Virtueller Museumsführer

Auf eine virtuelle Zeitreise in die Vergangenheit würde sich wohl jeder Besucher eines Archäologiemuseums gern begeben. Forscher machen dies heute schon möglich. Beispielsweise konnte man bis vor kurzem im Allard Pierson Museum in Amsterdam durch historische Stätten spazieren.

Neben einer Fülle von Kunstwerken stand dort auf einer drehbaren Säule ein Flachbildschirm. Auf den ersten Blick zeigte er einen Ausschnitt dessen, was an der Wand hing: ein riesiges Schwarzweißfoto mit den Ruinen des Forum Romanum. Doch sobald ein Besucher den Schirm zur Seite schwenkte, zeigte der Monitor nicht mehr die Mitte der Fotografie, sondern ihren linken Teil. An der Rückseite des schwenkbaren Displays war eine Kamera angeschlossen. Auf dem Monitor erschienen Informationen zum Gesehenen.

Ein Text klärte darüber auf, dass die Kamera gerade auf die Ruine des Saturn-Tempels gerichtet ist. Gleichzeitig zeigte eine digitale Animation, wie der intakte Tempel einst ausgesehen haben mag. Schwenkte der Besucher den Schirm weiter, so stieß er auf Informationen, Bilder und Videos zu anderen antiken Bauwerken, etwa des Kolosseums.

Hinter der raffinierten Animation steckt eine Software, die am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt entwickelt wurde. »Wir haben dem Rechner beigebracht, das Bild zu erkennen«, erläutert Fraunhofer-IGD-Forscher Michael Zöllner. »Dadurch weiß das Programm, welche Stelle des Bilds sich gerade im Zentrum der Kamera befindet und kann die passende Überlagerung einblenden – einen Text, ein Video oder eine Animation.« Unter den Überblendungen ist das Originalbild immer deutlich zu erkennen. Dadurch ist der Besucher stets informiert, wo er gerade virtuell spazieren geht. Experten bezeichnen diese Technik als Augmented Reality, erweiterte Realität.

Im Museum läuft die IGD-Software derzeit noch auf einem Mini-Rechner, gesteuert über einen Touchscreen. Das handliche Gerät lässt ahnen, wohin der Trend geht – zum mobilen, virtuellen Reiseführer. Die Vision: Der Tourist hält das Gerät vor ein barockes Fürstenschloss, und schon erscheinen auf dem Schirm die passenden Informationen – auf die Wünsche des Benutzers zugeschnitten. Wie so etwas in der Praxis aussehen könnte, haben die Forscher im Projekt »iTACITUS« erprobt. Zöllners Team programmierte einen portablen Computer so, dass er als elektronischer Touristenführer für das Königsschloss Reggia di Venaria Reale nahe Turin fungierte. Die neue Handy-Technik könnte der erweiterten Realität schon bald zum Durchbruch verhelfen. »Durch das Smartphone wird Augmented Reality massenmarkttauglich«, freut sich Zöllner.

Media Contact

Michael Zöllner Fraunhofer Mediendienst

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Klimawandel führt zu mehr alpinen Gefahren

Von Steinschlag bis Eislawine: So hat der Klimawandel die Naturgefahren in den Alpen verändert. Der Klimawandel intensiviert vielerorts Naturgefahren in den Bergen und stellt den Alpenraum damit vor besondere Herausforderungen….

SAFECAR-ML: Künstliche Intelligenz beschleunigt die Fahrzeugentwicklung

Mit neuen Methoden des Maschinellen Lernens gelingt es, Daten aus der Crashtest-Entwicklung besser zu verstehen und zu verarbeiten. Im Projekt SAFECAR-ML entsteht eine automatisierte Lösung zur Dokumentation virtueller Crashtests, die…

Robotergestütztes Laserverfahren ermöglicht schonende Kraniotomie im Wachzustand

Um während neurochirurgischen Eingriffen komplexe Hirnfunktionen testen zu können, werden diese an wachen, lokal anästhesierten Patienten durchgeführt. So können die Chirurgen mit ihnen interagieren und prüfen, wie sich ihr Eingriff…