Geheimagenten fuer CD-Brennerei und Internet

Ist eine vertrauliche Information erstmal ins weltweite Datennetz gelangt, wird sie in Windeseile kopiert oder per Email verschickt und ist nicht mehr zurueckzuholen.

Handelt es sich jedoch um eine Datei, laesst sich zumindest die undichte Stelle ausfindig machen. Wie das funktioniert, zeigt das Fraunhofer-Institut fuer Sichere Informationstechnologie (SIT) vom 15. bis zum 21. Maerz auf der Computermesse CeBIT in Hannover (Halle 9, Stand B36): Die Wissenschaftler praesentieren eine marktreife Wasserzeichen-Software, mit der Musikverlage und Entwicklungsbueros Multimedia-Dateien digital markieren koennen – mit handelsueblichen CD- Kopiergeraeten, ganz ohne Produktionsverzoegerungen.

Ausserdem praesentieren die Wissenschaftler ein Programm, mit dem sich Internet-Tauschboersen nach markierten Dateien durchsuchen lassen.

„In der Musik- und Film-Industrie ist es ueblich, Lieder oder Spielfilme an Journalisten, Disc-Jockeys oder Geschaeftspartner zu verschicken, die nach Moeglichkeit nicht vor Veroeffentlichung des Films oder der CD im Internet erscheinen sollen“, sagt Dr. Martin Steinebach, Wasserzeichen-Experte am Fraunhofer-Institut SIT. Dass Ermahnungen allein nicht helfen, zeigt sich immer wieder, wenn vor der Veroeffentlichung eines Spielfilms oder eines Musikstuecks illegale Kopien im Internet erscheinen und sich in Windeseile verbreiteten. Wer die Kopie ins Netz gestellt hat, laesst sich jedoch meist nicht feststellen.

„Fuer Unternehmen kann das unter Umstaenden grosse finanzielle Einbussen bedeuten“, so Steinebach. Kopierschutzverfahren lassen sich heute problemlos umgehen. Filme, Bilder und Musikstuecke durch Digital Rights Management (DRM) zu schuetzen, ist fuer viele Firmen jedoch zu aufwaendig oder zu teuer und fuer die Benutzer in der Praxis unbequem. „DRM im Endkundenbereich schadet heute oft mehr als es nutzt.

Wasserzeichen-Technologie hingegen ist preiswert und laesst sich problemlos in Produktionsablaeufe einbetten, ohne laestige Nebenwirkungen fuer die Nutzer“, sagt Steinebach, dessen Team fuer die Pool Position GmbH die Wasserzeichen- Software in die Steuereinheit einer handelsueblichen CD- Kopierstation integriert hat. Die Musik-Promotion-Agentur signiert mit dem Geraet ihre Promo-CDs, auf denen sie neue Musiktitel an Disc-Jockeys verschickt. „Da jede gebrannte CD mit einem individuellen Wasserzeichen versehen wird“, so Steinebach, „laesst sich beim Auftauchen eines Songs im Internet genau nachvollziehen, an wen die CD geliefert wurde.“

Spurensucher fuer's Internet

Um gezielt nach markierten Dateien im Internet suchen zu koennen, arbeiten die Darmstaedter Fraunhofer-Forscher an einer Software, die mehrere Internet-Tauschboersen gleichzeitig nach markierten Dateien durchsucht. Einfach Suchkriterien wie Dateityp oder Dateiname festlegen, und schon schaut die Software nach, ob die Fundstuecke ein Wasserzeichen enthalten. „Um groessere Datenmengen bewaeltigen zu koennen, haben wir das Suchprogramm so weiterentwickelt, dass sich mehrere Rechner zusammenschliessen lassen und gemeinsam die Tauschboersen durchkaemmen“, sagt Steinebach, der mit seinen Kollegen auch bereits eine Bilder-Suche fuer das Internet-Auktionshaus Ebay realisiert hat.

Die Wasserzeichen-Technologie des Fraunhofer-Teams wird bereits in mehreren Online-Shops zur Markierung von Hoerbuechern eingesetzt. „Derzeit fuehren wir weitere vielversprechende Verhandlungen“, sagt Steinebach. „Die Entwicklungen in Film- und Musik-Industrie zeigen einfach, dass Wasserzeichen fuer immer weitere Teile der Industrie eine wirkliche Alternative oder Ergaenzung zum DRM darstellen.“

Media Contact

Oliver Kuech Fraunhofer SIT

Weitere Informationen:

http://www.sit.fraunhofer.de

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