Sozialunternehmen messen Demografiefestigkeit

Im Bereich guter Führung, Gesundheitsförderung und Vereinbarkeit von Familie und Beruf dagegen sind die Unternehmen unterschiedlich gut aufgestellt. Durch die Kooperation und das Lernen vom Besten wird die Demografiefestigkeit der Unternehmen gesteigert.

In der Westpfalz sind Unternehmen der Sozial- und Gesundheitsbranche wichtige Arbeitgeber, deren Bedeutung für die Region kontinuierlich wächst. Der Demografische Wandel wird in dieser Branche den häufig schon heute akuten Mangel an Fachkräften drastisch verschärfen. Zudem wird es für die alternden Belegschaften immer schwieriger, der hohen Arbeitsbelastung standzuhalten. Um die Zukunftsfähigkeit dieser Unternehmen zu erhalten, ist es daher entscheidend, die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten und als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Sieben Einrichtungen aus der Westpfalz haben diese Problematik erkannt und nehmen am Forschungsprojekt »Benchmarking der Demografiefestigkeit in Unternehmen der Gesundheitswirtschaft« teil. Die drei Krankenhäuser, zwei Behinderteneinrichtungen, eine Jugendförderstätte und eine Altenpflegeeinrichtung beschäftigen zusammen über 5000 Mitarbeiter.

Im Rahmen des Projektes, das vom Institut für Technologie und Arbeit aus Kaiserslautern und dem Institut für sozialpädagogische Forschung aus Mainz wissenschaftlich begleitet und vom Land Rheinland-Pfalz sowie vom Europäischen Sozialfonds gefördert wird, wurde zunächst gemeinsam erarbeitet, was ein »demografiefestes Unternehmen« auszeichnet. Dann wurden Daten zu zahlreichen Indikatoren erhoben, um zu bewerten, wo die Unternehmen hinsichtlich ihrer Demografiefestigkeit stehen. Besonders wichtig ist dabei die Sicht der Mitarbeiter, die in einer ausführlichen Befragung, an der fast 2700 Mitarbeiter teilgenommen haben, erfasst wurde.

Die Ergebnisse zeigen die außerordentliche Identifikation der Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit in einem sozialen Beruf: 86% empfinden ihre Arbeit als sinnvoll und wichtig. Die hohe Belastung wird etwa daran deutlich, dass 78% der Befragten sehr schnell arbeiten müssen und nur 22% ausreichend Zeit für die zwischenmenschliche Betreuung der Patienten finden. Vielerorts wird der Personalmangel als Ursache starker Überlastung genannt.

Als Ergebnis dieser Belastung geben über 40% des Pflegepersonals an, sich häufig müde, körperlich und emotional erschöpft zu fühlen. Rund jeder Zehnte denkt mehrmals im Monat daran, den Beruf zu wechseln. Zu Unzufriedenheit führen neben der hohen Belastung zumeist Führungsthemen oder Arbeitszeitregelungen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sehr beeinträchtigen.

Das Teamklima und das Miteinander von Alt und Jung sind dagegen kein Problem. Insgesamt sind 78% der Befragten zufrieden mit ihrer Arbeitssituation. Bei fast allen Themen gibt es große Unterschiede zwischen den beteiligten sieben Unternehmen.

Diese und viele weitere Ergebnisse sowie zahlreiche in den Befragungen geäußerten konkreten Ideen und Verbesserungsvorschläge helfen nun dabei, Maßnahmen zur Verbesserung der Demografiefestigkeit zu entwickeln. Der Austausch zwischen den Unternehmen dient dazu, von den Besten zu lernen und die durch die besten Ergebnisse identifizierten erfolgreichsten Konzepte zu transferieren. Im Rahmen des Projektes werden die Unternehmen bei der partizipativen Strategieentwicklung und den ersten Umsetzungsschritten begleitet.

Am 17. November 2014 werden wesentliche Ergebnisse des Projekts und zahlreiche Best-Practice-Ansätze im Rahmen der 25. ITA-Jahrestagung auf dem Betzenberg in Kaiserslautern vorgestellt.

Weitere Infos unter http://www.ita-kl.de oder per Emailanfrage an frank.eierdanz@ita-kl.de

http://www.ita-kl.de

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Dr. Frank Eierdanz idw - Informationsdienst Wissenschaft

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