Mehr Zeit dank autonomer Agenten!

Autonome Software-Agenten, die uns von Routinearbeiten entlasten und damit mehr Freiraum für kreative Aufgaben verschaffen, sind das Ziel des Gemeinschaftsprojekts VESUV. Erste realisierte Anwendungen im Bereich E-Government und E-Tourismus lassen bereits heute erahnen, welche Erleichterung die Software-Agenten uns in Zukunft verschaffen können. Die Forscher präsentieren aktuelle Projektergebnisse auf der CeBIT 2006.


Möchte ein potenzieller Unternehmensgründer in der Hansestadt Rostock – oder in jeder anderen deutschen Stadt – ein Gewerbe anmelden, geht er dazu zum Gewerbeamt seiner Stadt und füllt einen schriftlichen Antrag aus. Meist muss er außerdem noch zusätzlich Unterlagen und Zeugnisse beschaffen und beim Amt einreichen. Der Antrag wird dann von den Mitarbeitern des Gewerbeamts bearbeitet und – in Papierform – an mindestens sechs, in manchen Fällen bis zu zwölf andere Behörden wie das Finanzamt, das Gewerbeauf-sichtsamt oder das Amt für Umweltschutz weitergeleitet. Auch hier bearbeiten und archivieren die Mitarbeiter die Anträge und versenden ihre jeweiligen Anschreiben an die Antragssteller – ebenfalls in Papierform und immer unabhängig voneinander. Bei rund 600 Gewerbean- und -ummeldungen monatlich fallen so durchschnittlich 2.250 Blatt Papier an Unterlagen an – pro Woche!

„Ganz abgesehen von den Materialkosten die dabei entstehen, ist der Prozess vor allem durch den großen Aufwand, der den Mitarbeitern entsteht, sehr teuer und umständlich. Schließlich müssen diese 2.250 Blatt Papier von Hand separiert, kuvertiert, versendet und archiviert werden“, so Ulrich Pinsdorf, Leiter des VESUV-Projekts am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung Darmstadt. Dazu kommt, dass der Bürger mit einer Flut unterschiedlicher Formulare und Anschreiben bombardiert wird und das Anmeldeverfahren oft unnötig lange dauert. Im Gemeinschaftsprojekt VESUV arbeiten die Forscherinnen und Forscher daran, diesen Aufwand zu minimieren, den Anmeldeprozess zu vereinfachen und dadurch die entstehenden Kosten für die Behörden erheblich zu senken.

Software-Agenten zur Unterstützung bei Standardabläufen

VESUV basiert auf den Ergebnissen des Projekts „Multimedia-Arbeitsplatz der Zukunft“ (MAP), bei dem ein technischer Rahmen geschaffen wurde, um Routineaufgaben automatisiert zu bearbeiten, und bringt die hier entwickelten Technologien zur Anwendung. Eine wichtige Rolle übernehmen sogenannte autonome Software-Agenten. Sie suchen selbstständig nach Informationen und berücksichtigen die Präferenzen der Nutzer sowie den Kontext der Aufgabe. Um komplexe Aufgaben zu bearbeiten, schließen sich in der Regel mehrere autonome Agenten zusammen, die jeweils einen speziellen Teil bearbeiten. „Diese modernen Heinzelmännchen übernehmen Routineaufgaben und verschaffen den Mitarbeitern damit mehr Zeit für kreative Aufgaben und um Sonderfälle zu bewerten und Entscheidungen zu treffen. Damit profitieren auch die Bürger von VESUV, denn ihre Anträge werden schneller und kostengünstiger bearbeitet“, erläutert Pinsdorf die Wirkung der in VESUV erarbeiteten Technologien. Selbstverständlich hat bei allen Entscheidungen der Menschen das letzte Wort, die Agenten leisten jedoch wichtige Unterstützung um jeden Einzelfall kompetent bewerten zu können.

Unter Leitung des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD arbeiten Wissenschaftler aus neun verschiedenen Unternehmen und Forschungsinstitutionen an dem Projekt, unter ihnen so renommierte Partner wie das European Microsoft Innovations Center oder das Zentrum für Graphische Datenverarbeitung.

Kryptographische Verfahren zur Sicherung der Agenten

Einer der Hauptaspekte bei der praktischen Umsetzung autonomer Software-Agenten ist die Gewährleistung der sicheren Durchführung der einzelnen Transaktionen. „Sicherheitskritisch sind bei der Agententechnologie vor allem zwei Aspekte. Zum einen recherchieren die Agenten selbstständig und führen die Aufgabenteile weiteren Verfahrensschritten zu und zweitens tauschen sie Informationen untereinander aus. Daher ist es absolut notwendig, dass die Agenten bei allen Tätigkeiten vor den Zugriffen unberechtigter Dritter geschützt sind“, erklärt Pinsdorf. Um diesen Schutz zu gewährleisten, konzentrieren sich er und seine Mitarbeiter aus der Abteilung Sicherheitstechnologien für Graphik- und Kommunikationssysteme des Fraunhofer IGD auf die Entwicklung sogenannter kryptographischer Verfahren, die der Sicherung der Agenten dienen. Somit werden kritische Inhalte vor Manipulation geschützt. Dadurch können die Nutzer jederzeit rechts-verbindlich zurückverfolgen, wer welche Aufgaben an welche Agenten delegiert hat – eine notwendige Voraussetzung für die praktische Anwendung dieser Technologie.

Außer der Anwendung im Gewerbewesen werden im Rahmen des VESUV-Projekts auch die automatisierte Bearbeitung von Veranstaltungen der Hansestadt Rostock sowie ein mobiler dynamischer Reiseführer für die historische Stadt Görlitz entwickelt.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung IGD präsentieren Ihnen die neuesten Projektergebnisse bei der CeBIT 2006 vom 9. bis 15. März auf dem Fraunhofer-Gemeinschaftsstand in Halle 9, Stand B36.
Gerne können Sie einen Messetermin vereinbaren.

Ansprechpartner:
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung
Abteilung Sicherheitstechnologie für Graphik- und Kommunikationssysteme
Ulrich Pinsdorf
Telefon: 06151/155-533
E-Mail: ulrich.pinsdorf@igd.fraunhofer.de

Kurzprofil INI-GraphicsNet

Das internationale Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung (INI-GraphicsNet) besteht aus dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung ZGDV e.V., beide in Darmstadt und Rostock, und dem Fachgebiet Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS) der Technischen Universität Darmstadt sowie weiteren acht Institutionen in sechs Ländern: dem Centre for Advanced Media Technology (CAMTech), dem Centre for Graphics and Media Technology (CGMT), beide in Singapur, dem Centro de Computação Gráfica (CCG) in Guimarães und Coimbra (Portugal), The IMEDIA Academy in Providence, Rhode Island (USA), dem Omaha Graphics and Media Laboratory (OGM) in Nebraska (USA), dem Centre for Visual Interaction and Communication Technologies (VICOMTech) in San Sebastian (Spanien), dem Institute for Graphic Interfaces (IGI) in Seoul (Süd-Korea) und dem Center for Advanced Computer Graphics Technologies (GraphiTech) in Trento (Italien).

Diese Institutionen bilden das weltweit größte und leistungsfähigste Forschungs-Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung. Ihre Kernkompetenz ist die Visualisierung und interaktive Verarbeitung von Daten, Informationen und Wissen. Sie erforschen und entwickeln neue Interaktions- und Dialogformen für digitale Medien und realisieren innovative Systeme zur Kommunikation und graphisch-interaktiven Kooperation über Rechnernetzwerke. Innerhalb des Forschungsverbundes sind an den zehn Standorten über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie mehr als 500 wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Der Etat betrug 2005 rund 38 Millionen EURO.

Media Contact

Bernad Lukacin idw

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