Klimaforschung – Klimageschichte: Auftakt zur Antarktissaison 01/02

Am 7. November bricht das Forschungsschiff „Polarstern“ zu seiner 19. Antarktis-Reise auf. Die Fahrt besteht aus sechs Abschnitten mit unterschiedlichen Aufgaben und Besatzungen.

Der erste Abschnitt der Fahrt dient der Versorgung der Neumayer-Station und insbesondere der Kohnen-Station: Im Rahmen des europäischen Projektes EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) werden AWI-Wissenschaftler dort eine Eisbohrung vornehmen, die Aufschluss über die Klimageschichte der letzten 500.000 Jahre geben soll. Die „Polarstern“ bringt Ausrüstung und Geräte zur Neumayer-Station. Von dort aus sind zwei Transporte zur etwa 500 Kilometer landeinwärts befindlichen Kohnen-Station geplant. Diese Traversenfahrt mit Spezialfahrzeugen wird voraus-sichtlich fünf bis zehn Tage dauern.

Das Eis in größeren Tiefen ist älter als das an der Oberfläche. Je tiefer man bohrt, umso älter ist also das Eis, das man dort findet. Diesmal sollen Eisproben aus Tiefen von bis zu 600-800 Metern entnommen werden. Schon im Vorjahr wurde ein Loch von etwa 100 Meter Tiefe gebohrt. Mit einem Ringbohrer, der einen Durchmesser von gut 10 Zentimetern hat, wird das Loch weiter vertieft. Der Kern, der dabei stehenbleibt, ist der so genannte Bohrkern, der Informationen über die Umwelt- und Klimabedin-gungen der Vergangenheit enthält.

Parallel werden vor Ort unterschiedliche Messungen der Atmosphäre vorgenommen: Neun automatische Wetterstationen der Universität Utrecht und Wetterballons, die mehrmals täglich starten, werden die Eigenschaften der Atmosphäre in unterschied-lichen Höhen messen. Tägliche Schneeproben geben Aufschluss über die Luftchemie, eine Besaugungsanlage entnimmt und filtert Proben aus der antarktischen Luft. Diese Daten aus der Zentral-antarktis werden anschließend mit entsprechenden Daten von der Neumayer-Station verglichen.

Die wissenschaftliche Arbeit auf der „Polarstern“ hat einen geophysikalischen Schwerpunkt. Vor etwa 140 Millionen Jahren spaltete sich der ursprüngliche Südkontinent Godwana auf Grund der Kontinentaldrift in die Antarktis und Südamerika auf. Die Wissenschaftler werden im antarktischen Weddellmeer auf die Suche nach magnetischen Anomalien gehen. Solche Anomalien geben Hinweise darauf, wie diese Aufspaltung damals vor sich ging. Neben ozeanografischen und biologischen Messungen werden die Wissenschaftler Bojen auf Eisbergen aussetzen um deren Drift per Satellit verfolgen zu können. Die Meeresströmun-gen, die auf diese Weise gemessen werden, sind von großer Bedeutung für das globale Klima.

Die folgenden Fahrtabschnitte der Reise dienen biologischen Untersuchungen. Nach der Aufspaltung des Südkontinentes ent-wickelte sich das Leben in der Antarktis und in Südamerika unab-hängig von einander weiter. In der Folgezeit kam es zu Wieder-einwanderungen verschiedener Arten. Auf welchem Wege das geschah und welcher Austausch zwischen den Kontinenten statt fand, sind die Fragestellungen der Untersuchungen in der Tiefsee. Proben vom Grund des Weddelmeeres und der Scotia-See werden zeigen, welche unterschiedlichen Organismen dort leben und wie sie an das Leben in der Tiefsee angepasst sind.

Die Polarflugzeuge des Alfred-Wegener-Institutes werden in der nächsten Woche am 15. November von Bremerhaven aus in die Antarktis starten und einen Teil der beschriebenen Forschungsauf-gaben unterstützen.

Am 3. Juni 2002 wird „Polarstern“ in Bremerhaven zurück erwartet.

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Dipl.-Ing. Margarete Pauls Alfred-Wegener-Institut

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