Protein kündigt Komplikation nach Knochenmarkspende an
Therapie kann vor den Symptomen beginnen
Wissenschaftler der Universität Michigan haben entdeckt, dass die Anwesenheit eines bestimmten Proteins gefährliche Komplikationen nach einer Knochenmarkspende vorhersagt. Mit diesem Wissen könnten Ärzte in Zukunft bereits sieben Tage nach der Transplantation feststellen, welche Patienten eine Wirt-anti-Transplantat-Reaktion entwickeln werden. Bei dieser lebensbedrohlichen Reaktion greifen die transplantierten Immunzellen aus dem Knochenmark das körpereigene Gewebe des Patienten an. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht das Forscher-Team um John Levine heute, Freitag, beim jährlichen Treffen der American Society for Blood and Marrow Transplant auf Hawaii.
Bei 170 Patienten, die eine Knochenmarkspende erhalten haben, maßen die Wissenschaftler den Spiegel des Tumor necrosis factor (TNF)-Proteins, das Entzündungen auslöst. Dabei haben sie bei 94 Betroffenen eine Woche nach der Transplantation erhöhte TNF-Werte festgestellt, noch bevor die Patienten Symptome der Wirt-anti-Transplantat-Reaktion zeigten. Das Forscher-Team konnte nachweisen, dass Patienten mit einem hohen TNF-Spiegel eine etwa um 20 Prozent geringer Überlebenschance haben: Nach einem Jahr lebten 62 Prozent, verglichen mit 85 Prozent der Patienten mit einem niedrigen TNF-Level.
Die Studienergebnisse ließen darauf schließen, dass man gefährdete Patienten frühzeitig herausfiltern könnte, um einer Wirt-anti-Transplantat-Reaktion vorzubeugen, so die US-Wissenschaftler. Dadurch könnten die Mediziner bereits mit der Behandlung beginnen, bevor sich überhaupt Symptome entwickeln. „Bei einer Knochenmarkspende müssen bestimmte Gewebemerkmale übereinstimmen“, erläutert Silvia Marcello, Pressesprecherin der Deutschen Knochenmarkspendedatei (DKMS), im pressetext-Interview.
„Die Chancen für eine Übereinstimmung stehen bei einfachen Merkmalen etwa eins zu 20.000, bei weniger häufigen Merkmalen eins zu mehreren Millionen“, so Marcello weiter. Eine Knochenmark-Transplantation kann für Menschen, die an Leukämie leiden, lebensrettend sein. Die DKMS, in der über 1,3 Mio. potenzielle Knochenmark- und Stammzellspender registriert sind, vermittelt täglich vier bis fünf Spender in die ganze Welt. Aber für jeden vierten Betroffenen findet sich kein passender Spender. „Es wäre schön, wenn sich noch mehr Menschen registrieren lassen würden, damit sich die Chance für einen passenden Spender erhöht“, meint Marcello abschließend.
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