Korrektur von Herzfehler ohne Operation: Erstmaliger Eingriff bei einem Erwachsenen mittels Katheter

Ein Loch in der Kammerscheidewand ist mit etwa 25 Prozent der am häufigsten vorkommende angeborene Herzfehler und führt unter anderem zu Linksherzschwäche und Atemnot. Bislang konnte dieser so genannte Ventrikelseptumdefekt im Jugendlichen- und Erwachsenenalter meist nur durch eine Operation am offenen Herzen behandelt werden. Doch jetzt haben Ärzte an der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn erstmals in der Region einen solchen Herzfehler bei einem Erwachsenen katheterunterstützt mit einem Doppelschirm verschlossen.

Heutzutage wird ein Ventrikelseptumdefekt häufig bereits im Säuglingsalter festgestellt. Hierbei besteht zwischen den beiden Herzkammern fälschlicherweise eine Verbindung. Das Herz kann das Blut nicht in ausreichender Menge durch Lunge und Körper pumpen. Dieses geht mit einer deutlichen Schwäche und fehlender Belastbarkeit des Herzens einher. Doch ein solcher Defekt kann wie bei Bernhard T. unentdeckt bleiben und im Erwachsenenalter zu ernsthaften Herzerkrankungen bis hin zu einer schweren Linksherzschwäche führen: „Früher wurde mir gesagt, ich wäre zu schnell groß geworden und mein Herz sei nicht mit gewachsen.“ Der heute siebzigjährige Bauunternehmer konnte als Kind nicht richtig Sport treiben und hatte später oft Luftprobleme bei seiner schweren körperlichen Arbeit.

Meist muss das angeborene Loch in der Herzscheidewand durch eine Operation am offenen Herzen geschlossen werden. „Dies trifft bisher insbesondere auf Patienten zu, die erst im Erwachsenenalter mit einem solchen Herzfehler auffällig werden“, sagt Professor Dr. Georg Nickenig, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Bonn – deutschlandweit eines der wenigen Zentren, das auch komplizierte Herzfehler mittels eines Eingriffs im Herzkatheterlabor behandeln kann. Denn der Verschluss des Ventrikelseptumdefekts mit einem Doppelschirm, der über einen Katheter von der Leiste her im Herzen platziert wird, ist technisch schwierig. Liegt das Loch beispielsweise zu nah an der Aortenklappe, kann sich das Schirmchen in der Klappe verhaken.

Eingriff im Katheterlabor dauerte nur anderthalb Stunden

Doch bringt dieser Eingriff, der langjährige Erfahrung im Umgang mit herzkranken Patienten erfordert, erhebliche Vorteile für den Patienten. So kann unter anderem auf die Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden, die bei einer Operation die Arbeit des ruhiggestellten Herzens übernimmt. Denn ihr Einsatz belastet ältere Patienten mit sehr schlechtem Allgemeinzustand und kann unter Umständen zum Tode führen. Bei Bernhard T. gelang es Professor Nickenig und Privatdozent Dr. Johannes Breuer, Direktor der Kinderkardiologie am Universitätsklinikum Bonn, innerhalb von anderthalb Stunden das Loch in der Herzscheidewand zu schließen. Den minimal-invasiven Eingriff erlebte der Patient ohne Vollnarkose und bei vollem Bewusstsein mit. „Durch den Verschluss des Defektes wird die Leistung des Herzens gesteigert, so dass sich der Zustand unseres Patienten verbessern wird“, sagt Professor Nickenig.

Bereits sechs Stunden nach diesem schonenden Eingriff konnte Bernhard T. aufstehen und eine Woche später seinen Geburtstag zu Hause mit Familie und Freunden feiern. „Mir geht es deutlich besser und wenn es so bleibt, bin ich sehr zufrieden. Die Bonner Ärzte haben mich gut beraten; ich konnte mich voll auf sie verlassen.“

Kontakt für die Medien:
Professor Dr. Georg Nickenig
Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-5217
E-Mail: georg.nickenig@ukb.uni-bonn.de

Media Contact

Dr. Inka Väth idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-bonn.de/

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