Nachholbedarf für Verbraucherrechte in der digitalen Welt

EU-Projekt INDICARE veröffentlicht Sachstandsbericht zum „Digital Rights Management“

Im Mittelpunkt der Diskussionen um die Nutzung digitaler Güter wie Videos, Musik, Spiele oder Software steht derzeit der Schutz von Künstlern und Produzenten vor illegalen Kopien. Doch wie sieht es mit Rechten von Kunden und Verbrauchern aus? Das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt INDICARE soll dazu beitragen, offene Fragen eines Einsatzes von „Digital Rights Management“ aus Kunden- und Anwenderperspektive zu klären. INDICARE wird vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Forschungszentrums Karlsruhe koordiniert. Gerade ist ein erster Sachstandsbericht erschienen. Sein Fazit: Interessen und Bedürfnisse von Kunden werden nur unzureichend berücksichtigt.

Systeme für das Digital Rights Management (DRM), das heißt technische und organisatorische Vorkehrungen zur Verwaltung von Rechten an digitalen Produkten, werden vor allem bei der Online-Verbreitung digitaler Musikstücke, Videos, Fernsehsendungen, Software, Spiele oder Bücher eingesetzt. DRM-Systeme regeln die Beziehung von Anbietern digitaler Inhalte zu ihren Kunden. Sie kontrollieren einerseits die Nutzungsformen, zum Beispiel die Möglichkeit, Kopien herzustellen oder das jeweilige Produkt weiterzugeben. Andererseits sollen mit Hilfe von DRM-Systemen neue Verwertungsmodelle durchgesetzt und möglichst vielen Kunden ein Zugang ermöglicht werden. Autoren, Künstler oder Produzenten können sich über das Internet direkt an die Verbraucher wenden, um ihre digitalen Bücher, Musikstücke oder Filme zu verkaufen.

„Mit DRM verbindet sich ein Themenkomplex, der weit über die Vermeidung von Urheberrechts-Piraterie hinausgeht“, stellt der Koordinator des EU-Projektes INDICARE, Dr. Carsten Orwat vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des Forschungszentrums Karlsruhe, fest. „Um eine breite Akzeptanz zu erreichen, müssen neben den Schutzbedürfnissen der Anbieter auch die Bedürfnisse der Konsumenten berücksichtigt werden. Dazu gehören faire Nutzungs- und Zugangsbedingungen, Nutzungsmöglichkeiten auf unterschiedlichsten Endgeräten, Transparenz der Nutzungsbedingungen, Schutz der Privatsphäre und Kundenfreundlichkeit.“

Der nun vorliegende erste Sachstandsbericht des Projektes INDICARE zeigt unter anderem technische Lösungen auf, die zur Erfüllung der Konsumentenbedürfnisse notwendig sind. Beim Datenschutz ist es zum Beispiel erforderlich, dass der Nutzer Kontrollmöglichkeiten über die vom Anbieter erhobenen Daten, beispielsweise über sein Nutzungsverhalten, erhält und die Erhebung und den Umgang mit diesen Daten in seinem Sinne einschränken kann. Für den Nutzer ist es darüber hinaus wünschenswert, dass er die digitalen Produkte möglichst umfassend verwenden kann. Dazu gehört die Nutzung auf verschiedenen Endgeräten ebenso wie die Weiternutzung bei Systemwechseln (neuer Computer, neue Geräteausstattung etc.) oder die beschränkte Weitergabe im Familien- und Freundeskreis.

„Ein Grund dafür, dass DRM-Systeme bisher wenig genutzt werden, liegt darin, dass die Wünsche von Konsumenten und ihren Vertretern bisher kaum Eingang in die Entwicklung von Vertriebsmodellen, technischen Systemen, rechtlichen Regelungen oder politischen Initiativen gefunden haben“, ist Carsten Orwat überzeugt. „Ein faires DRM-Design ist der Schlüssel zum wirtschaftlichen Erfolg der Angebote.“

Der Sachstandsbericht „Digital Rights Management and Consumer Acceptability. A Multi-Disciplinary Discussion of Consumer Concerns and Expectations“ des Projektes INDICARE ist zum kostenlosen Download erhältlich unter: www.indicare.org/soareport.

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Dr. Joachim Hoffmann idw

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