Sag mir, wo das Meereis ist…? EU-Projekt DAMOCLES erforscht den rasanten Klimawandel in de Arktis

Die Arktis schmilzt. Mit Hilfe des internationalen EU-Projektes „DAMOCLES“ soll die Entwicklung des arktischen Eises langfristig beobachtet und zuverlässig prognostiziert werden. So sollen Risiken und Auswirkungen extremer Klimavorgänge wie dem Verschwinden des arktischen Eises im Sommer besser abschätzbar sein. Von deutscher Seite ist unter anderem das Institut für Umweltphysik der Universität Bremen beteiligt.


Das Arktische Meereis verringert sich Jahr für Jahr um 37.000 km 2 – und das bereits seit zwei Jahrzehnten. Die durchschnittliche Eisdicke ist inzwischen von 3,1 Metern auf 1,8 Meter geschrumpft. Alle aktuellen Klimamodelle sagen vorher: Das mehrjährige Eis des Arktischen Ozeans wird in einigen Duzend Jahren oder noch schneller verschwinden. Ist diese Vorhersage zuverlässig? Wann tritt sie tatsächlich ein? Welche klimatischen Auswirkungen wird das Abtauen des mehrjährigen Eises in der Arktis regional und global haben? Hängt das Damoklesschwert der weltweiten Klimakatastrophe über uns? Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten, hat die Europäische Union das Projekt „DAMOCLES“ auf die Beine gestellt. Aufgabe von „Developing of Arctic Modelling and Observing Capabilites for Long-term Environmental Studies“ ist, ein langfristiges Beobachtungs- und Vorhersagesystem für den Arktischen Ozean zu entwickeln, um Risiken und Auswirkungen von extremen Klimaereignissen wie etwa dem Verschwinden des arktischen Meereises im Sommer (in anderen Worten: dem Verschwinden des mehrjährigen Eises) abzuschätzen und vorherzusagen. Von deutscher Seite ist das Team von Dr. Georg Heygster in der Arbeitsgruppe von Professor Justus Notholt vom Institut für Umweltphysik der Universität Bremen daran beteiligt.

Die Arktis reagiert besonders sensibel auf Klimawandel

Über 100 Experten des Arktischen Ozeans aus 45 europäischen Institutionen in 11 Europäischen Ländern und Russland haben sich entschlossen, in DAMOCLES ihre Kräfte zu bündeln, um die Veränderungen des globalen und insbesondere des arktischen Klimas besser zu beobachten und zu verstehen sowie die Folgen genauer zu prognostizieren. Die Arktis reagiert empfindlich wie keine andere Region der Erde auf globale Erwärmung. Für die Klimaforscherinnen und Forscher handelt es sich bei dem Programm um eine dreifache Herausforderung: Sie müssen gemeinsam die passende Technologie entwickeln, um umfangreiche Daten zu erfassen. Sie müssen Computerprogramme schreiben, die diese Datenmengen verarbeiten können. Und sie müssen die Öffentlichkeit und insbesondere politische Entscheidungsträger über die globale Klimaentwicklung und deren Konsequenzen für die Erde informieren. DAMOCLES ist insbesondere mit dem Ziel angetreten, für die jungen Generation von Studierenden, Schülerinnen und Schülern allgemein verständliche Materialien zu erarbeiten, die für schulischen Unterricht in Europa und Nordamerika geeignet ist.

Bremer Know-how in der Erdfernerkundung

DAMOCLES bedeutet eine wesentliche Integration des wissenschaftlichen europäischen Potenzials, um die polare Umwelt zu erforschen. Zugleich stellt das Projekt einen wirkungsvollen Rahmen zur Entwicklung internationaler Zusammenarbeit mit Nordamerika (USA und Kanada) und Asien (Japan, China und Korea) dar. DAMOCLES läuft bis zum Jahr 2009 und ist ein wesentlicher Beitrag der Europäischen Union zum Internationalen Polarjahr (2007-2008). Das Institut für Umweltphysik der Universität Bremen hat vor allem in der Erdfernerkundung durch Satelliten einen international anerkannten Namen. Für DAMOCLES werden die Bremer Forscher exakte Daten über die Entwicklung von Wasserdampf und Meereis sowie atmosphärische Temperaturprofile in der Arktis erfassen, die bislang nicht oder nur weniger genau mit Satellitensensoren bestimmt werden konnten. Dabei profitiert das IUP von seine Erfahrungen aus dem gerade beendeten EU-Projekt IOMASA (Integrated Observing and Modeling of the Arctic Surface and Atmosphere). Das Projekt DAMOCLES hat ein Finanzvolumen von über 16 Millionen Euro mit eine Laufzeit von vier Jahren. Davon entfällt auf das IUP der Universität Bremen 352.000 Euro.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik
Institut für Umweltphysik
Prof. Justus Notholt
Tel. 0421 218 8982
E-Mail: notholt@uni-bremen.de
Dr. Georg Heygster
Tel. 0421 218 3910
E-Mail: heygster@uni-bremen.de

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