framework erarbeiten das Fraunhofer IPA und das Institut für Industrielle Fertigung…

Neue Studie zur Bodenplastisphäre

Forschungsteam um Biologen der Freien Universität Berlin sieht in Mikroplastikverschmutzung in Böden beispiellosen Lebensraum und warnt vor unklaren Folgen. Plastik ist in der Umwelt mittlerweile allgegenwärtig: Während sich frühere Forschungsarbeiten…

Partner & Förderer