Schäden an der Niere als Nebenwirkung der Chemotherapie

Bei krebskranken Kindern werden zur Behandlung von Knochen- und Muskeltumoren die Medikamente Cyclophosphamid und Ifosfamid eingesetzt. Die Heilungsrate bei dieser Chemotherapie ist hoch, bis zu 70 Prozent. Allerdings sind Nebenwirkungen möglich – unter anderem Nierenschäden, die sich zum Teil erst Jahre nach der Behandlung bemerkbar machen. Wie es dazu kommt, wird an der Uni Würzburg erforscht.


Es ist vor allem die Therapie mit Ifosfamid, die sich negativ auf die Nieren auswirkt. Die Kinder sind dann zwar von ihrer Tumorerkrankung geheilt, scheiden aber mit dem Urin zu viele Elektrolyte und Aminosäuren aus. Das kann schwerwiegende Konsequenzen haben: Verliert der Körper zu viel Kalzium und Phosphat, so entwickelt sich eine Rachitis mit abnormalem Knochen- und Körperwachstum. „Für die Beeinträchtigung der Nieren sollen zwei Stoffwechselprodukte verantwortlich sein, die im Körper durch den Abbau von Ifosfamid entstehen“, erklärt Dr. Andreas Benesic vom Physiologischen Institut. Der Hauptschaden entsteht am so genannten Proximalen Tubulus. Dort wird der Löwenanteil der Nährstoffe und Elektrolyte aus dem Harn in den Körper zurückgeholt.

Laut Benesic ist bislang ungeklärt, welcher Mechanismus dem Defekt zu Grunde liegt. „Die klinischen Beobachtungen deuten aber darauf hin, dass es kein akuter Schaden ist, wie es zum Beispiel bei einem massiven Absterben von Zellen der Fall wäre“, erklärt der 29-jährige Mediziner. Stattdessen entstehe eine chronische Funktionsstörung, die sich nach der Chemotherapie mehr und mehr verschlimmere. Derartige langsam fortschreitende Beeinträchtigungen der Nieren können zum Beispiel dann entstehen, wenn Nierengifte die Signalwege beeinflussen, die bestimmte Zellfunktionen steuern. Darum untersucht Benesic, welche Wirkung die verdächtigten Substanzen auf die Signalübertragung innerhalb der Zellen ausüben.

Das Projekt wird an der Uni Würzburg in Zusammenarbeit zwischen den Arbeitsgruppen von Professor Michael Gekle (Physiologisches Institut) und von Professor Nader Gordjani (Kinderklinik) durchgeführt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat einen Förderantrag von Benesic für gut befunden und gewährt ihm nun finanzielle Unterstützung.

Um den Vorgängen beim Patienten möglichst nahe zu sein, experimentiert der Würzburger Mediziner mit Kulturen aus Nierenzellen des Menschen. Zunächst untersucht er die Wirkung der Substanzen auf die Kalzium-Konzentration in den Zellen, weil diese eine zentrale Rolle bei der Regulation zahlreicher Zellfunktionen spielt. Dann prüft er mittels so genannter Gen-Arrays die Auswirkungen der Medikamente auf Gene, die bei chronischen Nierenschäden verstärkt aktiv sind. Schließlich sollen Möglichkeiten gefunden werden, um all diese Veränderungen in der Zellkultur zu verhindern. Daraus ergeben sich dann vielleicht Anhaltspunkte, wie man die von der Chemotherapie ausgelösten Nierenschäden bei Kindern verhindern kann.

Weitere Informationen: Dr. Andreas Benesic, T (0931) 31-2735, Fax (0931) 31-2741, E-Mail: andreas.benesic@mail.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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