Bürgerarbeit: Kein Beschäftigungswunder in Bad Schmiedeberg

Allerdings dürfte dies nur zum Teil auf das Konto des Modellversuchs gehen, denn auch in anderen Regionen sei die Betreuungsintensität gestiegen. Zudem würden sich beim Vergleich mit anderen Regionen kaum Unterschiede hinsichtlich der Übergänge in reguläre Beschäftigung zeigen, so die Nürnberger Arbeitsmarktforscher. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass es zumindest in Bad Schmiedeberg weniger an der Aktivierung von Arbeitslosen gemangelt hat, sondern schlicht an Arbeitsplätzen.

Das ab September 2006 in Bad Schmiedeberg (Landkreis Wittenberg) umgesetzte Konzept der Bürgerarbeit besteht aus vier Stufen. Die ersten drei Stufen beinhalten ein umfassendes Profiling der Arbeitslosen, die Verstärkung der Eigenbemühungen zur Stellensuche sowie den Einsatz von Fördermaßnahmen, beispielsweise von Fortbildungen. Zentrales Ziel ist, die Arbeitslosen möglichst rasch in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Erst wenn diese drei Stufen ergebnislos geblieben sind, sollen in der vierten Stufe öffentlich geförderte Beschäftigungsverhältnisse zum Einsatz kommen.

Die deutlich gesunkene Arbeitslosenquote in Bad Schmiedeberg wurde überwiegend durch öffentlich geförderte Beschäftigung erreicht, also die vierte Stufe der Bürgerarbeit. Die von der Idee her unbefristeten Beschäftigungsverhältnisse werden im Modellversuch wegen den geltenden gesetzlichen Regelungen als befristete Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) umgesetzt.

„Mit der öffentlich geförderten Beschäftigung konnte zwar in Bad Schmiedeberg die Zahl der registrierten Arbeitslosen erheblich verringert werden, bei einem flächendeckenden, bundesweiten Einsatz ließe sich aber die Verdrängung regulärer Beschäftigung kaum vermeiden“, betont Susanne Koch vom IAB.

Der Modellversuch sei jedoch keineswegs als gescheitert zu betrachten. Nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscher spricht einiges dafür, dass die ersten drei Stufen des Modellversuchs Erfolge erreicht haben, die nicht in der Statistik sichtbar sind. Die intensivere Beschäftigung mit den Arbeitslosen führe dazu, dass ihre Stärken und Schwächen besser kennengelernt und damit die Vermittlungsstrategien besser zugeordnet werden. „Damit könnte durchaus eine Grundlage gelegt worden sein, auf der – bei einer Fortführung der intensiven Betreuung – auch für schwierigere Fälle Integrationserfolge zu erzielen wären“, so die Studie.

Die Forschungsergebnisse für die vierte Stufe des Konzepts stehen noch aus. Das Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) untersucht derzeit Umsetzung, Einsatzmöglichkeiten sowie Kosten und Nutzen der öffentlich geförderten Beschäftigungsverhältnisse.

Die IAB-Studie „Modellversuch Bürgerarbeit: Zwischen Workfare und Sozialem Arbeitsmarkt“ im Internet: http://doku.iab.de/forschungsbericht/2007/fb1407.pdf.

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Wolfgang Braun idw

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