Typ 2 Diabetes – wichtiger genetischer Risikofaktor gefunden

’Liegt in Position 23 der Aminosäurekette Lysin anstelle von Glutamat vor, so ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass der Kanal in seinen geöffneten Zustand fällt: Die Freisetzung von Insulin wird gehemmt. <br> <br>Bild: Schwanstecher, TU Braunschweig

Etwa 15 Prozent aller Diabetes Typ 2-Fälle werden durch eine einzige genetische Abweichung verursacht. Das haben Pharmakologen der Technischen Universität Braunschweig jetzt nachgewiesen. Die Forschungsergebnisse können Wege zu neuen Therapieansätzen aufzeigen.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Diabetiker dramatisch angestiegen. Der Typ 2 Diabetes, unter dem mehr als 90 Prozent aller Betroffenen leiden, zeichnet sich im Gegensatz zum Typ 1 Diabetes dadurch aus, dass Insulin zwar freigesetzt wird, die Menge jedoch nicht ausreicht. Neben Übergewicht hatten Wissenschaftler auch erbliche Veranlagung im Verdacht, die Stoffwechselstörung zu begünstigen. Etwa zehn bis zwanzig Polymorphismen (genetische Abweichungen) wurden bisher als mögliche Auslöser gehandelt – einer der wichtigsten wurde jetzt von Dr. Christina und Prof. Mathias Schwanstecher, Institut für Pharmakologie und Toxikologie der TU Braunschweig, aufgedeckt.

Die Wissenschaftler haben den Einfluss von Polymorphismen in einem Zellbestandteil untersucht, der eine Schlüsselrolle bei der Ausschüttung von Insulin und Glucagon besitzt, dem so genannten ATP-sensitiven Kaliumkanal. Liegt dort in Position 23 der Aminosäurekette Lysin anstelle von Glutamat vor, so trägt dies mittelbar zu einem Anstieg des Blutzuckers bei: Das Risiko für Diabetes steigt. Das Forscherehepaar Schwanstecher sieht in der Identifizierung des Polymorphismus eine wichtige Basis für neue Behandlungsansätze, wie Gentests zur Erstellung eines persönlichen Risikoprofils. Wer bei starker genetischer Belastung Übergewicht vermeidet, könnte dadurch den Ausbruch der Krankheit dennochverhindern. Neue Arzneimittel könnten durch direkte Wirkung auf den ATP-sensitiven Kaliumkanal der Erhöhung des Blutzuckers entgegensteuern. Langfristig könnte sogar die Behandlungen anderer Erkrankungen von den Erkenntnissen profitieren.

Weltweite Studien haben bereits ergeben, dass konstant etwa 60 Prozent aller Europäer, Nordamerikaner und Japaner genau diesen Polymorphismus in ihrem Erbgut tragen. Die nahezu identische Häufigkeit dieser Abweichung in den verschiedenen Bevölkerungen ist für die Wissenschaftler ein Indiz dafür, dass der Polymorphismus den Trägern auch genetische Vorteile verleiht. Christina und Mathias Schwanstecher vermuten, dass der Polymorphismus die Nährstoffversorgung des Gehirns verbessern oder vor zu starker Einlagerung in die Fettzellen und damit vor Übergewicht schützen kann.

Kontakt:

Prof. Dr. Mathias Schwanstecher,
Tel.: 0531/391-5666
E-Mail: m.schwanstecher@tu-braunschweig.de

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