Jetzt im Forschungsmagazin "Ruperto Carola 2/2001": Neue Therapieansätze für zerstörte Gelenke

Neue Forschungsprojekte der Universität Heidelberg – Titelgeschichte von Wiltrud Richter über den Stand der Entwicklungen zur Zelltherapie zerstörter Gelenke mit Hilfe von Stammzellen erwachsener Spender – Weitere Themen des Heftes: das „Global Ozone Monitoring Experiment“ an Bord des europäischen Forschungssatelliten ERS-2 – „Indien: Bauerndemokratie und politische Elite“, „Sammlung Prinzhorn: Quälend faszinierende Ästhetik“ – „Was ist ein Raum?“ – „Religionen im Internet“

Die Arthrose, der schmerzhafte Abbau des Gelenkknorpels, ist ein weit verbreitetes Leiden. Einmal geschädigt, kann Knorpel nicht mehr heilen. Diese Erkenntnis ist 300 Jahre alt – und auch heute noch eine der größten Herausforderungen orthopädischer Forschung. „Ruperto Carola 2/2001“, das neue Forschungsmagazin der Universität Heidelberg, berichtet in seiner Titelstory, wie sich die Stiftung Orthopädische Universitätsklinik dieser Herausforderung stellt und derzeit neue Therapieansätze auf der Basis molekularbiologischer Forschung erarbeitet. Wiltrud Richter erläutert den aktuellen Stand der Entwicklungen auf dem Weg zu einer effizienten Zelltherapie zerstörter Gelenke mit Hilfe von Stammzellen erwachsener Spender. Weitere Themen des Heftes reichen von „Religionen im Internet“ bis hin zur Umweltphysik. Das „Global Ozone Monitoring Experiment“ an Bord des europäischen Forschungssatelliten ERS-2 macht es erstmals möglich, globale Daten von einer Reihe troposphärischer Spurenstoffe zu gewinnen. „Indien: Bauerndemokratie und politische Elite“, „Sammlung Prinzhorn: Quälend faszinierende Ästhetik“ und „Was ist ein Raum?“ lauten die weiteren Texte.

Prorektorin im Editorial: „Die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland leistet sich ein gehöriges Maß an Anti-Intellektualismus“

„Der Doktorandenmarkt ist leergefegt“, stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in ihren kürzlich veröffentlichten Empfehlungen fest. Wo die Probleme der Nachwuchsförderung an deutschen Universitäten liegen, spricht Prorektorin Prof. Dr. Susanne Weigelin-Schwiedrzik im Editorial der neuen „Ruperto Carola“ an. Für die Prorektorin stellen die Gegenmaßnahmen der DFG mit Junior-Professuren, früherer Selbstständigkeit des wissenschaftlichen Nachwuchses und weniger Abhängigkeit von den Professoren einen Schritt in die richtige Richtung dar. Die Probleme haben aber tiefere Wurzeln.

Mit Blick auf die Junior-Professuren weist die Prorektorin darauf hin, dass sich in den Naturwissenschaften „Nachwuchsgruppen“ schon seit Jahren als wichtiges Instrument der Forschung herauskristallisiert haben. Weigelin-Schwiedrzik: „An diese Erfahrungen anknüpfend sollte man Nachwuchsgruppen vermehrt einführen: nicht als Ersatz für das bisherige Qualifikationsschema mit dem Ziel der Habilitation, sondern als Alternative dort, wo es der Entwicklung des Faches dient.“ Ein Blick auf die universitäre Realität zeige: Es wird schon heute ohne Habilitation berufen, wenn die Bewerberlage und die Entwicklung des Faches es verlangen.

Doch das Problem des fehlenden Nachwuchses habe man damit dennoch nicht lösen können. „Selbst dort, wo es Nachwuchsgruppen gibt, fehlt es an Forschern. Warum?“ Im Mittelpunkt des Problems stehe – so die Prorektorin – der Ansehensverlust der Universität. Welcher Naturwissenschaftler sollte sich an einen Platz locken lassen, der mit viel Arbeit und wenig Geld verbunden auch noch schlecht beleumundet ist?

„Die Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland leistet sich nicht nur ein ’gerüttelt Maß an Wissenschaftspessimismus’, wie es im Papier der DFG heißt, sie leistet sich auch ein gehöriges Maß an Anti-Intellektualismus und Abscheu für alle, die sich nicht dem juste milieu zuordnen lassen. Die junge Generation hat daraus längst ihre Schlüsse gezogen – die ausländischen Wissenschaftler, die wir ins Land holen, merken dies spätestens am Schalter des Ausländeramtes. Wenn sich in diesem Punkt nichts ändert, wird wohl allen noch so gut gemeinten Maßnahmen der erwünschte Erfolg versagt bleiben“, kommentiert Prof. Weigelin-Schwiedrzik im Editorial.

„Gome“ – das unbestechliche Auge im All

Aus der Umweltphysik stammt der erste Haupttext des Magazins. Globale Daten atmosphärischer Spurenstoffe für die Troposphäre, die unterste Schicht unserer Atmosphäre, waren lange Zeit der Traum vieler Forscher. Frühere Satelliteninstrumente waren jedoch nahezu „blind“ für diesen Bereich unserer Lufthülle. Erst mit dem Start des „Global Ozone Monitoring Experiment“ (Gome) an Bord des europäischen Forschungssatelliten ERS-2 kamen die Atmosphärenforscher den untersten Luftschichten einen entscheidenden Schritt näher. Gome macht es erstmals möglich, globale Daten von einer ganzen Reihe troposphärischer Spurenstoffe zu gewinnen. Thomas Wagner und Ulrich Platt aus dem Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg schildern in „Ruperto Carola 2/2001“ die spektakulären Ergebnisse der Gome-Mission.

Indien: Bauerndemokratie und politische Elite

Indien – die größte Demokratie der Welt – erlebt zurzeit eine Phase der Instabilität. Die Parteienlandschaft ist zerklüftet. Manche Bundesländer werden von Regionalparteien beherrscht. Die Bundesregierung wird von einer zusammengewürfelten Koalition getragen. Doch die indische Demokratie hat sich immer wieder als vital erwiesen. Dietmar Rothermund vom Südasien-Institut schildert in dem folgenden Beitrag, wie die indische Demokratie diese Spannkraft gewonnen hat und wie sie weiterhin bewahrt werden kann.

Sammlung Prinzhorn: Quälend faszinierende Ästhetik

Ob in London oder New York, Los Angeles oder Barcelona – wo immer die Prinzhorn-Sammlung gezeigt wird, zieht sie enorme Aufmerksamkeit auf sich. Sie gilt als eine der eindrucksvollsten Sammlungen von Kunst psychisch kranker Menschen. Bettina Brand-Claussen und Christoph Mundt aus der Psychiatrischen Universitätsklinik beschreiben in der neuen „Ruperto Carola“ die Geschichte der Sammlung und erläutern die Bedeutung der faszinierenden „Bildnereien Geisteskranker“. Achtzig Jahre nachdem der Kunsthistoriker und Psychiater Hans Prinzhorn die eigenartigen Werke zusammengetragen hat, entsteht derzeit in Heidelberg ein Museum für die Sammlung. Es wird im September eröffnet.

Was ist ein Raum?

Die mathematische Kenntnis über Räume ist einerseits riesig – andererseits wissen die Mathematiker fast nichts. Matthias Kreck aus dem Mathematischen Institut der Universität Heidelberg betrachtet in seinem Beitrag die Entwicklung des Raumbegriffes über die Jahrhunderte. Er erläutert, was ein Raum ist, woran man einen Raum erkennt – und vermittelt in verständlicher und eindrucksvoller Weise, dass die allzu oft verkannte Mathematik eine äußerst spannende Wissenschaft ist.

Religionen im Internet

Das Internet ist die größte kommunikationstechnische Innovation und Herausforderung unserer Zeit. Strukturen von Regierungsformen und Management haben sich durch das Netz verändert, e-learning, e-commerce, e-banking… gehören zum Vokabular unserer Zeit. Doch auch Religionen – und besonders Formen neuer Religiosität – haben an dieser Entwicklung erheblichen Anteil. „Deshalb braucht es Wissenschaften, die sich analytisch mit dem Phänomen Internet und seinen kulturellen, religiösen, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Implikationen auseinandersetzen“, sagt Gregor Ahn, der an der Universität Heidelberg das Fach Religionswissenschaft vertritt und im Dezember mit dem Landeslehrpreis 2000 ausgezeichnet wurde. „Die Religionswissenschaft ist eine von diesen Disziplinen“, hebt der 42-Jährige im Interview mit Pressesprecher Michael Schwarz hervor.

Im Meinungsbeitrag des neuen Heftes nimmt Jens Halfwassen zur Abschaffung der Habilitationsstipendien durch Bundesbildungsministerin Bulmahn kritisch Stellung. Paul Kirchhof schildert in seinem Text „Aus der Stiftung Universität Heidelberg“, welche Preisträger für den Ruprecht-Karls-Preis des Jahres 2000 ausgewählt wurden. Die ständige Rubrik „Drittmittel“ rundet das Magazin ab.

Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag C. Winter Heidelberg GmbH. Ein Einzelheft der „Ruperto Carola“ kostet 10 DM plus Versand, für Studierende 5 DM. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 60 DM (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus.

Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben der „Ruperto Carola“: http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html

Rückfragen bitte an:
Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317 
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

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