Der schnelle Draht zum Arzt

Mikrosystemtechnik statt Krankenhaus: Klinikaufenthalte, die nur der Beobachtung des Patienten dienen, werden mit Hilfe von modernen auf Mikrosystemtechnik basierenden Monitoringsystemen zunehmend überflüssig. Mit standardisierten Bausteinen sollen diese Monitoringsysteme jetzt kostengünstiger werden.

Über Monitoringsysteme kann sich ein Arzt kontinuierlich über den Gesundheitszustand seiner Patienten auf dem Laufenden halten. Die Patienten können dafür in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Ein winziger im oder am Körper angebrachter Sensor misst Blutdruck, Körpertemperatur oder Augeninnendruck und übermittelt die Daten über eine Telemetrieeinheit direkt an die Praxis des Hausarztes, an die Klinik oder den Rettungsdienst. Bei kritischen Veränderungen kann der Arzt sofort reagieren. Die ersten Monitoringsysteme sind bereits auf dem Markt. Über die Standardisierung von Schnittstellen und Bausteinen wollen Industrie und Wissenschaft jetzt dafür sorgen, dass die Entwicklung von weiteren Systemen – z.B. zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels – kostengünstiger und schneller möglich wird. Am 27. Juli diskutieren die Medizintechnik-Experten in Frankfurt die Inhalte eines künftigen biomedizinischen Baukastens. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt diese Aktivitäten im Rahmen des Förderkonzeptes „Mikrosystemtechnik 2000+“.

In der Bundesrepublik Deutschland nimmt der Anteil der älteren Menschen und die Zahl der Einpersonenhaushalte ständig zu. Die Gesundheitsfürsorge und gegebenenfalls Krankenpflege für alleinlebende Menschen ist kostenaufwendiger als in Familien mit mehreren Personen, weil der Einsatz von professionellem Pflegepersonal mit hohen Wege- und Personalkosten verbunden ist. Akut gesundheitlich gefährdete Menschen müssen deshalb häufig länger als notwendig in Kliniken untergebracht werden, weil zu Hause keine Betreuungsperson für eventuelle Notfälle zur Verfügung steht. Modernste Entwicklungen der Kommunikations-, Computer- und Medizintechnik erlauben es aber mittlerweile, die Sicherheit der außerklinischen medizinischen Fürsorge erheblich zu verbessern. Schon heute gibt es die ersten klinischen Monitoringsysteme, die eine automatische Aufzeichnung von Vitalparametern, wie Blutdruck, EKG, Sauerstoffsättigung, Pulsfrequenz, Körpertemperatur etc. vornehmen.

Seit 1995 fördert das BMBF Projekte zur telemetrischen Diagnostik, z.B. zur Kontrolle des Blutdrucks und des Augeninnendrucks. Bislang sind die gewonnenen Daten nur lokal verfügbar. Im Rahmen des Anfang Juli gestarteten Projektes „Personal Health Monitoring System mit innovativer mikrosystemtechnischer Sensorik“ (PeHeaMon) wird sowohl die Sensorik als auch die Verbindung vom Patienten zum Arzt weiterentwickelt. Das BMBF unterstützt dieses Projekt mit 6,5 Mio. DM und schafft somit die Voraussetzungen für zentrale Komponenten neuer Monitoringsysteme.

Um künftige Entwicklungen in diesem Bereich einfacher und kostengünstiger zu gestalten, wollen Industrie und Forschung jetzt gemeinsam einen biomedizintechnischen Baukasten entwickeln. Für alle Bauteile eines Monitoringsystems – dazu gehören die im oder am Körper des Patienten angebrachten Mikrosensoren, die Informationsverarbeitung, die Telemetrie zur Versendung der Daten und der Monitor auf dem Schreibtisch des Arztes – werden Schnittstellen definiert und standardisiert. Künftig können die Medizintechnik-Unternehmen miteinander kompatible Bausteine in ihre Neuentwicklungen integrieren und die eigentlichen Entwicklungsarbeiten auf einzelne innovative Module konzentrieren. Neue Monitoringsysteme können auf diese Weise wesentlich schneller und kostengünstiger angeboten werden. Insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen wird damit der Einstieg in die Mikrosystemtechnik erleichtert.

Am Freitag, 27. Juli, werden Experten aus Unternehmen der Bereiche Medizintechnik, Telemetrie, Sensorik sowie Aufbau- und Verbindungstechnik mit Wissenschaftlern aus Universitätskliniken und Forschungsinstituten in Frankfurt/Main die Inhalte des biomedizinischen Baukastens diskutieren.

Nähere Informationen erteilt der Projektträger
VDI/VDE-Technologiezentrum Informationstechnik GmbH
Christine Weiß, Telefon: 03328/435-184; Mail: weiss@vdivde-it.de
oder Dr. Kristina Hartwig, Telefon: 03328/435-142, Mail: hartwig@vdivde-it.de

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Wiebke Ehret idw

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