Raubmilbe attackierte Ameise vor fast 50 Millionen Jahren
Die Milbe, die zu der noch lebenden Gattung Myrmozercon gehört, ist der älteste Beweis für eine sehr enge, wahrscheinlich parasitische ökologische Verbindung zwischen Raubmilben und Insekten aus der Gruppe der Hautflügler. Heute ist die nah verwandte Varroa-Milbe eine Plage in Bienenstöcken. Der Fossilfund zeigt, dass Raubmilben eine lange gemeinsame Geschichte als Feinde von Ameisen, Bienen und Wespen haben.
Raubmilben (Mesostigmata) sind eine vielfältige Gruppe der Spinnentiere mit mehr als 11 400 beschriebenen Arten. Die meisten davon leben im Laub oder in der Erde und ernähren sich räuberisch oder sogar parasitisch. Trotz der heutigen Vielfältigkeit sind Raubmilben extrem selten als Fossilien.
Weltweit sind nur vierzehn Funden aus der Fachliteratur bekannt. Grund dafür könnte die Tatsache sein, dass Raubmilben Bodentiere sind und sehr selten mit Baumharz, dem Ursprung des Bernsteins, in Berührung kommen. Interessanterweise leben manche Raubmilben heute in enger Verbindung mit anderen Gliederfüßern und könnten möglicherweise als ‚blinde Passagiere‘ in Bernstein enden.
Eine internationale Forschergruppe unter Federführung von Jason Dunlop aus dem Museum für Naturkunde Berlin hat nun genau so ein Fall dokumentiert. Eine nur 0,7 mm große Milbe wurde direkt auf dem Kopf einer Ameise in ca. 49 Millionen Jahre altem Baltischen Bernstein entdeckt.
Milbenexperten des Forscherteams konnten sie als Vertreter der lebenden Gattung Myrmozercon bestimmen. Der Fund im Bernstein ist kein Zufall. Alle 24 modernen Arten von Myrmozercon leben auch heute unter den Ameisen und können genauso auf dem Kopf oder auf anderen Körperteilen „reiten“. Diese Milben sind sehr wahrscheinlich Parasiten, die sich bei Bedarf von ihrem Wirt ernähren.
Der neue Bernsteinfund ist nicht nur der älteste Beweis der Gattung Myrmozercon, er ist auch ein extrem seltenes Beispiel von einer eindeutigen ökologischen Beziehung zwischen zwei Fossilen. Darüber hinaus zeigt uns dieses einzigartige Stück, dass Raubmilben Sozialinsekten aus der Gruppen der Hautflügler (Ameisen, Bienen, Wespen) seit mindestens 50 Millionen Jahren belästigt haben.
Heut zu Tage sind einige Verwandte von Myrmozercon wie die Varroa-Milbe eine ernst zu nehmende gesundheitliche und wirtschaftliche Gefahr für Bienenstocke.
Veröffentlicht in: Dunlop, J. A., Kontschán, J., Walter, D. E. & Perrichot, V.2014. An ant-associated mesostigmatid mite in Baltic amber. – Biology Letters. http://dx.doi.org/10.1098/rsbl.2014.0531
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.naturkundemuseum-berlin.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften
Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.
Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.
Neueste Beiträge

CO2 mit Strom binden
Ein Mikroben-Enzym inspiriert die Elektrochemie. Von Menschen freigesetzte Treibhausgase treiben die Erderwärmung. Kohlendioxid (CO2) etwa sammelt sich in der Atmosphäre und ist schwer umzuwandeln, da es sehr stabil ist. Einige…

Einfachere und systematische Qualifizierung von KI-Anwendungen
Ein neues Software-Framework soll Unternehmen die Abnahme bzw. Auditierung von Anwendungen erleichtern, die auf Künstlicher Intelligenz (KI) basieren. Das Framework erarbeiten das Fraunhofer IPA und das Institut für Industrielle Fertigung…

Neue Studie zur Bodenplastisphäre
Forschungsteam um Biologen der Freien Universität Berlin sieht in Mikroplastikverschmutzung in Böden beispiellosen Lebensraum und warnt vor unklaren Folgen. Plastik ist in der Umwelt mittlerweile allgegenwärtig: Während sich frühere Forschungsarbeiten…