Premiere für OP-Roboter

Die beiden Roboterarme, mit feinen Geräten bestückt, ermöglichen ein präzises Operieren / Foto: Intuitive Surgical.

An der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg wurde erstmals ein Operations-Roboter eingesetzt. Große Vorteile gegenüber Standard-OP-Techniken

Zum ersten Mal ist am Universitätsklinikum Heidelberg ein chirurgischer Eingriff mit Hilfe eines Operations-Roboters vorgenommen worden. Einer 30-jährigen Patientin, die an Gallensteinen litt, wurde die Gallenblase entfernt. Der Eingriff verlief problemlos und die Patientin konnte nach wenigen Tagen entlassen werden. Dies war der erste Eingriff dieser Art in Baden-Württemberg. In Deutschland wurde der Operations-Roboter DaVinci erstmals vor zwei Jahren am Klinikum der Universität Frankfurt in der Bauchchirurgie eingesetzt. In der Herzchirurgie wird DaVinci bereits von mehreren deutschen Kliniken benutzt.

„Der Roboter bietet einige Vorteile gegenüber der minimal-invasiven Technik, die üblicherweise zur Entfernung einer Gallenblase angewandt wird“, erklärt Prof. Dr. Markus W. Büchler, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Allgemeine und Viszeralchirurgie an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg. „Die Instrumente des Roboters lassen sich frei bewegen und drehen und sind damit der unflexibleren minimal-invasiven Methode der Schlüssellochchirurgie überlegen.“

Der Chirurg steht nicht mehr am OP-Tisch, sondern sitzt an einer Steuerkonsole und blickt in ein spezielles Sichtvisier, das ihm einen dreidimensionalen Blick in das Operationsfeld im Bauchraum eröffnet. Gleichzeitig führen seine Hände die Steuerinstrumente mit großer Leichtigkeit, etwa wie Joysticks an einem PC. Jede Bewegung wird auf die instrumentierten Arme des OP-Roboters übertragen. Diese sind, zusammen mit einer Kamera, in den Bauchraum des Patienten eingeführt und vollführen dort die chirurgische Feinstarbeit mit Pinzette und blutstillendem Gerät.

Präzises Arbeiten und optimaler Einblick in das Operationsfeld möglich

„Mit dem Roboter können wir außerordentlich präzise und schonend arbeiten und haben einen optimalen Einblick in das Operationsfeld“, erläutert Privatdozent Dr. Carsten Gutt, der an der Chirurgischen Universitätsklinik an der Einführung des Gerätes in die Chirurgie arbeitet. Der OP-Roboter Da Vinci, der in den USA entwickelt worden ist, kostete ca. 1 Mio. Euro. Seine Anschaffung für die Heidelberger Klinik wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Wissenschaftliches Ziel der Heidelberger Chirurgen: Sie untersuchen in klinischen Studien, ob die Robotertechnik den Standardtechniken überlegen ist. Eine zweite Roboter-Operation zur Behandlung von Sodbrennen in der Speiseröhre (Fundiplikatio bei Ösophagus-Reflux) ist mittlerweile erfolgreich absolviert worden.

„Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Erarbeitung von Trainingsprogrammen am OP-Roboter“, sagt Dr. Gutt. Anders als bei der minimal-invasiven Chirurgie, wo vor mehr als zehn Jahren in erster Euphorie die neue schonende Schlüsselloch-Technik bisweilen ohne entsprechende Schulung angewandt wurde, soll hier eine kontrollierte Einführung vorbereitet werden.

„Ich glaube, dass der OP-Roboter in absehbarer Zeit zum Standardprogramm großer chirurgischer Kliniken gehören wird“, sagt Prof. Büchler. Perspektiven sieht er auch in der Möglichkeit, dass der Chirurg gar nicht mehr im OP vor Ort sein muss, sondern – Dank moderner Informationstechnologie – in einem weit entfernten Krankenhaus den Roboter bedienen kann. Entwickelt wurde die Robotertechnologie schließlich zunächst aus genau diesem Grunde: In den achtziger Jahren suchte die US-amerikanische Regierung nach Möglichkeiten, schwer verletzte Soldaten oder sogar Astronauten aus der Distanz zu operieren.

Media Contact

Dr. Annette Tuffs idw

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