Zellen mit hohem Risikopotenzial
Heidelberger Wissenschaftler zeigen, dass Scheidenkrebs aus verstreuten Zellen des Gebärmutterhalskrebs entstehen kann
Bösartige Tumoren der Scheide können ihren Ausgang von Krebszellen des Gebärmutterhalses nehmen. Wissenschaftler der Abteilung für Angewandte Tumorbiologie am Universitätsklinikum Heidelberg haben gezeigt, dass Scheidenkrebs dieselbe Erbsubstanz des krebserregenden Humanen Papillom-Virus (HPV) enthalten kann wie Zellen des Gebärmutterhalskrebses.
Ihre Arbeit erscheint morgen in der aktuellen Ausgabe des „Journal of the National Cancer Institute“. Das Ergebnis unterstreicht, wie wichtig die Krebsnachsorge bei Patientinnen ist, die bereits wegen eines Gebärmutterhalskrebses oder entsprechender Vorstufen behandelt worden sind.
HPV ist ein anerkannter Risikofaktor für beide Krebsformen. In Deutschland erkranken jährlich ca. 7.000 Patientinnen an einem Krebs des Gebärmutterhalses (Zervixkarzinom). Eine Infektion mit HPV vervielfacht das Risiko, an diesem bösartigen Tumor zu erkranken. Scheidenkrebs ist dagegen wesentlich seltener. Unklar war bisher, ob der Scheidenkrebs durch eine neue Infektion von Zellen in der Scheide mit HP-Viren hervorgerufen wird oder aber sich aus zuvor infizierten Zellen des Gebärmutterhalses, die sich unbemerkt ausgebreitet haben, entwickelt. Das Forschungsteam des Ärztlichen Direktors Professor Dr. Magnus von Knebel Doeberitz konnte jetzt nachweisen, dass in vielen Fällen der Scheidenkrebs aus verstreuten Zellen des Gebärmutterhalses, die zuvor mit HPV-infiziert wurden, entsteht.
Welche Konsequenzen dieses Ergebnis für die klinische Praxis haben könnte, diskutieren Wissenschaftler der Universität Washington in einem Editorial derselben Ausgabe des „Journal of the National Cancer Institute“. Sie schlagen vor, dass Patientinnen, die wegen eines Gebärmutterhalskrebs oder seiner Vorstufen behandelt wurden, engmaschig betreut werden sollten, bis die Zellabstriche wiederholt keine Auffälligkeiten mehr gezeigt haben.
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