Gefühlvolle Computer
Sehen und hören können viele Computer bereits. Verschlossen bleibt ihnen jedoch, ob sich ihr Benutzer freut oder ärgert. Auf der CeBIT zeigen Forscher Techniken, mit denen der Rechenknecht einmal auf die Gefühlslage seines menschlichen Gegenübers reagieren könnte.
Etliche aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Computer von vielen ihrer Nutzer liebkost aber auch maltraitiert werden. Aggressionen gegen den PC stufen Fachleute als ein reales Problem ein, das weitere Aufmerksamkeit im wissenschaftlichen Umfeld verdient. Schließlich verursachen Frustrationen und darauf folgende Handgreiflichkeiten oder Tritte Schäden, die auf persönlicher wie betriebs- und volkswirtschaftlicher Ebene als nicht unerheblich eingestuft werden. Schon aus diesem Grund könnte man den Schluss ziehen, dass es für Computer günstig wäre, Emotionen ihrer Bediener richtig einzuschätzen und darauf rechtzeitig zu reagieren. Ernsthaft relevant wird dieses Forschungsgebiet der Mensch-Computer-Interaktion, wenn man an Entwickler von Soft- und Hardware denkt. Designer von Fahrzeugen wissen längst: Piloten und Autofahrer fühlen sich wohler und machen weniger Fehler, wenn sie bequem sitzen und wenn sie die Bedienelemente dort finden, wo sie sie erwarten. So erreichen sie ihr Ziel viel entspannter und freuen sich womöglich auf die nächste Fahrt. Warum sollte es mit positiv gestimmten Computernutzern anders sein?
Die erste Frage, die sich auch Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Rostock stellten, lautet: Wie erfährt der Computer überhaupt etwas vom Gemütszustand seines menschlichen Gegenübers? Emotionen manifestieren sich in peripheren physiologischen Vorgängen. Einige wie Körperhaltung, nervöses Fingerspiel oder das Runzeln der Stirn sind offensichtlich und lassen sich per Kamera mit Bildauswertung beobachten und einordnen. Herz- und Atemfrequenz, Blutdruck, Hauttemperatur und -widerstand sind dagegen subtilere Faktoren. „Wir haben einen Handschuh entwickelt, der solche Parameter mit geeigneten Sensoren misst“, sagt Christian Peter von der Abteilung Human-Centered Interaction Technologies. „Ein zugehöriges Gerät wertet sie aus und speichert sie ab. Darüber hinaus arbeiten wir an Techniken, mit denen Mimik erkannt werden kann oder mit deren Hilfe wir emotionsbezogene Merkmale aus Sprachsignalen extrahieren.“
Die Frage nach der Interpretation all dieser Daten ist schwierig, zumal Emotionen von Natur aus mehrdeutig, flüchtig und schwer zu beschreiben sind. Es funktioniert also nur, wenn der Nutzer den Computer vorab trainiert. Wie die Forscher vom IGD auch dies erreichen, können Besucher der CeBIT in Halle 9 erfahren. Die weltgrößte Computermesse findet vom 9. bis 15. März 2006 in Hannover statt.
Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Christian Peter
Telefon: 03 81 / 40 24-1 22, Fax: -1 99
christian.peter@igd-r.fraunhofer.de
Dr. Jörg Voskamp
Telefon: 03 81 / 40 24-1 20
joerg.voskamp@igd-r.fraunhofer.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.rostock.igd.fraunhofer.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie
Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.
Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.
Neueste Beiträge

CO2 mit Strom binden
Ein Mikroben-Enzym inspiriert die Elektrochemie. Von Menschen freigesetzte Treibhausgase treiben die Erderwärmung. Kohlendioxid (CO2) etwa sammelt sich in der Atmosphäre und ist schwer umzuwandeln, da es sehr stabil ist. Einige…

Einfachere und systematische Qualifizierung von KI-Anwendungen
Ein neues Software-Framework soll Unternehmen die Abnahme bzw. Auditierung von Anwendungen erleichtern, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Das Framework erarbeiten das Fraunhofer IPA und das Institut für Industrielle Fertigung…

Neue Studie zur Bodenplastisphäre
Forschungsteam um Biologen der Freien Universität Berlin sieht in Mikroplastikverschmutzung in Böden beispiellosen Lebensraum und warnt vor unklaren Folgen. Plastik ist in der Umwelt mittlerweile allgegenwärtig: Während sich frühere Forschungsarbeiten…