Geodynamisches Entwicklungsprofil – Untersuchung der miozänen Geodynamik der Ost-Alpinen Becken
Vor rund 24 Millionen Jahren begann das Zeitalter des Miozän, ein Abschnitt des Erdzeitalters, der zum Jungtertiär gehört und in dem sich eine ganze Reihe bedeutender Tiere, vor allem Säugetiere, und Pflanzen entwickelten. Robert Scholger vom Institut für Geophysik der Montanuniversität Leoben untersucht im Rahmen eines vom FWF geförderten Forschungs-Projektbündels, inwieweit sich geodynamische Prozesse auf die Ökosysteme und Umweltbedingungen in den Ostalpen des Miozäns auswirkten. Ziel des Projekts ist die Einrichtung einer modernen Datenbank, die über die wichtigsten Miozän-Becken umfassend Auskunft gibt und allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden kann.
Das Miozän entwickelte sich in Europa anfangs trocken, dann ausgesprochen feucht, später erneut trocken und gegen Ende wiederum feucht. Hand in Hand mit dem klimatischen Geschehen (Vereisungen), aber auch mit den Gebirgsauffaltungen änderte sich auch der Meeresspiegel. In dieser bewegten Zeit der Erdentwicklung bildeten sich auch die ostalpinen Ökosysteme. „Mit besonderem Blick auf das Wiener Becken, das Steirische Becken und das Lavanttal wollen wir herausfinden, wie die geodynamischen Prozesse dieser Zeit diese Ökosysteme beeinflusst haben“, erklärt Scholger.
„Unter anderem zielen wir darauf ab, eine paläomagnetische Rekonstruktion über die tektonischen Bewegungsabläufe in den ostalpinen Tertiär-Becken zu erstellen.“ Mehrere Strategien kommen in seiner Arbeit zum Einsatz: Einerseits werden altersgleiche Sedimentbecken rund um die Alpen untersucht, verglichen und festgestellt, ob diese Becken sich relativ zueinander bzw. in welche Richtung sie sich grundsätzlich bewegt haben. Andererseits wird anhand von magnetostratigraphischen Profilen das Alter der Gesteinsschichten genau geprüft. Zusammen mit paläoökologischen und biostratigraphischen Daten soll letztlich eine Rekonstruktion der Geodynamik der Ostalpen im Miozän entstehen.
Umfassende Datenbank
Die Datenerfassung wurde zum Großteil bereits abgeschlossen. Im Sommer diesen Jahres werden die Auswertungen gemacht und bis Oktober soll die angepeilte Datenbank erstellt sein. Sie soll modernsten technologischen Kriterien entsprechen und wird auch anderen Interessierten offen stehen. „Als eines der ersten Ergebnisse haben wir festgestellt, dass es in den von uns untersuchten Ablagerungsorten eine geodynamische Entwicklung gegen den Uhrzeigersinn gab. Das Wiener und das Steirische Becken zeigen konsistente Ergebnisse, die eine bestimmte geodynamische Entwicklung nachweisen – eine sukzessive Rotation und eine Relativbewegung der Becken zueinander“, erläutert Scholger.
Aufgrund der bisher positiven Eindrücke und Ergebnisse plant Scholger ein weiteres Projekt, in dem auf der Basis der vorhandenen Daten bestimmte Zeitabschnitte noch detaillierter bearbeitet werden können. Außerdem soll die Aussagekraft der neuen, auf magnetischen Parametern basierenden, Klimaindikatoren im direkten Vergleich mit traditionellen Methoden untersucht werden. Neue Probennahmeverfahren erlauben die Erforschung der bislang nicht zugänglichen und kaum bearbeitbaren absoluten Lockersedimentbereiche.
Dr. Robert Scholger
Institut für Geophysik, Montanuniversität Leoben
Tel.: 03126 50415
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