Die systemische Mastozytose greift auch in den Knochenstoffwechsel ein

Es wurde beobachtet, dass bei etwa drei Prozent der Patienten mit einer Insektengiftallergie eine Konstellation besteht, die letztlich zur vermehrten Knochenbrüchigkeit (Osteoporose) führen kann.

Das Bindeglied, das diesen Zusammenhang erklärt, ist das Vorliegen einer Vermehrung von Mastzellen (Mastozytose). Hier können zum einen sehr starke allergischen Reaktionen auftreten, vor allem nach einem Insektenstich durch eine Biene oder Wespe. Zum anderen können durch die Vermehrung der Mastzellen bestimmte organische Beschwerden auftreten.

Mastzellen sind Teil der menschlichen Immunabwehr und finden sich vorwiegend im Verdauungstrakt, in der Haut und auf der Schleimhaut der Atemwege. Sie enthalten chemische Boten- und Wirkstoffe, die sie freisetzen können, wie z.B. Histamin, Heparin, Tryptase, Prostaglandine, Leukotriene und andere Zytokine. Histamin entspricht dem Brennesselgift; erfolgt dessen Freisetzung in großen Mengen in kurzer Zeit aufgrund eines unspezifischen Auslösers oder im Rahmen einer allergischen Reaktion (u.a. durch Medikamente, Alkohol, Betäubungsmittel, Stress, Sonneneinstrahlung oder Insektengift), können mitunter heftige Symptome auftreten:

– Juckreiz, Hitzewallung (Flush), Nesselausschlag
– Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit
– Atemnot, Pulsrasen
– Schockähnliche Symptome bis zur Anaphylaxie
Die Mastozytose kommt bei Kindern wie Erwachsenen vor, meist in unterschiedlichen Formen. Kinder haben zumeist eine Hautmastozytose, die sich nicht selten spontan rückbildet. Erwachsene dagegen weisen meist zusätzlich zur Hautmastozytose bzw. auch isoliert eine systemische Mastozytose auf, die chronisch verläuft.

Ursache und Folgen

„Durch Mastzellaktivierung kann es zu Symptomen auf der Haut kommen, die einer Urticaria factitia (Nessel- oder Quaddelsucht) entsprechen, bis hin zur Anaphylaxie mit lebensbedrohlichem Verlauf“, erklärt PD Dr. Franziska Ruëff von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München. „Besteht bei Mastozytose zusätzlich eine allergische Reaktionslage vom Soforttyp, z.B. gegen Insektengift, so verlaufen anaphylaktische Reaktionen oft besonders schwer. Eine Identifizierung des Auslösers mit gegebenenfalls anschließender Therapie ist dann besonders dringlich.“

Die Ursache für eine muskuloskelettale Beteiligung bei systemischer Mastozytose liegt in der Ausstattung der Mastzellen mit bestimmten Botenstoffen. Jeder gesunde Knochen befindet sich ständig in einem Gleichgewicht von Knochenabbau und –aufbau, der im Wesentlichen durch Hormone, physikalische Belastung und bestimmte Zytokine beeinflußt wird. „Einige Mastzell-Botenstoffe können den Knochenstoffwechsel beeinflussen. Am häufigsten kommt es bei Befall des Knochenmarks offensichtlich zur Aktivierung von Osteoklasten mit einer Abnahme der Knochendichte und Osteoporose“, sagt Dr. Ruëff. Bei einer gering verminderten Knochendichte spricht man von einer Osteopenie, nimmt die Knochenmasse noch weiter ab, liegt eine Osteoporose vor. Osteoklasten sind Zellen, die Knochenzellenmaterial abbauen, wohingegen Osteoblasten am Aufbau der Knochen beteiligt sind.

„Zu beachten ist, dass die Patienten bereits in jüngerem Lebensalter infolge der Mastozytose eine Osteoporose entwickeln können und auch Männer betroffen sind“, erläutert die Expertin. Die Patienten leiden häufig unter Schmerzen am Muskel- und Skelettsystem. Spontanfrakturen können zu dramatischen Konsequenzen für die Betroffenen führen. Da sich einmal abgebauter Knochen nur sehr langsam wieder regeneriert, ist eine frühe Diagnostik und ggf. früh einsetzende Substitution von Vitamin D und Calcium sowie bei Osteoporose auch Einsatz von Biphosphonaten sehr wichtig.

Ein kleiner Teil der Patienten weist dagegen eine Osteosklerose mit vermehrtem Knochensalzgehalt auf. Auch diese Konstellation ist mit einer vermehrten Brüchigkeit des Knochens verbunden. Eine spezifische Therapie ist hier aber nicht verfügbar.

Kontakt:

Priv.-Doz. Dr. med. Franziska Ruëff
AllergieZentrum
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
der Ludwig-Maximilians-Universität
Frauenlobstraße 9-11
D-80337 München
bis Freitag, 18.7.08: Tel: +49 (0) 89-5160-6170
Ab Montag, 21.7.08: Kongressbüro Gasteig: + 49 (0)89 480 98 97 100

Dermatologische Fortbildungswoche
Die größte Fortbildungsveranstaltung im Bereich der Dermatologie im deutschsprachigen Raum findet 2008 zum 21. Mal in München statt (19.-25. Juli). Über 2.000 Teilnehmer haben sich angemeldet, darunter auch eine Vielzahl von Gästen aus dem Ausland. Die Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie fand erstmals 1951 statt und wurde von der Klinik und Poliklinik für Allergologie und Dermatologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) initiiert und seitdem alle zwei Jahre durchgeführt.

Media Contact

Tatjana Catsch Ludwig-Maximilians-Universität

Weitere Informationen:

http://www.med.uni-muenchen.de

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