Bericht in "Science": Auf der Jagd nach dem Quantencomputer


Die Realisierung eines Quantencomputers stellt ein hoch aktuelles Gebiet der physikalischen Forschung dar. Diese Computer sind deshalb so attraktiv, weil sie eine drastisch höhere Rechenleistung vollbringen als klassische Rechner. Wissenschaftler von der Universität Würzburg haben zusammen mit Kollegen aus Kanada ein wesentliches Bauelement für einen Quantencomputer, ein "quantum gate", realisiert. Dem Wissenschaftsblatt „Science“ war das einen Bericht wert.

Bei einem herkömmlichen Computer sind die Informationsträger so genannte Bits, die entweder den Wert 0 oder 1 annehmen können. Im Quantencomputer dagegen können die „quantum bits“ – vereinfacht gesagt – jeden Wert zwischen 0 und 1 annehmen, und damit ist der Informationsgehalt pro Bit wesentlich erhöht.

Seine eigentliche Schnelligkeit bezieht ein Quantencomputer aber daraus, dass die einzelnen Bits nicht getrennt angesteuert werden. sondern alle Bits miteinander gekoppelt sind. Die Forscher sprechen hier von einer Verschränkung: Wird ein bestimmter „quantum bit“ angesteuert, dann werden aufgrund der Kopplung gleichzeitig auch alle anderen Bits adressiert. Statt einer einzelnen Rechenoperation zu einer bestimmten Zeit sind dadurch gleichzeitig sehr viele Rechenoperationen durchführbar.

Der Arbeitsgruppe am Würzburger Lehrstuhl für Technische Physik unter der Leitung von Prof. Dr. Alfred Forchel gelang es zusammen mit der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Pawel Hawrylak vom National Research Council in Ottawa, durch die Kopplung so genannter Quantenpunkte künstliche Moleküle herzustellen. Quantenpunkte können als im Labor synthetisierte Atome betrachtet werden, deren Eigenschaften der Experimentator genau einstellen kann.

Wird nun ein Elektron in ein solches Molekül injiziert, so kann es als „quantum bit“ benutzt werden: Es kann sich entweder in dem einen (logische 0) oder in dem anderen Quantenpunkt (logische 1) befinden. Mehr noch, es kann sich sogar in beiden Punkten aufhalten. Werden in das künstliche Molekül zwei Elektronen injiziert, so werden die Zustände dieser beiden Teilchen gekoppelt. Somit ist ein so genanntes „quantum gate“ und damit ein Bauelement realisiert, das zur Verschränkung zweier Bits dient.

M. Bayer, P. Hawrylak, K. Hinzer, S. Fafard, M. Korkusinski, Z. R. Wasilewski, O. Stern, A. Forchel: „Coupling and Entangling of Quantum States in Quantum Dot Molecules“, Science 291 (2001), Seiten 451-453.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Manfred Bayer, T (0931) 888-5792, Fax (0931) 888-5143, E-Mail: mbayer@physik.uni-wuerzburg.de

Media Contact

 Robert Emmerich idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Seltene Zelltypen sichtbar machen

Forscher:innen entwickeln neue Methode. Der Mensch besitzt mehr als 30 Billionen Zellen. Forschungsansätze zur Aufklärung von menschlichen Krankheiten oder Entwicklungsprozessen basierend auf der Analyse von Einzelnen-Zellen waren aufgrund der unzählbaren…

Wärmepumpe: Kompressoren für hohe Temperaturen

Industrielle Prozesswärme nachhaltig bereitzustellen, bleibt eine Herausforderung. Papierfabriken, Chemieparks oder Nahrungsmittelverarbeiter benötigen eine Prozesswärme bei Temperaturen bis zu 200 Grad Celsius und sind bislang von fossilen Brennstoffen abhängig. Gleichzeitig fällt…

Schneller Lichtpuls triggert den Ladungstransfer ins Wasser

Mit einer neuen Technik konnten Forschende live beobachten, was in der ersten Pikosekunde passiert, wenn ein Proton sich nach Lichteinstrahlung von einem Farbstoff löst. In bestimmten Molekülen, den sogenannten Fotosäuren,…

Partner & Förderer