Entzündungsmarker CRP sagt Herzinfarktrisiko voraus

Das Serumprotein CRP (C-reaktives Protein) kann auch nach Berücksichtigung üblicher Risikofaktoren dazu beitragen, Personen mit hohem Herzinfarktrisiko zu identifizieren.

Dies zeigen neueste epidemiologische Daten, die Jennifer K. Pai, Wissenschaftlerin der Harvard School of Public Health, und Tobias Pischon, jetzt Epidemiologe am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, als gemeinsame Erstautoren veröffentlichten (N Engl J Med, 2004, Vol.: 351). Die neue Studie zeigt aber auch, dass der zusätzliche Informationsgewinn durch die CRP-Messung geringer ausfällt, als dies in anfänglichen Studien angenommen wurde (vergl. Ridker et al., N Engl J Med 2002, Vol.: 347: 1557-65). So waren beispielsweise die Blutfettwerte weitaus stärker mit dem Eintreten eines Herzinfarktes assoziiert.

Seit einiger Zeit diskutieren Mediziner und Wissenschaftler, ob die Messung von Entzündungsmarkern wie CRP im Blut zur Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos herangezogen werden sollte. Eine Reihe von Studien hatte gezeigt, dass Menschen mit hohem CRP-Spiegel im Blut ein erhöhtes Herzinfarktrisiko haben. Allerdings liegen bei Menschen mit erhöhten CRP-Werten häufig gleichzeitig andere Herz-Kreislauf-Risikofaktoren vor wie Diabetes, Bluthochdruck oder Übergewicht. Es ist daher fraglich, ob die Messung von CRP zusätzliche Informationen zur Risikoabschätzung bringt, die der Arzt nicht ohnehin im Rahmen der üblichen Routineuntersuchung erfasst.

Um zur Klärung dieser Frage beizutragen, untersuchte die Gruppe um Pai und Pischon neben CRP auch noch drei weitere Entzündungsmarker auf ihre Eignung als Vorhersageparameter für koronare Herzerkrankungen: Interleukin-6 und die löslichen Tumornekrosefaktor alpha-Rezeptoren, TNF-R1 und TNF-R2. Obwohl erhöhte Blutwerte der drei letztgenannten Marker mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko assoziiert zu sein schienen, schwächte sich diese Beziehung deutlich ab, wenn traditionelle Risikofaktoren berücksichtigt wurden. Eine leichte Abschwächung zeigte sich auch bei CRP, allerdings war die Beziehung zum Herzinfarktrisiko weiterhin statistisch signifikant und spricht daher für ein prognostisches Potential des CRP-Spiegels im Blut sowohl bei Frauen als auch bei Männern.

Hintergrundinformation:
Die „Nurses’ Health Study (NHS)“ und die „Health Professional Follow-up Study (HPFS)“ sind prospektive Kohortenstudien mit 121.700 Teilnehmerinnen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren (NHS) bzw. 51.529 Teilnehmern im Alter zwischen 40 und 75 Jahren. Von den zu Beginn der Studie hinsichtlich kardiovaskulärer Erkrankungen gesunden Teilnehmern/innen, die Blutproben abgegeben hatten, erlitten innerhalb von 8 bzw. 6 Jahren 239 Frauen und 265 Männer einen nicht-tödlichen Herzinfarkt oder verstarben an einer koronaren Herzerkrankung. In der vorliegenden eingebetteten Fall-Kontrollstudie verglichen die Wissenschaftler die beiden Gruppen mit nach dem Zufallsprinzip aus dem Gesamtkollektiv ausgewählten Kontrollgruppen. Diese bestanden aus 469 Frauen und 529 Männern, die im Beobachtungszeitraum frei von kardiovaskulären Erkrankungen waren.

Kontakt:

Dr. Tobias Pischon
Abteilung Epidemiologie
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal
Tel.: 033200/88-723
E-Mail: Pischon@mail.dife.de

Media Contact

Dr. Gisela Olias DIfE

Weitere Informationen:

http://www.dife.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

CT der Lunge: Neue Methode macht gleichzeitig Struktur und Funktion sichtbar

Ein Radiologie-Team der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat eine neue Technik zur Bildgebung der Lunge entwickelt. Bei den Untersuchungen nutzt es die innovative photonenzählende Computertomografie (CT). Die Aufnahmen schaffen neue…

Neuartiger Ansatz zur Herstellung von Nanomaterialien entwickelt

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Friedrich-Alexander- Erlangen-Nürnberg ist es gelungen, Nanomaterialien kontrolliert in einem sogenannten Bottom-Up-Ansatz herzustellen. Wie sie im Fachjournal ACS Nano berichten, nutzen sie dabei…

Auf den Plastik-Geschmack gekommen

Erstmals entdeckt: Neues Enzym aus der Tiefsee baut den Kunststoff PET ab. Plastikverschmutzung verändert zunehmend die Gesundheit der Küsten und Meere. Ein hierbei bekanntes Problem sind Plastikflaschen, die aus dem…

Partner & Förderer