Gute Nachrichten vom bösen Hautkrebs


Schwarzer Hautkrebs wird zunehmend früher erkannt. Darum hat die Mehrzahl der Patienten inzwischen sehr gute Heilungschancen. Darüber hinaus erspart eine gezielte Untersuchung des Wächterlymphknotens vielen Patienten belastende Operationen. Dies berichten Experten auf der 17. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München.

Die Bemühungen der Dermatologen, die Früherkennung des schwarzen Hautkrebses zu verbessern, tragen Früchte: Die meisten Melanome werden inzwischen im Frühstadium diagnostiziert. „Heute beträgt die Tumordicke im Schnitt 0,75 Millimeter“, berichtet Professor Matthias Volkenandt von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie der LMU München. Vor zwanzig Jahren lag die Tumordicke hingegen im Mittel noch bei 1,5 Millimetern. „Die überwältigende Mehrheit der Patienten mit dünnen Tumoren können durch die Entfernung des Tumors geheilt werden, sie haben eine extrem gute Prognose, weitaus besser als vielfach angenommen“, so der Hautarzt weiter. Die Lebenserwartung der Betroffenen unterscheidet sich statistisch nicht von jener der Allgemeinbevölkerung. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Pro Jahr registriert das Münchener Tumorzentrum 14 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner. „Vor 30 Jahren waren Melanome deutlich seltener“, weiß Volkenandt, selbst wenn es aus dieser Zeit keine zuverlässigen statistischen Daten gibt.

UV-Strahlung und Sonnenbrände sind die bekannten Risikofaktoren des schwarzen Hautkrebses. „Entscheidend ist jedoch nicht die kumulative UV-Dosis“, so der Münchener Dermatologe“, sondern vor allem Sonnenbrände spielen eine Rolle, insbesondere auf nicht lichtgewöhnter Haut, etwa am Rücken.“ Diese Zusammenhänge beobachten die Spezialisten auch bei den Patienten. Volkenandt: „Die meisten Melanome bilden sich inzwischen auf dem Rücken, das Verteilungsmuster verschiebt sich.“

Die Dermatologen können die Dicke eines Melanoms heute sehr genau durch eine Untersuchung mit hochfrequentem Ultraschall bestimmen. Dies ist für die Operationsplanung wichtig, da sich der Sicherheitsabstand, mit dem der Tumor entfernt wird, an dessen Dicke orientiert.

Die eigentliche Todesursache bei Melanompatienten ist in der Regel nicht der Primärtumor, der stets entfernt werden kann, sondern dessen Metastasen in anderen Organen, etwa in Lunge und/oder Gehirn. Da die Geschwulst zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits einzelne Tochterzellen über die Lymphbahnen abgesiedelt haben kann, entfernten die Ärzte früher aus Sicherheitsgründen alle Lymphknoten in der Nähe des Tumors. Doch dies ist ein belastender Eingriff mit einer relativ hohen Komplikationsrate: Nach der Operation leiden zwischen 20 und 40 Prozent der Patienten unter schmerzhaften Lymphödemen.

Die Untersuchung des Wächterlymphknotens erspart belastende Operationen

Um die Zahl dieser Eingriffe zu reduzieren, erproben die Ärzte an der Dermatologischen Klinik seit einigen Jahren ein neues Verfahren: Den Patienten wird nur noch ein einziger Lymphknoten bei einem kleinen Eingriff entnommen, der sogenannte „Wächter-Lymphknoten“. Dieser wird vor der Operation durch eine nuklearmedizinische Untersuchung mit schwach radioaktiven Substanzen aufgespürt und markiert. Im Labor untersuchen die Ärzte dann mit verschiedenen Methoden, ob dieser Wächter-Lymphknoten – im Fachjargon „Sentinel-Lymphknoten“ genannt – von Krebszellen befallen ist. Nur in diesem Fall werden die übrigen Lymphknoten entfernt. Allen anderen Patienten bleibt dieser Eingriff erspart.

Bislang haben die Münchener Dermatologen die neue Strategie bei über 300 Patienten eingesetzt. Bei jedem Fünften entdeckten sie Tumorzellen. Dann wurden die Lymphknoten entfernt. Die übrigen 80 Prozent der Patienten konnten ihre Lymphknoten behalten. Neueste Untersuchungen belegen, dass diese Patienten eine sehr gute Prognose haben. „Nur bei sieben Prozent der Betroffenen haben wir ein Fortschreiten der Erkrankung beobachtet“, erklärt Volkenandt. „Damit können wir der Mehrheit der Melanompatienten ausgedehnte operative Eingriffe ersparen.“ Vor allem ist die gute Prognose für die betroffenen Patienten psychologisch sehr entlastend.
In der Nachsorge hat sich die Ultraschall-Untersuchung der Lymphknoten bewährt. Bei 30 Prozent der Patienten mit Metastasen werden diese zuerst durch diese Untersuchung entdeckt, lange bevor sie klinisch oder durch ein Computertomogramm nachweisbar sind.

Interferon verhindert die Bildung von Fernmetastasen

Patienten mit einem dickeren Melanom profitieren nach der Operation von einer adjuvanten Behandlung mit Interferon-alpha. Allerdings ist die optimale Dosis noch unklar, ebenso die Dauer der Therapie. Darum wird die Behandlung zur Zeit in klinischen Studien geprüft.

Unverändert schlecht ist hingegen die Prognose, wenn Fernmetastasen in anderen Organen auftreten. „Dann ist eine Heilung nur noch in Ausnahmefällen möglich“, erklärt Volkenandt. Gleichwohl gibt es auch hier Versuche, Lebensdauer und Lebensqualität der Patienten zu verbessern: Hirnmetastasen werden inzwischen stereotaktisch bestrahlt. Ebenso wird ein Krebsmittel eingesetzt, das die Blut-Hirnschranke überwindet.

Immunologische Strategien, etwa mit Tumorvakzinen, stecken indes noch in den Kinderschuhen.

Rückfragen an:
Prof. Dr. med. Matthias Volkenandt
Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie
der Ludwig-Maximilians-Universität München
Frauenlobstraße 9-11
80337 München
Tel.: 089-5160-6225/6325/6353
Fax: 089-5160-6226

Pressestelle: Barbara Ritzert; ProScientia GmbH, Andechser Weg 17, 82343 Pöcking
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