BMBF finanziert neues Polarflugzeug für den Einsatz in der Arktis und Antarktis

Das Forschungsflugzeug Polar 5 während eines Einsatzes. Foto: D. Steinhage / Alfred-Wegener-Institut<br>

Erstmals können dann Flugmissionen zeitgleich in der Arktis und in der Antarktis durchgeführt werden. Polar 6 wird wie Polar 5, die seit Oktober 2007 im Einsatz ist, eine Basler BT-67 sein. Bei international hochrangigen Flugmissionen hat sie in den Bereichen Geophysik, Glaziologie und Atmosphärenforschung Spitzenergebnisse erzielt.

„Die praktischen Erfahrungen mit Polar 5 zeigen, dass wir mit dem Flugzeugtyp Basler BT-67 die richtige Wahl getroffen haben. Insbesondere die Modifikationen am Flugzeug für den wissenschaftlichen Flugbetrieb nach unseren Angaben haben sich hervorragend bewährt.

Wir konnten Forschungsaufgaben wahrnehmen, die früher undenkbar waren und so wichtige neue Erkenntnisse zum Klimasystem und zur Glaziologie in den Polarregionen erlangen“, sagt Dr. Uwe Nixdorf, Leiter der Logistikabteilung des Alfred-Wegener-Instituts.

Da es weltweit aber nur wenige Polarflugzeuge dieser Ausstattung gäbe, sei die Nachfrage nach Flugzeit sowohl durch deutsche Forschergruppen wie auch durch ausländische Kooperationspartner immer stärker gestiegen. „Mit nur einem Flugzeug können wir nicht mehr allen Wünschen gerecht werden“, so Nixdorf. Polar 6 wird deswegen in vergleichbarer Konfiguration wie Polar 5 ausgestattet.

So können einerseits Messflüge in Arktis und Antarktis mit zwei Flugzeugen gleichzeitig starten, andererseits kann zu bestimmten Jahreszeiten sowohl in Arktis und Antarktis mit je einem Flugzeug operiert werden, um jahreszeitlich ablaufende Prozesse zu studieren.

Die Wissenschaftler werden mit den beiden Polarflugzeugen weiträumige Messungen der Meereisdickenverteilung und Messungen der Atmosphärenphysik in der Arktis durchführen und im Bereich der Geophysik, Meteorologie und Atmosphärenphysik Flugmissionen über dem gesamten Inlandeis der Antarktis starten. Beides ist insbesondere für die Validierung von Satellitenmissionen und für die Modellierung von Klimaänderungen von außerordentlicher Bedeutung.

„Wir werden den Klimawandel nur dann richtig verstehen, wenn wir mehr über das ‚System Erde’ wissen. Insbesondere die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Land, Ozean, Biosphäre, Atmosphäre und den Eismassen müssen besser verstanden werden. Vor dem Hintergrund der sich rasch ändernden Umweltbedingungen in den Polarregionen, vor allem in der als Schlüsselregion benannten Arktis, kommt einer leistungsfähigen und flexibel einsetzbaren Flugzeugflotte eine besondere Bedeutung zu. Dies zeigt sich nicht zuletzt darin, dass auch andere Nationen ihre polare Flugzeugkapazität ausbauen. Mit einem zweiten Flugzeug ist es uns möglich, die Exzellenz der polaren Infrastruktur auch in Zukunft zu gewährleisten“, so Prof. Dr. Karin Lochte, die Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts.

Für die wissenschaftlichen und logistischen Belange des Alfred-Wegener-Instituts kann das neue Polarflugzeug bereits bei der Fertigung entsprechend konfiguriert werden. Technische Details wurden kürzlich in Bremerhaven besprochen. Die flugtechnischen Eigenschaften von Polar 6 ermöglichen den uneingeschränkten Einsatz in der Antarktis mit Starts von allen Punkten auf dem Inlandeis bis in Höhen über 4000 Meter. Die Reichweite wird gleichzeitige Flugmissionen in unterschiedlichen Flughöhen, insbesondere in die küstenfernen Regionen des Arktischen Ozeans, ermöglichen. Hinzu kommen konstruktive Vorteile wie eine nahezu unbegrenzte Lebenszeit, ein robustes Skifahrwerk für Landungen auf unpräparierten Schnee- und Eisflächen, mehr Raum für den Einbau wissenschaftlicher Instrumente sowie eine relativ einfache Wartung.

Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf 9,775 Millionen Euro, Polar 6 kostet rund 8 Millionen Euro, dazu kommen Kosten für wissenschaftliche Ausrüstung, Modifikation und Zulassung. Standort des neuen Flugzeuges wird der Regionalflughafen Bremerhaven sein. Der Einsatz des Flugzeuges wird vom Alfred-Wegener-Institut geplant, der Flugbetrieb durch Kenn Borek Air Ltd. von Deutschland aus durchgeführt.

Die Forschung in den Polargebieten erfordert eine spezielle Ausrüstung und Logistik, da der Zugang zu den Forschungsgebieten durch die extremen Umweltbedingungen sehr schwierig ist. Messungen aus der Luft sind von Vorteil, gerade auch weil große Gebiete abgedeckt werden können. Der Einsatz von Forschungsflugzeugen ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Bodenuntersuchungen und Untersuchungen per Satellit.

Das Alfred-Wegener-Institut nutzt seit über 25 Jahren Polarflugzeuge für die Erforschung der Arktis und Antarktis. Polar 1, eine Dornier 128, startete 1983. Seitdem hat sich die Zusammensetzung der Flotte stets weiterentwickelt.

Hinweise für Redaktionen: Ihre Ansprechpartner am Alfred-Wegener-Institut sind Dr. Uwe Nixdorf (Tel. 0471 4831-1160; E-Mail: Uwe.Nixdorf@awi.de) sowie in der Abteilung Kommunikation und Medien Stephanie von Neuhoff (Tel. 0471 4831-2008; E-Mail: Stephanie.von.Neuhoff@awi.de).

Das Alfred-Wegener-Institut forscht in der Arktis, Antarktis und den Ozeanen der mittleren und hohen Breiten. Es koordiniert die Polarforschung in Deutschland und stellt wichtige Infrastruktur wie den Forschungseisbrecher Polarstern und Stationen in der Arktis und Antarktis für die internationale Wissenschaft zur Verfügung. Das Alfred-Wegener-Institut ist eines der 16 Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands.

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Margarete Pauls idw

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