Depression effektiv mit Systemischer und Familientherapie behandeln

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet, dass depressive Störungen in den nächsten Jahrzehnten zur häufigsten Erkrankung werden – mit weitem Abstand vor allen anderen psychischen oder körperlichen Krankheiten. Obwohl erfolgreiche Behandlungsmethoden existieren, ist die Versorgung von Menschen mit Depressionen weltweit mangelhaft. Experten aus dem In- und Ausland vergleichen auf dem 5. Europäischen Kongress für Familientherapie und Systemische Praxis (EFTA) welche Therapien in unterschiedlichen Ländern angewandt werden.


Häufig werden Depressionen medikamentös mit Antidepressiva behandelt. Dazu kommen psychologische Verfahren, vor allem die kognitive Therapie, und bei Bedarf weitere Verfahren wie die Lichttherapie oder Schlafentzug. „Effektiver als medikamentöse und kognitive Therapie ist jedoch die Systemische Paartherapie“, meint Dr. Eia Asen, Mitglied des Londoner Royal College of Psychiatrists, im Vorfeld des EFTA-Kongresses.

In der Systemischen Paartherapie nehmen die Erkrankten und ihre Partner gemeinsam an den Therapiesitzungen teil. Der Therapeut kann so den großen Einfluss der Beziehung auf den Erkrankten in seine Lösungsansätze mit einbeziehen. Die Unterstützung durch den Partner führt dazu, dass Patienten diese Therapieform mehr akzeptieren als medikamentöse oder kognitive Therapie. Sie brechen die Behandlung seltener vorzeitig ab. Die Systemische Paartherapie kostet außerdem genauso viel wie die medikamentöse Behandlung, obwohl mehr Kosten durch die Therapiesitzungen anfallen. Diese werden jedoch durch geringere Kosten für Krankenhausaufenthalte ausgeglichen. Asen stützt seine Meinung auf randomisierte, kontrollierte Untersuchungen, darunter die Londoner Depressions-Interventionsstudie. Diese Studie hat in Großbritannien mit dazu beigetragen, dass die Systemische Therapie als Behandlungsverfahren in der Erwachsenenpsychiatrie zunehmend anerkannt wird.

Doch auch Kinder und Heranwachsende leiden unter Depressionen. Sie werden in europäischen Ländern unterschiedlich therapeutisch behandelt. Dies zeigt eine Studie mit zehn- bis 14-Jährigen in Athen, Helsinki und London, die Familientherapie und Kinderpsychotherapie vergleicht. Dr. David Campbell, klinischer Psychologe der Kinder- und Familienabteilung der Londoner Tavistock-Klinik, stellt auf dem EFTA-Kongress diese Studie vor.

Eine weitere Veranstaltung hat das Thema, wie depressive Heranwachsende mit der Bindungsbezogenen Familientherapie behandelt werden können. Dr. Guy Diamond, Direktor im Kinderkrankenhaus von Philadelphia, referiert zu dieser Therapieform. Sie löst Konflikte und Traumata des jugendlichen Erkrankten und seiner Familie, um dann vertrauensvolle Bindungen innerhalb der Familie aufzubauen.

Termine zum Thema im Rahmen des 5. Europäischen Kongresses für Familientherapie und Systemische Praxis im ICC Berlin:

Donnerstag, 30. September 2004, 11.00 bis 13.00 Uhr
Gebunden an unsere Kindheiten: Ein Versuch, Bindungstheorien und systemische Theorien in der Praxis zu integrieren.
mit dem Beitrag: Bindungsbezogene Familientherapie für depressive Adoleszenten, Guy Diamond

Donnerstag, 30. September 2004, 14.30 bis 18.00 Uhr
Outcome-Forschung: Befunde zur Effektivität der Systemischen Therapie
mit dem Beitrag: Vergleich zwischen Familientherapie und Kinderpsychotherapie bei depressiven Kindern und ihren Familien in drei europäischen Städten, David Campbell

Freitag, 1. Oktober 2004, 11.00 bis 13.00 Uhr
Systemische Ansätze in der Psychiatrie
Leitung: Tamás Kurimay, Jochen Schweitzer

Der Kongress wird ausgerichtet von den beiden deutschen Verbänden für systemische Forschung, Therapie, Beratung und Supervision, der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie und der Systemischen Gesellschaft.

IHRE ANSPRECHPARTNER:
Anne-Katrin Döbler, Beate Schweizer
Pressestelle EFTA
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel: 0711 / 8931 295, Fax: 0711 / 8931 566
E-Mail: presse@efta2004.de

oder

Bernhard Schorn, DGSF-Geschäftsführer
DGSF; Pohlmanstraße 13; 50735 Köln
Fon (0221) 61 31 33; Fax (0221) 9 77 21 94
E-Mail: schorn@dgsf.org

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