Harnsteine: neue Untersuchungsmethode

Starke Schmerzen, Erbrechen, Blut im Urin – die Symptome einer Harnleiterkolik sind dramatisch. Ursache ist meist ein kleiner Stein, der sich in den Harnwegen gebildet hat und nun den Harnleiter verstopft. Ein an der Universität Bonn entwickelter Test kann klären, ob eine Erkrankung des Verdauungssystems Grund für die Harnsteinbildung ist.

4% der Bevölkerung erkranken im Laufe des Lebens an Harnsteinen. Jährlich werden bis zu 400.000 Erkrankungsfälle in Deutschland registriert. Über- und Fehlernährung sind ein wesentlicher Auslöser für die Bildung bestimmter Harnsteinarten; in Zeiten der Not nach den Weltkriegen waren Harnsteinleiden selten. Dies betrifft besonders die Kalziumoxalat-Steine, immerhin 75% aller gefundenen Harnsteine. Eine spezifische Ernährungsumstellung auf oxalatarme Kost kann in einem solchen Fall die Steinbildung verhindern.

Bei vielen Patienten ist zudem die Aufnahme (Absorption) von Oxalat durch das Verdauungssystem erhöht, wodurch sich vermehrt Harnsteine bilden können. Oxalat-Absorptionsmessungen waren bisher nur mit radioaktiv markiertem Oxalat möglich und konnten wegen des Strahlungsrisikos nur für Forschungszwecke eingesetzt werden.

Die Wissenschaftler um Dr. Gerd von Unruh (Massenspektrometrielabor der Medizinischen Klinik I) und Prof. Dr. Albrecht Hesse (Experimentelle Urologie) haben nun – mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) – einen neuen Test zur Messung der Oxalatabsorption im Darm entwickelt. Dabei wird den Patienten eine nicht-radioaktive Oxalat-Variante (13C2-Oxalat) verabreicht, die sich nur durch ihr Gewicht von natürlichem Oxalat unterscheidet. Die Wissenschaftler können so erstmalig ohne Einsatz radioaktiver Substanzen feststellen, ob das mit dem Harn abgegebene Oxalat mit der Nahrung aufgenommen oder vom Körper selbst gebildet wurde. Unruh und Hesse empfehlen den Test bei allen Patienten, die unter häufig wiederkehrenden Kalziumoxalat-Steine leiden. Auch zur Erfolgskontrolle einer Therapie kann der Test eingesetzt werden – beispielsweise bei Patienten mit häufiger Steinbildung aufgrund von Begleiterkrankungen wie Morbus Crohn oder Mukoviszidose. Inzwischen verfügt die Urologische Klinik über ein neues Gaschromatographie-Massenspektrometrie-Gerät (GC-MS). Dadurch wird es möglich, den Test auch in der Routinediagnostik anzuwenden und das Forschungsprojekt weiter auszubauen.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Albrecht Hesse, Experimentelle Urologie, Tel.: 0228/287-6797, Fax: 0228/287-6344, E-Mail: hesse@uni-bonn.de, http://www.uni-bonn.de/ExpUro/home.html

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Frank Luerweg idw

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