Wirkstoff zur Individualtherapie von Darmkrebs vorgestellt

Ein neu entwickeltes Medikament auf Basis humaner Eiweißstrukturen zur Behandlung von Tumoren im Dickdarm ist heute, Donnerstag, in Wien vorgestellt worden. Der Wirkstoff Panitumumab ist der erste sogenannte vollständig humane monoklonale Antikörper auf dem Markt.

Anwendung finden soll das Medikament bei Patienten mit Tumoren, die bereits Tochtergeschwülste ausgebildet haben und denen bereits mehrere Chemotherapien verabreicht wurden. Voraussetzung für die als Monotherapie vorgesehene Behandlung ist das Vorhandensein eines nicht mutierten K-Ras-Gens, das sich bei etwa 60 Prozent der Darmkrebspatienten findet und mithilfe eines Genmutationstests nachgewiesen wird.

Die Aufgabe von Antikörpern – besondere Eiweiße, die im Blutkreislauf zirkulieren – ist es, körperfremde Substanzen zu erkennen und das Immunsystem zu aktivieren, damit diese körperfremden Stoffe, wie etwa Bakterien, zerstört werden. Panitumumab kann die Rezeptoren für den Wachstumsfaktor EGF, der für das Wachstum gesunder wie erkrankter Zellen benötigt wird, blockieren und so das Wachstum der Tumorzellen verlangsam oder sogar blockieren, wie die Zulassungsstudie gezeigt hat. Hier ergab sich bei 50 Prozent der mit dem Wirkstoff Behandelten eine Tumorrückbildung, bei 26 Prozent eine Stabilisierung der Erkrankung. Der Wirkstoff ist seit Dezember 2007 von der Europäischen Agentur zur Beurteilung von Arzneimitteln unter Auflagen zugelassen.

Bisher wurden die in der Medizin als Medikamente genutzten Antikörper aus Zellkulturen von Mäusen hergestellt. Diese Antikörper werden aber in einigen Fällen vom menschlichen Immunsystem als fremd erkannt und zerstört. Es kann so zu Nebenwirkungen und dem Nachlassen der Wirkung des Medikamentes kommen. „In den vergangenen Jahren sind zwar eine Reihe von Fortschritten bei Therapie und Medikamenten gemacht worden“, erklärt der Wiener Universitätsprofessor Werner Scheitelhauer von der Klinik für Innere Medizin gegenüber pressetext, „mit bisherigen Medikamenten haben wir aber ein Upper Limit erreicht. Es waren keine weiteren erfolgversprechenden Kombinationen mehr möglich.“ Umso erfreulicher sei die Entwicklung des neuen Wirkstoffes einzuschätzen, der zudem eine weiter individualisierte Therapie ermögliche: „Das Mittel ist einfach zu handhaben, es wird alle 14 Tage unter Aufsicht als intravenöse Infusion verabreicht“, so der Experte. Durch die Herstellung aus humanen Eiweißstrukturen sei das Medikament zudem besser verträglich.

Jährlich erkranken in Österreich rund 5.000 Menschen neu an Darmkrebs, der bei Männern wie Frauen zu den häufigsten Krebsarten zählt. Das Risiko am kolorektalen Karzinom zu erkranken betrage etwa sechs Prozent, so Universitätsprofessor Günther Gastl von der Klinik für Innere Medizin in Innsbruck.

Das Sterberisiko läge bei zwei bis drei Prozent. Die Mortalität sinke, gleichzeitig steige aber die Inzidenz von Darmkrebsfällen, da sich viele Betroffene erst an den Arzt wenden, wenn sie sich in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Darum sei es von großer Wichtigkeit in regelmäßigen Abständen Früherkennungsmaßnahmen durchführen zu lassen. Die beste Früherkennungsmethode sei die Koloskopie, der sich Menschen ab 50 Jahren alle sieben bis zehn Jahre unterziehen sollten. „Durch die Früherkennungsuntersuchungen kann das Risiko an Dickdarmkrebs zu sterben um 80 Prozent gesenkt werden“, so Gastl.

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Claudia Misch pressetext.austria

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