Entwicklungsperspektiven von Arbeit


Wie und mit welchen Auswirkungen vollzieht sich der Strukturwandel von Arbeit in modernen Gesellschaften? Mit welchen Konsequenzen hat sich das Verhältnis von Berufstätigkeit und privater Lebensführung verändert? Was zeichnet "neue" gegenüber "alten" Berufen aus? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt des Sonderforschungsbereichs "Entwicklungsperspektiven von Arbeit", eingerichtet an der Ludwig Maximilians-Universität München, der in den Jahren 1986 bis 1996 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert worden ist. Anlass für die Gründung und Förderung des Sonderforschungsbereichs war es, dass seit dem Beginn der achtziger Jahre zunehmende Zweifel an der Tragfähigkeit der bisherigen Annahmen und Konzepte zu Arbeit in der Industriegesellschaft laut wurden

Der Sonderforschungsbereich hat trotz eines damals ausgesprochen diffus-unsicheren Forschungs- und Diskussionsstandes sehr frühzeitig diese Zweifel aufgegriffen und die Frage nach neuen Entwicklungen der Berufs- und Arbeitswelt im Spannungsfeld von gesellschaftlichen Strukturen und individuellen Lebensumständen ins Zentrum seines Forschungsprogramms gerückt. In einem jetzt von der DFG herausgegebenen Sammelband berichten die beteiligten Soziologen, Politikwissenschaftler, Arbeitsökonomen sowie Sozial- und Organisationspsychologen der Universität und des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. – zumeist anhand konkreter Beispiele – über die Ergebnisse ihrer Forschungen.

Die Beiträge aus den acht Teilprojekten, die zeitweise noch durch drei ostdeutsche Partnerprojekte ergänzt wurden, lassen sich unter drei großen Themen zusammenfassen:

1. In der Bedeutung von Erwerbsarbeit für die Menschen zeichnet sich ein tiefgreifender Wandel ab, der mit Schlagworten wie Flexibilität, Arbeitskraftunternehmen, Patchwork-Biografien umschrieben werden kann. Welche Konsequenzen ergeben sich hieraus für die Identitätsbildung und die Organisation der alltäglichen Lebensführung der Menschen und die Beschäftigungspolitik der Arbeitgeber?

2. Viele neue Entwicklungen legen es nahe, von einer "Rückkehr des Menschen in die industrielle Produktion" zu sprechen. Welche Rolle kann und soll menschliche Arbeitskraft in hochtechnisierten Prozessen spielen und was muss getan werden, damit die Beschäftigten hierzu in der Lage sind?

3. Neue Unternehmensstrategien und Organisationsmodelle erzeugen neuartige Qualifikationsanforderungen; zugleich werden auch Leistungspotenziale sichtbar, die es in dieser Form bisher kaum gab. Führt dies bereits zur Entstehung neuer Berufe?

Rückblickend ziehen die Wissenschaftler eine sehr positive Bilanz. Die Bedeutung vieler Tendenzen und Zusammenhänge, die der Sonderforschungsbereich schon in der Mitte der achtziger Jahre in das Zentrum seiner Arbeit rückte, ist heute evident. Ursprünglich im Sonderforschungsbereich entwickelte Konzepte, Thesen und Theoreme – wie: Patchwork-Identität, partizipative Innovation, Erfahrungswissen und erfahrungsgeleitetes Arbeitshandeln – sind inzwischen selbstverständlicher Bestandteil der Diskussion. Viele Erkenntnisse sind längst in die Praxis von Berufsbildung, Personalwirtschaft, industrieller Organisation oder Pflegetätigkeit eingeflossen.

Deutsche Forschungsgemeinschaft
Entwicklungsperspektiven von Arbeit
Ergebnisse aus dem Sonderforschungsbereich 333 der Universität München.
Hrsg. Von Burkart Lutz, Berlin 2001, Akademie Verlag, 389 S., Preis DM 98,00.

Hinweis für Redaktionen:
Redaktionen können bei nachgewiesenem Bedarf ein kostenloses Rezensionsexemplar beim Pressereferat der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Kennedyallee 40, 53175 Bonn, Tel.: 0228/885-2210 oder Fax: 0228/885-2180, anfordern.

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Dr. Rembert Unterstell idw

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