Einweihung eines der weltweit modernsten Operationssäle an der Frankfurter Uniklinik

Übersicht über den neugeschaffenen neurochirurgischen Operationssaal mit intraoperativem Kernspintomographen an der Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Intraoperative Kernspintomographie eröffnet neue Möglichkeiten in der Gehirnchirurgie


In der Klinik für Neurochirurgie der Frankfurter Universitätsklinik wurde einer der weltweit modernsten Operationssäle in Betrieb genommen, der einzigartige Möglichkeiten in der Hirntumorchirurgie bietet. Kernstück des völlig neu konzipierten Operationssaales ist der „PoleStar N20“, ein hochinnovativer mobiler Kernspintomograph (MRT) der neuesten Generation, der unmittelbar am Operationstisch eingesetzt werden kann. Hiermit ergibt sich für die Chirurgen um Klinikdirektor Professor Volker Seifert die Möglichkeit, zu jedem Zeitpunkt der Operation kernspintomographische Bilder vom Gehirn des Patienten anzufertigen. Die Ärzte an der Neurochirurgischen Klinik erwarten dadurch wesentliche Fortschritte bei der Operation von Tumoren und anderen Krankheitsprozessen im Gehirn.

Gehirntumore sind häufig schwer vom gesunden Nachbargewebe zu unterscheiden. Während an anderen Organen die befallenen Abschnitte einschließlich einer Sicherheitszone großzügig entfernt werden können, müssen die Neurochirurgen bei Gehirnoperationen exakt an der Grenze des Tumors arbeiten und das gesunde Nachbargewebe schonen. Im kompliziertesten Organ des Menschen drohen weitreichende Schäden, wenn selbst winzige, aber unersetzliche Bereiche wie das Sprechzentrum, das Bewegungszentrum oder einzigartige Verbindungssysteme zwischen Hirnteilen verletzt werden. Die Schwierigkeit der Hirntumorchirurgie besteht in der Gratwanderung, eine Geschwulst so radikal wie nötig und so schonend wie möglich zu entfernen.

Bisher konnten die Ärzte erst nach dem Eingriff feststellen, ob sie den Tumor tatsächlich vollständig entfernt hatten. So wurde am Folgetag der Operation eine konventionelle MRT durchgeführt, um das Ausmaß der Tumorentfernung sichtbar zu erfassen. Waren noch Tumorreste nachweisbar, bedeutete dies für den Patienten unter Umständen eine nochmalige Operation oder eine zusätzliche Nachbehandlung durch Strahlen- oder Chemotherapie.

„Mit dem PoleStar N20 können wir neurochirurgische Eingriffe noch präziser und sicherer durchführen“ hebt Professor Volker Seifert die Bedeutung der neuen Technologie hervor. Bereits von Beginn der eigentlichen Operation an erstellt der PoleStar N20 hochauflösende Bilder des Gehirns. Durch eine Verbindung mit dem Navigationscomputer zeigen diese Bilder dem Neurochirurgen exakt die optimale Position der Schädeleröffnung und weisen den schonendsten Weg zum Tumor. Während der Entfernung der Geschwulst werden aktuelle Bilder angefertigt, die dem Operateur wertvolle Informationen über den Fortschritt der Operation, die Größe und Lage des Resttumors und die Nähe zum normalen Hirngewebe bereitstellen.

Die Anwendung des intraoperativen Kernspintomographen verspricht den Patienten den Vorteil einer radikalen, aber gleichzeitig auch schonenden Operation mit vermindertem Risiko einer Nachoperation und reduzierter Gefahr von Komplikationen. Zudem erlaubt sie die häufigere Anwendung von sogenannten „Schlüsselloch“-Operationen, bei denen durch die verkleinerte Operationsfläche die Heilungsphase verkürzt ist und der Patient zeitiger aus dem Krankenhaus entlassen werden kann.

Zusätzlich stehen dem Chirurgen im Operationssaal die neuesten Verfahren computer-gesteuerter Operationstechniken (Neuronavigation) sowie ein an der Frankfurter Neurochirurgie mitentwickeltes neues Spezialmikroskop für Hirneingriffe zur Verfügung, das u.a. die Möglichkeit einer Hirngefäßdarstellung ohne Röntgenstrahlung und eine spezielle Fluoreszenzerkennung von Hirntumorzellen bietet.

Mit der Inbetriebnahme des intraoperativen Kernspintomographen im Umfeld der anderen Hochtechnologien verfügt die Neurochirurgische Klinik über einen der weltweit modernsten Operationssäle. Für das Universitätsklinikum Frankfurt bedeutet der PoleStar eine weitere Aufwertung als etabliertes und deutschlandweit anerkanntes Zentrum bei der Behandlung und Erforschung von Erkrankungen des Gehirns. „Von den jährlich über 2.300 Eingriffen, die bei uns vorgenommen werden, wird das neue Gerät bei einer großen Zahl von Eingriffen zum Einsatz kommen“, so Professor Seifert.

Der „Neurochirurgische Operationssaal der Zukunft“, wie ihn Professor Seifert und seine Mitarbeiter nennen, wurde durch Mittel des Klinikums Frankfurt, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und durch die Spendenaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung finanziert. Ohne die Mittel der Spendenaktion, zu der die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihre Leser im Winterhalbjahr 2001/2002 aufrief, hätte der 2,5 Millionen Euro teure Operationssaal nicht eingerichtet werden können.

Für weitere Informationen:

Ricarda Wessinghage
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Frankfurt
Fon (0 69) 63 01 – 77 64
Fax (0 69) 63 01 – 8 32 22
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