Steinbrüche in Würzburg

Das Baumaterial für das fürstbischöfliche Schloss kam unter anderem aus einem Steinbruch am Würzburger Faulenberg, der 1596 erstmals urkundlich erwähnt wurde und bis ins 20. Jahrhundert in Betrieb war.

„Überraschend war für uns die Erkenntnis, dass es früher auch im unmittelbaren Stadtgebiet von Würzburg zahlreiche Steinbrüche gab, die Werksteine für den lokalen Gebrauch lieferten“, sagt der Mineraloge Professor Martin Okrusch von der Uni Würzburg. Die Lage dieser Steinbrüche lasse sich noch heute ermitteln. Teilweise sei es sogar möglich, ihre historische Entwicklung zu rekonstruieren.

All das ist in der neuen Publikation „Würzburger Steinbrüche“ nachzulesen, die in der Reihe „Mainfränkische Hefte“ erschienen ist. Alle vier Autoren kommen von der Uni Würzburg; es sind Martin Okrusch und Klaus-Peter Kelber vom Institut für Mineralogie sowie Verena Friedrich und Michaela Neubert vom Institut für Kunstgeschichte. Vorgelegt wurde die fachübergreifende Gemeinschaftsarbeit vom Verein der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte.

Den Forschern zufolge wurde bereits 1278 in Würzburg eine „Steinbrechergazen“ erwähnt, die auf das Steinbrechertor zulief. „Gazen“ bedeutet Gasse, das Steinbrechertor befand sich in etwa dort, wo heute im südlichen Hofgarten der Residenz der große Brunnen steht. Eine Urkunde des Klosters Himmelspforten aus dem Jahr 1360 benennt einen Steinbruch an der „Cellersteyge“. Eine handgezeichnete und handkolorierte Flurkarte der Unterdürrbacher Gemarkung aus der Zeit um 1675/80 stellt einen Steinbruch auf dem Steinberg dar.

Aber erst auf Plänen und Karten aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, die auf einer dem Heft beigefügten CD dokumentiert sind, werden Steinbrüche im Stadtgebiet häufig dargestellt. So auch der Werksandstein-Steinbruch auf dem Faulenberg, von wo Baumaterial für die Residenz kam.

Für ihre Publikation studierten die Wissenschaftler historische Karten aus dem Bayerischen Staatsarchiv, dem Stadtarchiv, dem Mainfränkischen Museum und der Universitätsbibliothek. Als Fundgrube erwiesen sich insbesondere die Würzburger Ratsprotokolle und die Bauakten der Residenz.

Neben dem Beitrag „Historische Steinbrüche im Würzburger Stadtgebiet im Wandel der Zeit“ enthält das Heft auch eine Arbeit von Kelber und Okrusch über „Die geologische Erforschung und Kartierung des Würzburger Stadtgebietes von den Anfängen bis 1925“. Diese Erforschung hatte mit dem Ende des 18. Jahrhunderts begonnen. Steinbrüche spielten dabei eine wichtige Rolle, denn als geologische Aufschlüsse ermöglichen sie Einblicke in die Vergangenheit der Erde.

Beide Textbeiträge enthalten zahlreiche Abbildungen. Hinzu kommen drei Beilagen, darunter eine farbige geologische Karte des Würzburger Stadtgebietes und die CD mit den digitalisierten Karten – eine Novität für die Publikationsreihe. Die Drucklegung des Heftes wurde durch Zuschüsse der Unterfränkischen Kulturstiftung beim Bezirk Unterfranken, der Sparkassenstiftung für die Stadt Würzburg und der Firma Knauf Gips (Iphofen) ermöglicht.

Das Heft „Würzburger Steinbrüche“ kostet 14,90 Euro und ist im Buchhandel sowie im Mineralogischen Museum der Universität am Hubland zu haben.

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