Regionale Netze eröffnen dem Mittelstand Chancen bei der Globalisierung

Erfahrungen kleiner und mittlerer Unternehmen mit der Globalisierung / Fraunhofer ISI untersucht Fallbeispiele / Leitfäden erstellt

Für kleine und mittlere Unternehmen wird es zunehmend wichtiger, sich global zu orientieren und dabei regionale Netzwerke zu nutzen. Wie dies mit Erfolg angegangen werden kann, zeigen Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, die zusammen mit dem Lehrstuhl Technik und Gesellschaft, Dortmund, dem Zentrum für Sozialforschung, Halle, und der Zukunftswerkstatt Mensch-Umwelt-Technik, Frankfurt am Main, durchgeführt wurden. Die Wissenschaftler erstellten dazu zwei Leitfäden, die nun im VDMA-Verlag erschienen sind. Sie dokumentieren die Erfahrungen, die 17 Firmen in Europa sowie in Amerika, Asien und Afrika gesammelt haben, sowie die Erkenntnisse aus acht Netzwerkprojekten.

Dabei zeigt sich, dass es offenbar keinen Königsweg gibt. Bei der globalen Ausrichtung ist von großer Bedeutung, ob das Unternehmen im Anlagen-, Zuliefer-, Produkt- oder Systemgeschäft tätig ist. Zugleich ist vieles länder- und marktspezifisch. Doch scheint eine Auslandspräsenz zur Markterschließung erfolgsträchtiger als eine kostengetriebene Verlagerung der Produktion in Billig-Lohn-Länder. Zumindest ist der Bezug von strategischen oder Engpassteilen aus Produktionsstätten anderer Länder mit hohen Risiken verbunden: Häufig leidet hier die Qualität und die Versorgungssicherheit.

Eine wichtige Erkenntnis der Untersuchung ist ferner, dass insbesondere das Management lernen muss, global zu denken. Das Personalmanagement muss beispielsweise die internationale Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt fördern. Auslandsaufenthalte sind finanziell abzusichern, und die Karriere darf durch einen Auslandseinsatz keinen »Knick« bekommen. Daher ist explizit die Heimkehr zu planen.

Global verteilte Standorte für Forschung und Entwicklung sind nach Einschätzung der Fraunhofer-Forscher für kleine und mittlere Firmen kein Muss. Doch die Firmen, die sich dafür entscheiden, sollten ihre Standortentscheidungen unter den Gesichtspunkten »Nähe zu einschlägigen Forschungszentren« und »Einbettung in Lead Märkte« treffen.

Die technische Ausstattung aller Auslandsstandorte muss nicht standardisiert sein. Es kann sinnvoll sein, die Technik an die jeweiligen lokalen Gegebenheiten anzugleichen. Ähnliches gilt für die Erzeugnisse. Sie sollten dem jeweiligen Zielmarkt angepasst sein. Doch ist die Gefahr der Variantenexplosion im Auge zu behalten.

Es ist ferner darauf zu achten, dass die Festlegung von Kennzahlen und Zielvereinbarungen nicht »top down« erfolgt, sondern am Ort der Nutzung. Kennzahlen, die nicht akzeptiert werden, sind »Totgeburten«.

Insgesamt zeigt sich, dass sich kleine und mittlere Unternehmen beim Aufbau einer globalen Präsenz leichter tun, wenn sie Unternehmensnetzwerke nutzen. Gegenseitiges Vertrauen ist dabei eine Voraussetzung. Demgegenüber kommen den rechtlichen Rahmenbedingungen weniger Bedeutung zu als gemeinhin angenommen.

Die Erfahrungen der Unternehmen sind in den beiden Leitfäden:

  • »Globalisierung erfolgreich meistern« (Bestell-Nr.: 53200) sowie
  • » Regionale Netze erfolgreich gestalten und betreiben« (Bestell-Nr.: 53300).

ausführlich beschrieben. Sie haben jeweils rund 180 Seiten und kosten je 98,– DM. Erhältlich sind sie beim VDMA-Verlag, Frankfurt am Main.

Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.

Media Contact

Dipl.-Phys. Gerhard Samulat idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung

Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer