Texttechnologie – neue DFG-Forschergruppe eingerichtet

„Texttechnologische Informationsmodellierung“ – so nennt sich die neue Forschergruppe, die kürzlich von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichtet wurde. Internationale Standards für die Strukturierung, den Austausch und die Verarbeitung von Dokumenten in elektronischer Form stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen. Koordinator der Forschergruppe ist Prof. Dr. Dieter Metzing, Computerlinguist an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld. Neben der Universität Bielefeld gehören der Forschergruppe Wissenschaftler der Universitäten Gießen und Tübingen sowie des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim an.

Unter Texttechnologie verstehen die Forscher die Elemente eines Textes, die Informationen über seine Struktur enthalten. Dieter Metzing macht dies an dem einfachen Beispiel eines Kochrezeptes deutlich: ein Kochrezept habe neben dem Inhalt auch eine eindeutige Struktur, nämlich den Titel des Gerichts, die Zutatenliste und die einzelnen Schritte der Zubereitung. Mit diesen Strukturangaben versehen, können von weiteren Kochrezepten mit ähnlichen Inhalten zum Beispiel nur die Zutaten ausgegeben werden. Strukturelle Angaben von Texten dienen in diesen Fällen einer leichteren Definition von inhaltlichen Zusammenhängen, was für die Nutzer wieder eine besseren Orientierung in komplexen Texten mit sich bringt.

Zu den Aufgaben der Forschergruppe gehört es, zum einen formale Grundlagen der technologischen Aufbereitung und der verarbeitungsbezogenen Informationsanreicherung von Texten zu untersuchen, zum anderen die Nutzungs- und Anwendungsmöglichkeiten neuer Standards für den elektronischen Austausch und die maschinelle Weiterverarbeitung von Dokumenten zu ermitteln.

Die Arbeit der Forschergruppe verteilt sich auf sechs Projekte: An der Universität Bielefeld untersucht Prof. Dr. Dieter Metzing mit seinem Mitarbeiter Andreas Witt „Multilinguale Korpora und Dokumentengrammatiken“. Hierbei wird zum Beispiel untersucht, inwieweit typologische Eigenheiten über verschiedene Sprachen hinweg wieder verwendbar sind. Prof. Dr. Dafydd Gibbon und Dr. Ulrike Gut, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld, arbeiten an „Theorie und Design multimodaler Lexika“. Sie erforschen, wie verschiedene Medien zum Beispiel Bilder, Töne, Animationen sinnvoll strukturiert mit Texten verknüpft werden können. Dr. Angelika Storrer, Institut der deutschen Sprache in Mannheim, untersucht in dem Projekt „Textlinguistik und bidirektionale Texte – Hypertext Konversion“ die Möglichkeiten, linearen Text, zum Beispiel in einem Lehrbuch, mit Hypertext (Verweise auf andere Textstellen) zu verbinden. In diesem Zusammenhang wird analysiert, wie die inhaltliche Struktur über Informationsknoten so angelegt werden kann, dass nur sinnvolle Textverweise generiert werden. Prof. Dr. Henning Lobin, Universität Gießen, erforscht die „Semantik von Dokumentgrammatiken im künftigen Document Lifcycle“. Hierbei müssen Kontrollmechanismen entwickelt werden, die überprüfen, ob die Strukturinformationen zu den Inhalten der Dokumente passen. Logisch-mathematische Grundlagenforschung betreibt Prof. Dr. Uwe Mönnich, Tübingen, in seinem Projekt „Formal-semantische Grundlagen von Hypertexten und Annotationsgraphen“. Besonders in Hypertexten werden die Verknüpfungsstrukturen immer komplexer und damit nicht mehr kontrollierbar. In diesem Projekt wird nach exakten Methoden der Auswertung dieser Strukturen gesucht.

Pressemitteilung Nr.170/2001
Universität Bielefeld
Informations- und Pressestelle
Leiter: Dr. Gerhard Trott
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